Feldbogenclub - 165 Schützen nehmen am Enderleturnier teil / Figuren aus Schaumstoff dienen an 28 Stationen als Zielobjekte

Hasen-Attrappe mit Pfeil erlegt

Von 
Svenja Fischer
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Die dreijährige Alexa übt sich mit der Hilfe von Mama Bianca Mayer im Führen eines Feldbogens, während Andrea Brown (Mitte) bereits den ersten Schaumstoff-Hasen getroffen hat und ihren Pfeil herauszieht. Rainer Winkler, Vorsitzender des Feldbogenclubs, zeigt, wie man richtig zielt.

© Fischer

Ketsch. Spazierte man am Osterwochenende durch den Ketscher Wald, konnte man allerlei exotische Tiere entdecken: Ein Bison graste da etwa auf dem Feld. Im Dickicht lauerte ein Tiger, drei kleine Füchse hatten es sich um ein Lagerfeuer gemütlich gemacht. Dazwischen wuselten 165 Bogenschützen umher - die Teilnehmer des 26. Enderleturniers des Feldbogenclubs Ketsch. Auf die vorderen Ränge schafften es einige erfahrene Schützen, die teilweise aus 400 Kilometern Entfernung nach Ketsch angereist waren.

Aufgeteilt in Sechserteams ging es für die Teilnehmer zu 28 Stationen, wo sie ihre Treffsicherheit pro Station mit je drei Schuss beweisen konnten. Je weniger Versuche, desto mehr Punkte bei der Endwertung. Alles, was die Tierwelt hergibt, erwartete die Schützen an den Stationen. Aber keine Angst, Krokodil, Fledermäuse, Nagetiere und Co. hatte der Verein eigenhändig aus Ethafoam angefertigt. Kein echtes Tier musste als Zielscheibe dienen. "An dem Bison haben wir circa 150 Stunden gearbeitet", sagte der Vorsitzende Rainer Winkler. "Jedes Tier hat eine spezielle Kill-Region, die extra Punkte bringt." Konzentration und Disziplin seien die Mittel zum Erfolg. "Bei dem Sport geht es aber vorrangig um den Spaß an der Natur und die Geselligkeit."

Bogen in allen Formen und Farben

So verschieden wie die kreativ gestalteten Tiere zeigten sich auch die Bogen der Teilnehmer: Primitiv-, Recurve- und Langbogen in allen Formen und Farben. Auch die Pfeile trugen jeweils persönliche Noten der Schützen. Einige waren selbstgebaut, andere selbst verziert. "Besonders an selbst hergestellten Pfeilen hängt das Herz jedes Schützen", erklärte Winkler. Bei diesen sei es besonders ärgerlich, wenn sie nicht wieder aufzufinden sind, weil nicht das Tier, sondern das Dickicht getroffen wurde.

"Bis jetzt haben wir erst zwei Pfeile verloren", sagte Teilnehmer Fabian Mehring, der seit zwei Jahren Bogenschütze ist. "In Ketsch hat mir das Eichhörnchen bis jetzt am besten gefallen." Zwar stand dieses gerade mal einen Meter vom Schießstand entfernt, das Zielen nach unten mit nicht zu viel Kraft machte jedoch auch aus dieser Falle eine Herausforderung. Die verschiedenen Stationen boten den Schützen reichlich Abwechslung. "Genau das macht auch den Langbogensport aus", sagte Kevin Stulert, der mit Mehring aus Münster angereist war. "Ich liebe die Ketscher", sagte Reinhard Schatz, der den Sport seit 33 Jahren betreibt. "Der Parcours ist nämlich für jeden reizvoll, egal ob starker oder schwacher Schütze."

Die jüngste Schützin des Turniers war gerade einmal drei Jahre alt. Alexa Mayer musste den Mindestabstand zu den Tieren jedoch nicht einhalten, ihre Pfeile hatten keine Messing-, sondern Korkspitzen, und sie durfte aus dem Arm von Mama Bianca schießen. Außer Konkurrenz. Die Wege zwischen den einzelnen Stationen legte sie im Kinderwagen zurück. Wer diese zu Fuß ablief, hatte sich Stärkungen an zwei Stationen redlich verdient. Auch dort herrschte gemütliche Geselligkeit. "Es ist cool, ein eigenes Turnier auszurichten", freute sich Andrea Brown vom Feldbogenclub. "Und wenn man dann durch den Wald läuft, die Stationen und die Schützen sieht, ist das ein geiles Gefühl."

Kein Schaden für echte Tiere

Im Vorfeld jedes Turniers klärt Parcoursbauer Peter Wagner mit dem Förster die Stationen ab. Kein Tier darf zu versteckt platziert werden und die Schützen in Schussbahnen anderer Stationen laufenlassen. Und auch den echten Tieren wird genug Freiraum gelassen. Zu weit wird in ihr Gebiet nicht eingedrungen, damit sie sich zurückziehen können. "Oft lobt uns der Förster sogar, dass wir den Wald sauberer hinterlassen, als wir ihn vorgefunden haben", sagte Winkler. Dazu trägt auch ein Ehrgeiz bei, der Bogenschützen eigen ist. Der Verlust so weniger Pfeile wie möglich. Ganz nach dem Motto: "Ein guter Schütze zieht seine Pfeile aus dem Tier, ein schlechter sucht sie."

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