Ketsch. Für Helga und Dieter Schmidt gibt es nichts Schöneres, als von ihrem gemütlichen Wohnzimmer aus zu beobachten, wie eine große Vogelschar im heimischen Garten das bereitgestellte Wildvogelfutter mit kräftigem Gezwitscher aufpickt.
„Nicht nur schnelle Fahrzeuge, sondern auch Vögel waren schon immer meine Leidenschaft“, erklärt der ehemalige Gespann-Rennfahrer, der in den 1960er Jahren national und internationaler Lizenzfahrer war. In den Jahren von 1981 bis 1990 war er Vorsitzender des Vereins für Vogelfreunde, einer der vielen Ketscher Vereine, die sich mangels Nachwuchses aufgelöst haben. „Zu Spitzenzeiten hatten die Vogelfreunde in Ketsch über 70 Mitglieder, richteten große Vogelschauen aus und es gab zwei Aspekte, um die wir uns gekümmert haben. Das eine war die Vogelzucht beispielsweise von Wellensittichen oder Kanarien und das andere der aktive Vogelschutz von Wildvögeln“, erläutert der Experte gern.
Damals übernahm der Verein die Winterfütterung im Rheinwald, das Anbringen und Pflegen von Nistkäste und half beim Zählen von Vögeln für die Vogelwarte Radolfszell und später den Naturschutzbund (Nabu).
„Ich halte es für sehr wichtig, dass wir die Wildvögel mit Winterfutter unterstützen, außerdem benötigen die Vögel Zugang zu Trinkwasser. In unserem Garten sind Ringeltauben, Türkentauben, Spechte, Kohl-, und Blaumeisen, Rotkehlchen, Stieglitze, wieder vermehrt Amseln, etwas weniger Grünfinken als die Jahre zuvor und natürlich Haussperlinge, die sogenannten Spatzen, zu beobachten“, sagt Schmidt.
Dieter Schmidt aus Ketsch: Haussperlinge auf der Vorwarnliste
Gerade die Spatzen haben es Dieter Schmidt angetan, er mag deren drolliges Wesen und das eher dezente Federkleid. In den vergangenen 25 Jahren ist die Anzahl der Spatzen in Dörfern und Städten um 50 Prozent zurückgegangen. „In Baden-Württemberg gibt es derzeit etwa 500 000 Brutplätze des Haussperlings, der leider auf der Vorwarnliste steht. In dieser Liste werden Tierarten aufgeführt, denen es passieren könnte, dass sie auf die Rote Liste gesetzt werden, weil sie vom Aussterben bedroht sind. Spatzen ernähren sich unter anderem von Insekten und wenn diese mit Giften zur Schädlingsbekämpfung belastet sind, nehmen die Vögel diese auf und verenden. Außerdem werden oft die Nester von Spatzen von Menschenhand zerstört, wenn diese sich beispielsweise an Hauswänden befinden. Als Tierfreund und Vogelschützer kann ich darüber nur den Kopf schütteln, denn unser Leben ist nur in Harmonie mit Tieren und Pflanzen möglich. Wer hier zerstörerisch tätig ist, gefährdet das gesamte Ökosystem“, sagt der Vogelschützer überzeugt.
Dieter Schmidt aus Ketsch: Im Winter füttern
Um die kleinen gefiederten Freunde im Garten im Winter zu unterstützen, bedarf es seiner Meinung nach keines besonderen Futters. Alles, was in gängigen Geschäften unter dem Namen Mischfutter für Wildvögel angeboten werde, sei geeignet. „Amseln lieben natürlich auch Weichfutter, doch in den Mischfuttern ist für alle etwas dabei und jede Art pickt sich das Bevorzugte heraus. Die Vögel dabei zu beobachten, ist reiner Balsam für die Seele“, ergänzt Schmidt.
An mehreren Stellen in seinem Garten hat das Ehepaar Schmidt Futterplätze eingerichtet und erfreut sich dadurch an der Lebendigkeit der Natur. „Alle Geschöpfe der Natur haben ein Recht auf Lebensraum und sollten von den Menschen respektiert werden, die leider viel zu oft denken, sie hätten mehr Rechte als andere Kreaturen“, überlegt Schmidt. Da käme einem doch direkt ein berühmter Spruch von Henry Ford in den Sinn: Die Natur braucht keine Menschen, aber Menschen brauchen die Natur.
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