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Ferdinand von Schirachs „Gott“ bewegt Ketsch – Streitpunkt Sterbehilfe im Kino

Mit dem Film „Gott“ rückt das Ketscher Kirchenkino ein sensibles Thema in den Fokus: Sterbehilfe und Selbstbestimmung bewegen Publikum und Experten im ausverkauften Central Kino.

Von 
Caroline Scholl
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Ursula Bonnekoh (li.) von der DGHS im Gespräch mit Heiko Wunderling und Matthias Rey vom Kirchenkinoteam. © Caroline Scholl

Ketsch. Es ist wahrlich kein einfaches Thema, welches das Team des Kirchenkinos mit dem Film „Gott“ von Ferdinand von Schirach in der jüngsten Ausgabe des Formats in den Fokus rückte. Dass das Thema Selbstbestimmung über das eigene Leben – und zwar bis zuletzt – jedoch eine große Relevanz hat, dies zeigte sich schon allein daran, dass die Vorstellung im Central Kino ausverkauft war.

„Wir freuen uns sehr über den regen Zuspruch und auch darüber, dass wir für das anschließende Gespräch mit Ursula Bonnekoh und Reinhard Konermann von der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) zwei Experten zu diesem wichtigen Thema hier begrüßen können“, eröffneten Heiko Wunderling und Matthias Rey vom Kirchenkinoteam den Abend. Beide nutzten zudem die Gelegenheit, sich bei Christian Noeske für dessen Engagement zu bedanken, der lange Teil des Kirchenkinoteams war und seit dem Sommer im Ruhestand ist.

Der 90-minütige Film, bei dem es um die zentrale hochaktuelle ethische Frage geht, ob ein gesunder 78-Jähriger den begleiteten Suizid wählen darf und wie der rechtliche Rahmen dafür aussieht, war keine „leichte Kost“. Schauplatz des Geschehens ist ein Treffen einer fiktiven Ethikkommission, zusammengesetzt aus Juristen, Medizinern, Ethikern und Kirchenvertretern, die darüber diskutieren, ob ein solcher Sterbewunsch respektiert oder verweigert werden darf.

Begleiteter Suizid und Selbstbestimmung: Ketscher Zuschauer erkennen Relevanz des Themas

Schnell wird dem Zuschauer klar, wie relevant das Thema ist, welche unterschiedlichen Sichtweisen und welchen Rahmenbedingungen es dazu gibt, und dass es hier nicht um einen Einzelfall, sondern vielmehr um weitere zentrale gesellschaftliche und juristische Fragen unserer Zeit geht. Bereits bei der Erstausstrahlung als ARD-Fernsehfilm im Jahre 2020 hatte der eindrucksvoll gemachte Film eine große Resonanz.

Auch im Ketscher Kino wurden die Zuschauer emotional berührt und gedanklich angeregt, denn der Film „Gott“ gibt keine Antworten, sondern fordert vielmehr dazu auf, sich zu dem Thema Selbstbestimmung am Lebensende selbst zu positionieren oder zumindest darüber nachzudenken. Wem soll das Leben und das Sterben gehören?, lautete somit die Frage, mit der die Gesprächsrunde im Anschluss an den Film begann.

Die DGHS setzt sich seit 1980 für die Selbstbestimmung am Lebensende ein. Sie klärt über Themen wie Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht, Palliativmedizin und Freitodbegleitung auf – und zwar stets mit dem Ziel, Menschen in existenziellen Lebenssituationen zu informieren und zu stärken. „Eine unserer zentralen Forderungen ist das Recht auf ärztlich assistierten Suizid, sofern dies wohlüberlegt und rechtlich klar geregelt ist. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes vom 26. Februar 2020 ist hierfür die Grundlage, denn hier wird das Recht auf selbstbestimmtes Sterben auch für gesunde Menschen anerkannt“, erklärt Ursula Bonnekoh.

Dies sei allerdings richtlinienorientiert. Die DGHS sei zudem ein gemeinnütziger Verein, der vermittelt, jedoch keine Sterbehilfeorganisation. Auf die Frage aus dem Publikum, was beispielsweise Richtlinien seien, antwortete die Expertin: „Die Entscheidung muss frei verantwortlich sein und Alternativen werden aufgezeigt. Zudem darf die Entscheidung nicht spontan oder aufgrund einer vorübergehenden Lebenskrise getroffen werden und auch kein Symptom einer psychischen Erkrankung sein und natürlich keinesfalls aufgrund von Druck durch Dritte getroffen werden. Jeder Antrag eines Mitgliedes wird durch Psychologen mit Juristen und Ärzten begutachtet.“

Auf die Frage eines Zuschauers, ob man den ärztlich assistierten Suizid bereits in einer Patienenverfügung regeln könne, lautete die Antwort Nein.

Freie Autorin Freie Journalistin für die Region Rhein-Neckar

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