Ketsch/Schwetzingen. Der Umweltstammtisch kann auf eine weitere Unterstützung in seinem Kampf für den Erhalt des Gewanns Entenpfuhl zählen. Das Waldstück auf einer Fläche von 42 Hektar soll einem Kieswerk mit Baggersee weichen (wir berichteten mehrfach). Ein halbes Dutzend Vertreter der Greenpeace-Ortsgruppe Mannheim-Heidelberg um Tanja Kaufmann traf sich mit dem Umweltverein zu einer gemeinsamen Begehung.
Entenpfuhl-Projektleiter Heinz Eppel erläuterte das Vorhaben der Firma Krieger aus Neckarsteinach, auf dem landeseigenen Areal unzählige Bäume abholzen zu wollen. Das Gewann auf Gemarkung Schwetzingen wäre dann unwiderruflich verloren. Dass der Wald als ökologisch nicht so wertvoll eingestuft wird, ärgert die Ketscher Umweltschützer maßlos. Das Gebiet sei ein hervorragender Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Der Umweltstammtisch setze sich für Artenschutz und Vielfalt ein. Die Jägervereinigung Mannheim sehe das Vorhaben Kiesabbau ebenfalls kritisch.
„Wir müssen in der Rheinebene um jeden Quadratmeter kämpfen. Der Waldanteil beträgt schon weniger als 20 Prozent“, betonte Volker Ziesling. Greenpeace unterstütze die Gründung einer Bürgerinitiative deshalb sehr gerne. Der Klimawandel mache nämlich auch vor Verwaltungsgrenzen keinen Halt. Die Zusage freute Projektleiter Heinz Eppel.
Der erläuterte, wie leichtfertig die Politik auch in Ketsch mit wertvollen Ackerflächen umgeht. Das erst letztes Jahr eröffnete riesige Logistikzentrum des Sportartikelhändlers „21sportsgroup“, das jetzt schon wieder veräußert werden soll, sei das beste Beispiel. „Hier kann es keine Kompromisse geben“, meinte der zweite Vorsitzende des Umweltstammtischs, Matthias Ihrig. Der Wald sei viel zu wertvoll.
Die Argumentation, nicht hochwertig zu sein, werde man so nicht akzeptieren. „Eine klimagerechte Aufforstung wäre die einzige richtige Maßnahme“, sagte Matthias Ihrig. In dem Waldstück lebten auch Tiere, „das sollte man nicht vergessen“. So seien beispielsweise über 40 Vogelarten gezählt worden. Eppel wies auf das Wasserschutzgebiet der Schwetzinger Hardt hin. Ein Baggersee in diesem Gebiet würde das Grundwasser im Einzugsgebiet des Wasserwerks beeinträchtigen, das Mannheim, Heidelberg, Schwetzingen und Ketsch mit Trinkwasser versorgt. „Dieses Gebiet war noch nie was anderes als Wald, das soll auch so bleiben“, meinte der Projektleiter.
Diplom-Forstwirt Volker Ziesling aus Speyer machte sich ein Bild von dem Wald. Die verschiedenen Baumarten deuteten auf eine gute Qualität des Bodens hin, so der Experte. Die Einflüsse von Löß und Kalk zeigten eine bessere Nährstoffversorgung als zunächst angenommen. In dem Mischwald wachsen Traubeneichen und Spitzahorn. Vor 30 Jahren etwa wurden Kiefern gepflanzt, auch Esskastanien kamen dazu. Großblättrige Bäume hätten eine wertvolle Funktion als Schallschutz, so Ziesling. Warum die amerikanische Roteiche hier gepflanzt worden sei, konnte sich das Grünen-Mitglied auch nicht erklären.
Verschiedene Neophyten schädigten allerdings den Wald. Die „wahnsinnig aggressive“ Kermesbeere und die nordamerikanische Robinie ebenso wie die Spätblühende Traubenkirsche, die als „stärkste Bedrohung überhaupt“ bis zu fünfzehn Metern hoch werden kann. „Wo einzelne Lichtkegel sind, sollten Baumarten gepflanzt werden, etwa Linden mit dichtem Laubwerk. Ansonsten den Wald weitgehend in Ruhe lassen, keine Pflegemaßnahmen und keine Holzwirtschaft durchführen. Nährstoffe sind genügend vorhanden, ein Grundwasseranschluss ist da“, empfahl Ziesling.
„Ein Glücksfall“ – für Bäume
Der Entenpfuhl-Wald sei sogar „äußerst vital“, schätzte der Forstmann ein: „Ein Glücksfall, vor Ort so einen zukunftsfähigen Waldstandort zu haben. Die Bäume haben die zwei heißen Sommer überraschend gut überstanden, selbst die Kiefern sind in einem relativ guten Zustand.“ Der Greenpeace-Vertreter bestärkte die Freunde des Umweltstammtischs, weiter für den Erhalt des Entenpfuhls zu kämpfen. Der Wald sei besonders wichtig für die Artenvielfalt und den Biotopschutz.
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