Neurottschule

In Ketsch ist das Elterntaxi erst einmal ausgebremst

Die Neurottschule in Ketsch beteiligt sich am Projekt "SpoSpiTo"-Bewegungspass und dabei verzichten die Schüler im sechswöchigen Aktionszeitraum auf einen eventuellen Fahrdienst, gehen zu Fuß oder nutzen Rad sowie Roller.

Von 
Caroline Scholl
Lesedauer: 
Emmi (v.l.), Mia, Philian, Maximilian und Sami meistern den Schulweg gerne zu Fuß und machen mit bei der Aktion. © Scholl

Ketsch. „Mir macht es Spaß, in die Schule zu laufen. Früher wurde ich gefahren, aber so finde ich es besser“, erklärt Luna aus der 3b überzeugt. Auch Valerio findet es viel cooler zu laufen, weil man damit ja auch etwas Gutes für die Umwelt tue. „Beim Autofahren gibt es Abgase und das macht das Klima kaputt“, weiß Mia. Und Alexander, Maximilian, Emmi und Timo kommen entweder mit dem Fahrrad oder zu Fuß an die Neurottschule und finden es gut, wenn man an der frischen Luft ist.

Anton mag den Sauerstoff, Philian und Zoe laufen grundsätzlich gern und Paula mag es selbstständiger zu sein. „Außerdem wird man faul, wenn man sich nicht bewegt“, betont Yannik. Kenh, der in Altlußheim wohnt, schafft den Schulweg natürlich nicht komplett zu Fuß, aber „sein Elterntaxi“ fährt ihn nun auch nicht mehr bis zum Schulhof, sodass er schon morgens in Bewegung kommt, was er richtig cool findet und Davide ist sowieso ein Sportler, wie er gerne erklärt.

Unterschriften sammeln

Was nun für die Schüler besonders ist? Alle haben einen Bewegungspass und lassen sich im Projektzeitraum von sechs Wochen seit 20. März von ihren Eltern jeden Hin-und Rückweg zur Schule, der zu Fuß, mit dem Roller oder mit dem Fahrrad bewältigt wird, per Unterschrift bestätigen.

Alle, die 20 Unterschriften sammeln, erhalten eine Urkunde und nehmen dann an einem Gewinnspiel, welches die Sparkasse fördert, teil. „Wir machen in diesem Jahr zum ersten Mal mit allen Grundschülern der Neurottschule bei diesem Projekt mit“, erklärt Julia Konrad, Klassenlehrerin der 3b, die im Kollegium für die Aktion verantwortlich zeichnet.

Der „SpoSpiTo“-Bewegungspass (Sporteln, Spielen, Toben), an dem insgesamt 557 Schulen in zehn Bundesländern teilnehmen, soll Kinder in Bewegung bringen und einen gesunden Lebensstil fördern.

„Wacher und frischer“

Selbst bei Kindern seien Bewegungsmangel und Übergewicht schon ein Thema. „Außerdem kommen die Kinder viel wacher und frischer im Unterricht an, wenn sie zuvor zur Schule gelaufen sind. Auf dem Weg sind viele in Gruppen unterwegs, man achtet aufeinander und lernt das Verhalten im Straßenverkehr“, berichtet Julia Konrad.

Schulleiter Joachim Rumold ergänzt: „Es ist außerdem sehr entlastend für die Verkehrssituation und die Umwelt, wenn bei uns an der Schule morgens nicht so viele Autos anfahren. Durch die Schulbezirke haben die Kinder überschaubare Strecken zur Schule, die sie gut bewältigen können. Ebenso werden die Selbstständigkeit und das Selbstvertrauen gefördert, wenn ein Kind allein oder gern mit einer Gruppe zur Schule kommt. Auch lernen Kinder, dass es Sinn macht, den Schulranzen für den Tag zu packen und nicht zu viele Materialien zu tragen, wenn diese gar nicht benötigt werden. Diese Aktion ist außerdem Teil des Konzepts ‚klimabewusste Schule’. Dass die Kinder sehr viel Spaß daran haben, selbstständig zur Schule zu kommen, bestätigen die Schüler selbst.“

In der 3b, so ist sich die Klasse einig, möchten die Schüler auch nach der Aktion weiter selbst mit dem Roller, Fahrrad oder zu Fuß zu Schule kommen.

Übung für die eigene Sicherheit

„Wir führen dieses Projekt derzeit von der ersten bis zur vierten Klasse durch. Natürlich ist die Teilnahme freiwillig und ich würde sagen, so ziemlich alle machen mit. Sicher ist es auch ein Anreiz, dass es am Ende etwas zu gewinnen gibt, doch die Schüler verstehen es sehr gut, dass Bewegung an der frischen Luft ein Gewinn für die eigene Gesundheit ist und dass die Umwelt und die Natur ‚gewinnt’, wenn die Autos nicht genutzt werden und weniger Abgase erzeugt werden. Aktiv am Straßenverkehr teilnehmen ist außerdem eine wichtige Übung für die eigene Sicherheit. Und was gibt es Schöneres, als auf dem Schulweg mit Freunden Lieder aus dem Musikunterricht zu singen und Dinge in der Natur zu entdecken, die man vom Auto aus überhaupt nicht bemerkt hätte“, sagt Julia Konrad.

Freie Autorin Freie Journalistin für die Region Rhein-Neckar

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung