Ketsch

Inhaberin des Seehotels Ketsch blickt hoffnungsvoll nach vorn

Von 
Stefan Kern
Lesedauer: 
Auch in Zeiten der Corona-Pandemie liegt das überregional bekannte Seehotel idyllisch am Ketscher Anglersee. Von außen erkennt man keine Sorgen und Hoffnungen. © Hotel

Ketsch. Die Zeiten sind nicht leicht, für niemanden. Aber die Hotellerie und Gastronomie treffen die Maßnahmen zur Corona-Bekämpfung besonders hart. Dabei will die Inhaberin des Seehotels, Susanne Keppel, nicht klagen. Im Gegenteil, trotz eines Minus von einem Drittel bei den Gästezahlen für 2020 und einem Ausblick auf 2021, der bis dato ebenfalls kaum Freude zu vermitteln vermag, sieht sie ihre Pflicht im Nach-vorne-Schauen. „Kopf in den Sand ist keine Alternative.“ Im Grunde, so Keppel weiter, sei diese Haltung ein Fundament des Unternehmertums. Weht einem der Wind noch so hart ins Gesicht, eine Unternehmerin orientiere sich und handele.

Wobei Keppel im Gespräch mit unserer Zeitung einräumte, dass der erste Lockdown im März des vergangenen Jahres ein Schock war. Eine Art Berufsverbot, das gab es noch nie. Und so erschien das Verkriechen im Mäuseloch in den ersten Tagen durchaus verführerisch. Doch nach ein paar Tagen stand sie mit ihrem Mann Hans Keppel wieder auf der Brücke und suchte einen Kurs durch diese ungewöhnlichen Zeiten, in denen Alltag und Routine kaum noch etwas galten. „Allein schon wegen den Mitarbeitern.“ Aktuell sind es 35. Das sind im Vergleich zum Vorjahr zwölf weniger. Bei solch harten Einschnitten war eine Verkleinerung des Teams unausweichlich. Mit einer ersten Nottruppe bewältigte das Inhaberpaar dann diverse Arbeiten, die im normalen Alltag stets zu kurz kommen. Dazu gehörten kleinere Renovierungen und vor allem die weitere Digitalisierung.

Ausbildung elementar

Wichtig war ihr, dass der Ausbildungsweg für die vier Auszubildenden und die beiden dualen Studenten nicht unterbrochen wird. Die Ausbildung jetzt auszusetzen oder einzuschränken ist aus Keppels Sicht nicht zielführend. Und sollte, wenn es irgendwie geht, weitergeführt werden. „Alles andere würde uns im Endeffekt auf die Füße fallen.“ Das Virus würde irgendwann seine zerstörerische Durchschlagskraft verlieren. Aber zu wenige oder gar keine ausgebildeten Kräfte zu haben, würde den Wirtschaftsstandort Deutschland nachhaltig schwächen. „Auch wir als Hotel können es uns nicht leisten, nicht auszubilden.“

Hausbank bleibt an der Seite

Insgesamt sei das Seehotel bis dato keinen Moment ernsthaft in Schieflage geraten. Die Hausbank blieb an der Seite des Hotels und gewährte einen Kredit, den die Keppels bis jetzt jedoch nicht brauchten. Darüber hinaus habe man stets Rücklagen gebildet, mit denen das Minus zumindest abgefedert werden könne. Und es helfe ja auch der Staat. Natürlich bemängelte auch Susanne Keppel die Verzögerungen der staatlichen Hilfen. Für das Seehotel stellten sie jedoch keine wirkliche Gefahr dar. „Da tragen uns unsere Rücklagen.“ Und natürlich das staatliche Kurzarbeitergeld. Ein Instrument, das die Unternehmerin in den höchsten Tönen lobt. Und das nicht nur weil es sie entlastet, sondern Zukunft ermöglicht und zwar auf allen Ebenen.

Genauso wichtig war ihr aber auch der Zuspruch der Gäste. Das beginne bei Anrufen und Postkarten und ende bei der unübersehbar großen Bereitschaft zu buchen, wenn es wieder möglich ist. Nach dem ersten Lockdown verzeichnete das Hotel im vergangenen Sommer wieder fast normale Gästezahlen. Für Keppel ein enormer Vertrauensbeweis. Eine große Hilfe waren auch die Buchungen aus der Welt des Sports. Neben der Fußballmannschaft des SV Sandhausen quartierten sich aktuell auch die Damen und Herren der Hockey-Nationalmannschaft im Seehotel ein. „Das hilft uns natürlich sehr.“

Die Küche übernehmen dabei die Auszubildenden, wobei sie mit dem Küchenchef, der in Kurzarbeit ist, im Kontakt stehen. Klar sei das gerade für Auszubildende schwierige Zeiten. Zugleich seien sie aber gezwungen, über den Tellerrand zu schauen, und Flexibilität werde wie selten zuvor großgeschrieben. Das, so Keppel, könne sich für die Auszubildenden in Zukunft durchaus als Vorteil erweisen.

„Für uns geht es jetzt um Planungsarbeit.“ Natürlich sei völlig unklar, wann erste Lockerungen in die Wege geleitet werden würden. „Aber irgendwo müssen wir anfangen.“ Heißt, Lockerungen für das Hotel wohl ab Mitte März und Veranstaltungen ab Mai. Klar bestehe das Risiko, dass der Zeitplan wieder gestreckt werden müsse. Aber diese Planungspunkte seien wichtig, um zum Beispiel die Personaldecke rechtzeitig anzupassen.

Geeignete Mitarbeiter finde man nicht einfach so in wenigen Wochen. Das Hochfahren des Betriebes sei eine durchaus komplexe Aufgabe. Aber am Ende ist sich Keppel sicher, dass es ihr und ihrem Team gelingt, das Seehotel gut vorbereitet an den Start zu bringen und es seinen Platz am Sternenhimmel der Hotellerie wieder einnehmen wird. Übrigens gerade rechtzeitig für den 50. Geburtstag des Hauses im kommenden Jahr.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung