Straßenbeleuchtung

Gehen in Ketsch bald die Laternen aus?

Die Laternen in der Gemeinde werden mit einem sogenannten Laternenring versehen. Über ein zeitweises Abschalten könnte der Gemeinderat entscheiden, denn Sparpotenzial ist vorhanden.

Von 
Marco Brückl
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Laternenring in Rot-Weiß und der Barcode-Aufkleber in Gelb sind hier in der Berliner Straße angebracht. © Brückl

Ketsch.

Gehen in Ketsch bald die Lichter aus? Die überspitzt formulierte Fragestellung hat den Hintergrund, dass die Straßenlaternen, die derzeit eine Barcode-Kennzeichnung für die schnelle Meldung im Falle eines Defekts bekommen, auch gleich mit einem sogenannten Laternenring versehen werden. Und der Laternenring ist per Definition ein Verkehrszeichen, das innerhalb geschlossener Ortschaften Laternen kenntlich macht, die nicht die ganze Nacht eingeschaltet sind.

„Ja, wir denken darüber nach“, sagt Bürgermeister Timo Wangler auf Nachfrage unserer Zeitung, ob die Straßenbeleuchtung womöglich, zumindest zeitweise in der Nacht abgeschaltet werden könnte. In jedem Fall ist Ketsch mit der Ausstattung der öffentlichen Beleuchtung mit den Laternenringen auf eine Anordnung von höherer Stelle vorbereitet. Es könnte ja sein, dass die Energiekrise derart durchschlägt, dass weite Landesteile, um Strom zu sparen, eine gewisse Dauer im Dunkeln bleiben. Auch dann seien Laternenringe schon wegen des Stichworts Haftungsrisiko notwendig, erklärt Timo Wangler.

Laternen in Ketsch: Von Kostendruck entledigen

Ungeachtet einer Vorbereitung auf eventuell größere Szenarien der Energiekrise bietet die zeitweise Abstellung der Gemeinde die Möglichkeit, sich teilweise des Kostendrucks zu entledigen. Wie Wangler ausführt, hat Ketsch in Sachen Straßenbeleuchtung jährlich rund 150 000 Euro zu bezahlen und steuert angesichts der Strompreisteuerung auf Kosten von rund 300 000 Euro zu. Könnte man da beispielsweise die Laternen in der Nacht von 1 bis 3 Uhr löschen, ließen sich diese Kosten reduzieren und der angestrengte Gemeindehaushalt entlasten.

Bürgermeister Wangler macht deutlich, dass für eine zeitweise Abschaltung der Straßenbeleuchtung frühestens ab 1. Januar ein Gemeinderatsbeschluss nötig sei – noch sei rein gar nichts entschieden. Aber Sinsheim zum Beispiel habe sich schon dafür entschieden. Andere Städte und Gemeinden dächten darüber nach. Hauptdurchgangsadern wie die Schwetzinger Straße etwa dürften freilich nicht im Dunkeln gelassen werden, sagt Wangler.

Laternen in Ketsch: Subjektives Sicherheitsempfinden

Stellte sich noch die Frage des subjektiven Sicherheitsempfindens: Denn wenn es dunkel ist, haben Kriminelle doch leichteres Spiel, sorgen sich viele. Ob das berechtigt ist, ist schwer zu sagen. Statistische Belege über den Zusammenhang zwischen Dunkelheit und Kriminalität lassen sich nur wenige finden. Wangler verweist auf Studien, wonach Einbrecher – ob dunkel oder nicht – der Zeit aus dem Weg gehen, wenn die Hausbewohner vermeintlich zu Hause sind wie im Normalfall zwischen 1 und 3 Uhr.

Eine Untersuchung gibt es aus Schweden. Dort hat der Nationalrat für Kriminalprävention 21 Studien ausgewertet. Man fand heraus, dass die Straßenbeleuchtung in den Versuchsgebieten für einen „signifikanten Rückgang“ der Kriminalität um 14 Prozent verantwortlich war. Ebenso sei die Zahl der Eigentumsdelikte, nicht aber die der Gewaltdelikte, gesunken, lässt sich die Untersuchung aus Schweden zitieren.

Bis zu einer Entscheidung über die Straßenbeleuchtung ist die Digitalisierung in Ketsch vorangeschritten. Denn die Barcodes an den Laternen erleichtern das Verfahren im Falle eines Defekts: Bürger erfassen den Code einfach mit dem Smartphone und können sogleich der Verwaltung eine E-Mail über den Missstand senden.

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