Schwetzingen/Ketsch. In der Woche der Seelischen Gesundheit, in diesem Jahr vom 10. bis 20. Oktober, dreht sich alles um das Motto „Zusammen der Angst das Gewicht nehmen“. Hierzu wählte das Zentrum für Psychische Gesundheit Schwetzingen in Kooperation mit dem Kinoverein des Central Kinos Ketsch einen passenden Film aus, der einerseits das Thema Ängste durch verschiedene Protagonisten in unterschiedlichen Facetten beleuchtet und andererseits einen ansprechenden Unterhaltungswert bietet. Unterstrichen durch großartige Schauspieler wie Audrey Tautou, Guillaume Canet oder Laurent Stocker zeigte der Film auf, wie individuell Lebenssituationen, die zu Ängsten führen, sein können – unabhängig von Alter, Herkunft oder gesellschaftlicher Stellung.
Situationen, in denen Ängste entstehen können, und die Herausforderungen, die sich dadurch für die Person ergeben, folgen keinem speziellen Muster und können jeden treffen. Dass es jedoch professionelle Hilfe und Unterstützung gibt und Betroffene keineswegs alleine sind, dies machten die Experten, die im Anschluss des gezeigten Films zum Gespräch im Foyer des Kinos bereitstanden, deutlich.
Immer noch mit Stigma behaftet
„Leider ist es immer noch mit einem großen Stigma behaftet, wenn jemand unter Ängsten leidet und diese nicht ohne Hilfe bewältigen kann. Mit einem Beinbruch geht jeder zum Arzt, doch wenn die Seele leidet, dann suchen Betroffene oft die Schuld bei sich und erst nachgelagert – dann, wenn es fast nicht mehr geht – Hilfe von außen“, erklärt Ulrika Müller-Sulzbacher vom Caritasverband.
Zudem sei in den vergangenen Jahren ein Zuwachs an Betroffenen festzustellen, wie Marion Ruffler, die Pflegerische Leiterin des Zentrums für Psychische Gesundheit in Schwetzingen bestätigt: „Zahlreiche Krisen, Corona und Unsicherheiten haben das Thema Ängste befeuert. Oft sind Einsamkeit und Isolation Faktoren, die sich zudem sehr belastend auswirken. Viele Menschen denken leider, sie müssten einer bestimmten Norm entsprechen und schon entstehen weitere Unsicherheiten. Dies lässt sich oft bei Betroffenen beobachten, die teils noch sehr jung sind. Auch hier gibt es gerade nach Corona einen starken Zuwachs. Auch die sozialen Medien haben einen Einfluss, Mobbing ebenso und Schicksalsschläge, die wirklich jeden treffen können. Es gibt viele Faktoren, die das seelische Gleichgewicht stören“, führt sie weiter aus.
Das Publikum im Kino zeigte sich bewegt von dem Film: „Ich fand besonders interessant, dass jeder im Film ‚sein eigenes Päckchen’ mit sich trägt, aber dennoch die Gemeinschaft am Ende für alle gut war. Zusammen ist es jedem Einzelnen besser gelungen, sich seinen Ängsten zu stellen und manche sogar zu überwinden, wie man bei Philibert, der ja eigentlich stottert, beobachten konnte“, bemerkt eine Besucherin. Die Kooperation zwischen dem Zentrum für Psychische Gesundheit und dem Kinoverein besteht nun seit sechs Jahren. „Es ist wichtig, auf Themen aufmerksam zu machen, die oft an den Rand gedrängt werden. Nur so kann Verständnis entstehen und sich eine andere Wahrnehmung in der Gesellschaft entwickeln. Dafür, dass uns das Ketscher Kino hier immer wieder die Türen öffnet, sind wir sehr dankbar“, bekräftigt Dr. Susanne Brose-Mechler, Leitende Ärztin des Zentrums aus Schwetzingen.
Zum Abschluss der Aktionswoche findet am Freitag, 13. Oktober, um 11 Uhr in der St.-Pankratius-Kirche Schwetzingen ein Gottesdienst statt, der den Wert der Gemeinschaft in schwierigen Zeiten thematisiert. Anschließend lädt der Caritasverband für den Rhein-Neckar-Kreis zu einem Mittagstisch im Josefshaus mit musikalischer Begleitung und einer gemeinsamen Kunstaktion ein. Serviert wird Kartoffelsuppe mit Dampfnudeln.
Um Anmeldung für den Mittagstisch unter 06202/93 14 47 oder per E-Mail an tagesstruktur@caritas-rhein-neckar.de wird gebeten. Zu den Veranstaltungen sind alle Interessierten willkommen.
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