Tipps fürs Smartphone

IT-Café Ketsch: „Wir sind die Enkel, die Geduld haben“

Im Ketscher IT-Café werden Senioren-Café bekommen Senioren gezeigt, wie sie ihre Smartphones oder Tabletts bedienen können. Auch WhatsApp oder die Bahn-App bekommen sie installiert.

Von 
Jörg Runde
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Christa Wolf lässt sich von Bernd Ulrich die Tücken ihres Smartphones erklären. © Jörg Runde

Wer schon einmal versucht hat, seiner älteren Mutter oder dem Großvater am Telefon zu erklären, wie WhatsApp funktioniert oder wo die Bahn-App zu installieren ist, weiß: Die moderne Technik kann ganz schön herausfordernd sein – erst recht im Alter. Genau da setzt das IT-Café in Ketsch an. Jeden Freitag um 14.30 Uhr öffnet das IT-Team seine Türen im Gemeinschaftsraum der Seniorenanlage in der Gassenäckerstraße 4a und bietet praktische Unterstützung rund ums Handy, Tablet, den Laptop und das Internet. Ein Ort, an dem Fragen ausdrücklich erwünscht sind – und Kaffee sowie Kekse dazugehören.

Die Anmeldung zum IT-Café läuft ganz unkompliziert: „Wir sind einfach da, und jeder, der will, kann kommen. Dann versuchen wir zu helfen“, sagt Bernd Olbrich. Der 74-Jährige ist einer der ehrenamtlichen Helfer, die den Senioren helfen.

Individuelle Unterstützung statt Frontalunterricht

Das Konzept ist bewusst offen gehalten. „Vorträge gibt es bei uns nicht“, betont Olbrich. „Wir gehen individuell auf die Probleme der Besucher ein. Ob jemand mit dem Smartphone nicht weiterkommt, eine App nicht findet oder ein Foto verschicken möchte – wir setzen uns an den Tisch und helfen Schritt für Schritt.“

Erfahrungsgemäß sei der Start oft ein gebrauchtes Handy, das von Kindern oder Enkeln eingerichtet wurde. „Die Jungen haben aber wenig Zeit und richten es nur ein, statt zu erklären, wie es eigentlich geht“, sagt Olbrich und fügt mit einem Augenzwinkern an: „Denen fehlt oft einfach die Geduld – ich sage immer: Wir sind die Enkel, die Geduld haben.“

Die sechs Ehrenamtlichen, darunter Olbrich, bringen unterschiedliche Erfahrungen mit. „Ich selbst habe technische Informatik studiert, bin aber schon lange im Ruhestand. Manche von uns waren früher bei großen IT-Firmen, andere sind einfach technikaffin“, sagt Olbrich. Jeder habe seine Stärken, und gemeinsam finde das Team fast immer eine Lösung – und wenn nicht, wird auch mal gegoogelt oder ein Erklärvideo auf YouTube gesucht.

Soziale Teilhabe – nicht nur eine Frage der Technik

Dass digitale Kompetenzen im Alltag immer wichtiger werden, zeigt sich gerade bei älteren Menschen. „Die Gefahr ist groß, dass Senioren sozial abgehängt werden, wenn sie bei der Technik nicht mitkommen“, warnt Olbrich. „WhatsApp ist für viele inzwischen der Einstieg, um mit der Familie in Kontakt zu bleiben. Aber auch Bahnfahrkarten, Arzttermine oder Bankgeschäfte laufen heute oft nur noch digital.“ Wer hier nicht mitkommt, bleibt schnell außen vor, weiß Olbrich. „Das finde ich wirklich sozial bedenklich.“

Angst vor Fehlern abbauen

Was die meisten Besucher verbindet, ist die Angst, etwas falsch zu machen. „Ich haben Sorge, mit einem Klick alles zu löschen oder irgendwas kaputt zu machen“, sagt Christa Wolf. Die 77-Jährige aus Ketsch ist an diesem Freitag seit langer Zeit mal wieder im IT-Café. „Es hat sich wieder gelohnt, ich habe viel gelernt und kann mir bei einigen Problemen jetzt selber helfen.“

Olbrich freut das natürlich. Es seien meist nur wenige Dinge, die man beherrschen muss, um selbstständig zurechtzukommen, sagt er. „Wir helfen, diese Angst zu nehmen. Und wir wissen auch nicht alles – manchmal suchen wir gemeinsam nach einer Lösung. Wichtig ist, dass man nicht aufgibt.“

Kaffee, Kekse und Gemeinschaft

Neben der Technik ist auch das Zwischenmenschliche ein wichtiger Teil des IT-Cafés. „Jeder bekommt bei uns einen Kaffee und ein paar Kekse. Wer möchte, kann etwas in die Spendenbox werfen, muss aber nicht“, sagt Olbrich.

IT-Café Ketsch

Immer freitags 14.30 bis 16.30,

Seniorenwohnanlage Gassenäckerstraße 4a, Ketsch.

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