Ketsch. Zahlreich trifft man sie derzeit an: die vielen Spaziergänger, die jeden sonnigen Frühlingstag in der Natur verbringen. Ob zu Fuß oder mit dem Fahrrad, jung und alt nutzen Wald und Feld, um in Zeiten von Corona ein wenig raus zu kommen, denn der große Rest der Freizeitgestaltung fällt aktuell einfach aus. „Die Menschen finden in der Tat wieder zurück zur Natur und natürlich wäre es wünschenswert, wenn dieser Effekt auch nach überstandener Krise beibehalten würde und die Menschen nicht schnell wieder vergessen, wie erholsam Zeit im Freien ist“, erklärt Gerd Welker, Vorsitzender der Naturfreunde in der Enderlegemeinde.
Was allerdings das Vereinsleben bei den Naturfreunden betrifft, seien die wirtschaftlichen Folgen der Krise bedenklich. „Wie unserer Ortsgruppe in Ketsch, mit derzeit 85 Mitgliedern, geht es nahezu allen Naturfreundevereinen. Die Aktivitäten, wie die Jugendgruppen, Wandertouren und Fahrradausflüge entfallen. Zahlreiche Naturfreundehäuser sind verpachtete Gaststätten, wie hier in Ketsch, andere haben Übernachtungsmöglichkeiten, die nun aktuell nicht genutzt werden können“, führt der Naturfreund, der zudem Vorsitzender des Naturfreundebezirks Rhein-Neckar-Odenwald ist, in dem 14 Vereine zusammengefasst sind, weiter aus.
Unterstützung angefordert
„Aktuell stunden wir die Pacht, um unseren Gastronom zu stützen, außerdem wurde das Maifest abgesagt und unser großes Open Air mit der beliebten ,Zapgang’, das normalerweise rund 1000 Besucher am letzten Juni-Wochenende auf unser Vereinsgelände lockt, wird ebenfalls ausfallen. Unsere Mitgliedsbeiträge, die ohnehin nicht sehr hoch sind, kommen zu jeweils einem Drittel dem Landesverband, dem Bundesverband und der Ortsgruppe zu gute. Daher haben wir Unterstützung von der Landes- und Bundesregierung angefordert. In welcher Form und wann diese ankommt, ist offen“, gibt Welker zu bedenken.
Erfolg könnte trügerisch wirken
Das sich die Natur, sozusagen als „Nebeneffekt“ zu dem Lockdown erhole, sei selbstverständlich positiv, aber laut Welker keineswegs etwas, worauf man sich ausruhen könne. „Da aktuell kaum Flugzeuge fliegen, große Veranstaltungen in der Natur abgesagt sind und auch sehr wenige Fahrzeuge unterwegs sind, ist für den Klimawandel positiv. Allerdings kann dieser ,Erfolg’ sehr trügerisch wirken. Wenn später die Bemühungen nachlassen und im Gegenteil wieder im Übermaß ,nachgeholt’ wird, was man nun entbehren musste, ist das, was sich nun in der Natur erholt hat, wieder schneller kaputt, als man denkt. Ich hoffe sehr, dass die Menschen mit Augenmaß voranschreiten und dann nicht wieder alles aufs Spiel setzen“, wünscht sich Welker im Gespräch mit unserer Zeitung.
Sobald es wieder möglich ist, wird der Naturfreundeverein der Enderlegemeinde seinen Jahresterminplan unter anderem mit Wanderungen und Radtouren wieder aufnehmen. Würde der Bedarf entstehen, könne das Programm sogar erweitert werden.
„Aktuell weiß natürlich niemand, wie und wann es weitergeht. Aber sollte in diesem Sommer der Urlaub zu Hause oder in Deutschland ein starkes Thema werden, würden wir von den Naturfreunden versuchen, attraktive Aktivitäten unter den gegebenen Richtlinien anzubieten. Dabei möchte ich gerne auf die Übernachtungsmöglichkeiten in den zahlreichen und wirklich zumeist traumhaft gelegenen Naturfreundehäusern, die sogar teils in Naturschutzgebieten liegen, hinweisen. Sollten diese wieder ihren Betrieb aufnehmen dürfen, kann man dort für unter 35 Euro sehr komfortabel zu Gast sein. Einige Naturfreundehäuser nutzen die aktuelle Schließzeit für Renovierungen. Und ein Blick auf die Häuserverzeichnisse auf den Internetseiten der Naturfreunde lohnt sich ganz bestimmt“, ergänzt der Hockenheimer.
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