Altes Wasserwerk (mit Fotostrecke)

Heimat- und Kulturkreis Ketsch blickt auf 100 Jahre Medien zurück

Der Heimat- und Kulturkreis konzipiert die Ausstellung „100 Jahre Radio und Medien“, die ab dem ersten Sonntag im April zu sehen sein wird.

Von 
Marco Brückl
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Dieter Rey (v. l.), Iris Rohr und Peter Scholz vom Heimat- und Kulturkreis bereiten die Ausstellung „100 Jahre Radio und Medien“ vor. Ab 2. April wird sie mit eigenen und geliehenen Ausstellungsstücken im Heimatmuseum zu sehen sein. © Brückl

Ketsch. Aus Filmen über die Zeit des Zweiten Weltkriegs kennt man die Szenen, in denen ganze Familien gebannt um einen Volksempfänger sitzen und die Informationen förmlich aufsaugen, die aus dem Lautsprecher dringen. Ein solcher Volksempfänger gehört zur kommenden Ausstellung „100 Jahre Radio und Medien“, die der Heimat- und Kulturkreis Ketsch ab Sonntag, 2. April, im Alten Wasserwerk präsentiert.

In der Folge der ersten Radiosendung, die in Deutschland am 22. Dezember 1920 zu hören war, markiert der Volksempfänger auch die Schattenseite, die die Aussendung von Funkwellen an entsprechende Empfangsgeräte mit sich bringen kann. Denn die Nationalsozialisten nutzten die junge Errungenschaft, um ihre Parolen zu verbreiten.

Dieses superschicke Luxor Radio von 1955 war ganz auf die Bedürfnisse der Frau von Welt zugeschnitten und bot – nach dem Aufklappen – einen integrierten Schminkspiegel. © Brückl

Das Radio spielte eine wichtige Rolle bei der Nazipropaganda. Insofern sind die damit verbundenen Assoziationen nicht per se positiv. Den Volksempfänger gibt es in der Ausstellung in seinen Ausführungen groß für 76 Reichsmark, mittel für 65 Reichsmark und klein für 35 Reichsmark.

Das Radio in seiner ganzen Pracht kommt da schon eher zum Ausdruck, wenn man die riesigen Kisten sieht, die beispielsweise Grundig, ITT, Philips oder Saba zusammenbauen ließen. Das Radio, der edle Holzkasten mit zwei großen Drehknöpfen, war mal mehr, mal weniger Möbel und fügte sich fein in die Inneneinrichtung ein.

Iris Rohr, Dieter Rey und Peter Scholz vom Heimat- und Kulturkreis haben für ganz ausgezeichnete Ausstellungsstücke gesorgt, die viele schöne Erinnerungen wachrufen werden – zum Beispiel an die ersten Schallplatten, die man sich in jungen Jahren zulegte.

Heimat- und Kulturkreis Ketsch: Lieblingsstücke der Ausstellung

„Meine erste Singleplatte war ,Junge komm bald wieder’ von Freddy Quinn“, sagt Dieter Rey und muss selbst lachen, nachdem Peter Scholz den Schalltrichter auf das Grammophon gesteckt hat. Außerdem erinnert sich Rey daran, dass „Preußens Gloria“ nicht gerade auf Gegenliebe bei seinem Vater stieß. Während Iris Rohr „Zwei kleine Italiener“ in den Kopf kommt, denkt Peter Scholz gerne an „Popcorn“ von Gershon Kingsley zurück. Die bekannteste und erfolgreichste Version diese Synthesizer-Instrumentals stammt aus dem Jahr 1972.

Vom Radio mit Plattenspieler und damit in recht großer Dimension wird es alsbald kleiner und kompakter, wenn die Firma Nordmende angesprochen ist. Der „Favorit-Recorder 487“ aus dem Jahr 1977/78 mit Tragegriff kommt bereits recht verspielt daher, bietet er doch die Möglichkeit, zwischen Radio und Kassetten unter Musikquellen wählen zu können.

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In der Ausstellung wird jeder sein Lieblingsstück finden. Ein Kandidat dürfte das Luxor Radio von 1955 sein, das nach dem Aufklappen seine ganze Brauchbarkeit für das schöne Geschlecht offenbart, indem es einen integrierten Schminkspiegel präsentiert.

Zu seiner Zeit brauchbar, doch heute freilich schwerfällig, kommt das Tonbandgerät Butoba MT 5 daher, das mit 598 Deutschen Mark seinen Preis hatte, während Walkman oder Video-2000-Recorder schmunzeln lassen: Denn früher war halt alles besser.

Ein Volksempfänger aus dem Jahr 1933 ist links zu sehen – das Teil kostete in dieser größeren Ausführung 76 Reichsmark. © Brückl

Zur Eröffnung am Sonntag, 2. April, von 14 bis 17.30 Uhr werden außerdem ein Korbmacher und weitere Hobbykünstler ihre Fertigkeiten in den Mittelpunkt stellen und ihre Produkte offerieren.

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