Neurottschule

Die meisten Neurottschüler sind wieder im Vollunterricht

Von 
Marco Brückl
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Nicolas Bruchmann (v. l.), Leonie Hemmerich, Noemi Dupal, Amanda Anyingu und Lehrerin Jeannine Lackner sind froh, dass alle wieder gemeinsam in der Schule sind. Die Lernerei vor dem Bildschirm sei irgendwann mal auf die Nerven gegangen, spätestens beim Internetaussetzer. Nun könne man die Lehrer wieder vor Ort fragen. © Brückl

Ketsch. Es ist nicht überliefert, ob alle Schüler der Neurott-Gemeinschaftsschule mit voller Motivation bei der Sache sind, aber bei einem ausgewählten Kreis hat der Vollunterricht seit Montag, die Rückkehr fast aller Mädchen und Jungen in den Klassenverbund trotz der Corona-Pandemie, für einen Motivationsschub gesorgt – das bestätigen zumindest Leonie Hemmerich (13), Noemi Dupal (13), Amanda Anyingu (14) und Nicolas Bruchmann (13) im Gespräch mit unserer Zeitung.

„Wenn man mal was nicht versteht, kann man die Lehrerin fragen und sie kann das in der Klasse viel besser erklären als vor dem Bildschirm“, sagt Amanda. „In der Schule kann man mit Freunden viel mehr machen“, hebt Noemi heraus und Leonie freut sich über die sozialen Kontakte, „weil man wieder mehr erlebt und es nicht so langweilig ist“. Der Hahn im Korb, Nicolas, findet es zwar ein wenig gewöhnungsbedürftig, dass die Lautstärke wieder erheblich zugenommen hat, doch er lässt keinen Zweifel daran, dass er sich flugs daran gewöhnen wird.

An die insgesamt 455 Kinder und Jugendlichen in 19 Klassen der Gemeinschaftsschule muss sich Schulleiter Joachim Rumold freilich nicht erst gewöhnen, er ist vielmehr froh, dass sie bis auf wenige Ausnahmen (Schüler, die dauerhaft vom Unterricht befreit sind) zurück sind. „Seit dem 16. Dezember ist endlich mal wieder Vollbetrieb“, sagt er und es klingt doch sehr erleichtert und hoffnungsfroh, dass die Lockerungen durch die Pandemie keine Rückschläge erleiden. Denn Bildung und Erziehung lebten von den direkten Kontakten, dem Miteinander vor Ort.

Das bekommt vor dem Gebäude mit den vier Schülern der 8a und 8b einen Namen: das „th“ – das englische tee-aitch. Jeannine Lackner lehrt neben Geschichte und Sport auch Englisch und da sei die Aussprache wichtig. Am Bildschirm des Laptops etwa sei das lange nicht so gut zu erklären wie im Klassenzimmer. „Die Fünftklässler ahmen einen beim tee-aitch regelrecht nach“, sagt Jeannine Lackner. Nicolas, Leonie, Noemi und Amanda bestätigen die Vorteile der unmittelbaren Hilfsmöglichkeit nicht zuletzt auch für andere Fächer. Die Rückkehr zu einem Gros der Normalität ist dem Abstandsgebot geschuldet, das sich aufgrund derzeitiger niedriger Inzidenzen erübrigt hat. „Wir haben 25 bis 27 Schüler pro Klasse. Trotz großer Räume sind sie nicht groß genug, um jedem Schüler 1,5 Meter Abstand einräumen zu können“, erklärt Rumold.

Zweimal zum Schnellselbsttest

Alle 20 Minuten müsse gemäß der Vorgaben gelüftet werden. Der Förderverein habe außerdem für CO2-Ampeln gesorgt, doch die meisten Fenster und Türen seien eh dauerhaft offen. Zur Umsetzung der indirekten Testpflicht werde zweimal pro Woche, montags und mittwochs, ab Klasse fünf innerhalb des Verbunds zum Schnellselbsttest gebeten. Die Lehrer seien dafür geschult worden und der Nachwuchs mache das ganz prima. Bei den Grundschülern haben die Eltern dafür zu sorgen, dass Sohn oder Tochter getestet in die Schule geht. Da ein solcher Test 60 Stunden gelte, könne eine Schulwoche abgedeckt werden. Auf Wunsch könne ein Nachweis über ein negatives Testergebnis ausgehändigt werden, beschreibt Rumold. Um beispielsweise im Verein Sport machen zu können, sei so ein Nachweis schon hoch im Kurs gestanden – derzeit wegen der Inzidenzen unter 35 weit weniger. Gleichwohl: „Das ist ein immenser Aufwand.“

Die Schüler sollen möglichst unter den Klassenkameraden bleiben, maximal innerhalb der Kohorte – bei Religion zum Beispiel – das gelte auch auf dem Schulhof, sagt Rumold. Und die Masken? – Ihnen müssen die Schüler mit wenigen Ausnahmen große Treue schwören. Aber es scheint Schlimmeres zu geben, daran gewöhnt man sich: „Ich habe neulich erst im Auto gemerkt, dass ich sie noch aufhabe“, sagt Noemi.

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