Ketsch. Die Comedy-Fachkraft Jakob Friedrich wurde für viele renommierte Wettbewerbe nominiert – darunter die St. Ingberter Pfanne, der Hamburger Comedy Pokal, das Paulaner Solo, die Tuttlinger Krähe, die Böblinger Mechthild, der Obernburger Mühlstein, der Fränkische Kabarettpreis, der Rostocker Koggenziehner, der Züblin Kulturpreis, der Euskirchener Kleinkunstpreis oder der Mannheimer Comedy Cup. Am Samstag, 25. Februar, um 20 Uhr (Einlass 19.30 Uhr) ist er im Ferdinand-Schmid-Haus in Ketsch zu Gast. Wir haben mit dem 38-Jährigen unter anderem darüber gesprochen, was die Besucher von seinem aktuellen Programm „I schaff mehr wie Du!“ erwarten dürfen.
Herr Friedrich, Sie sind als Fachkraft in der schwäbischen Metall- und Elektroindustrie tätig – wie kommt man da zur Comedy?
Jakob Friedrich: Ich habe in der Schule schon immer die Lehrer imitiert. Und dann habe ich die Ausbildung angefangen und habe ich die Ausbilder und Kollegen imitiert. Dann hieß es, „das ist aber witzig, das musst du mal auf der Bühne machen“. Und irgendwann Jahre später habe ich das dann ausprobiert und gesehen: „ja, das funktioniert.“
Was heißt Jahre später?
Friedrich: Also ich habe die Ausbildung 2004 angefangen und meinen ersten Auftritt hatte ich dann 2011. Damals aber noch nicht in der Latzhose. Ich habe da hauptsächlich Prominente imitiert und hatte auch noch nicht so das Thema Metall und Elektro. 2013 habe ich das dann mal ausprobiert, in Latzhose aufzutreten und mit Figuren zu arbeiten, die nicht berühmt sind, aber die jeder so kennt, also so Archetypen. Ich habe gemerkt, das funktioniert wunderbar. Deshalb habe ich das über die Jahre immer weiterentwickelt und 2014 auch meinen jetzigen Agenten kennengelernt. Ab 2019 wollte ich dann noch mehr im Comedy-Bereich tun.
Jakob Friedrich im Ferdinand-Schmid-Haus Ketsch: Vorgesetzte und Kollegen auf die Schippe genommen
Aber ist das nicht ziemlich anstrengend oder haben Sie keine 40-Stundenwoche?
Friedrich: Mittlerweile nicht mehr. Ich arbeite nur noch 80 Prozent, habe eine 32-Stundenwoche. Die Firma hat sich darauf eingelassen, dass ich reduzieren darf. Und ich kann auch relativ flexibel einen Tag Gleitzeit nehmen zu den Wochenenden mit Auftritten hin. Das ist ganz cool und ich bin meinem Arbeitgeber auch sehr dankbar dafür.
Zur Person
Jakob Friedrich (38) ist in Filderstadt geboren, lebte allerdings auch vier Jahre in Bremen, wo seine Eltern herkommen.
Der Vater zweier Kinder ist geschieden und lebt in Lauffen am Neckar.
Er ist gelernter Mechatroniker, arbeitet in einem Betrieb in der Nähe von Stuttgart und baut Maschinen. Seit 2013 macht er Comedy und hätte nichts dagegen, wenn er alsbald ausschließlich davon leben könnte. mab
Sie nehmen in Ihrem Programm „I schaff mehr wie Du!“ auch Vorgesetzte und Kollegen auf die Schippe – sind die nicht furchtbar sauer auf Sie?
Friedrich: Nein, ich betone das auch immer, dass es sich um den ehemaligen Chef handelt. Die meisten finden das eigentlich witzig und stehen hinter mir.
Als gebürtiger Schwabe haben Sie vier Jahre lang in Bremen gelebt, wo Ihre Eltern herkommen – was ist der größte Unterschied zwischen Bremern und Schwaben?
Friedrich (lacht). Ich finde, einen Schwaben kann man damit beleidigen, indem man ihm sagt ,i schaff mehr wie Du’, also wenn man ihm damit den Fleiß abstreitet. Der Schwabe hat einen sehr starken Geltungsdrang, was den Fleiß anbelangt. Das heißt, er will immer zeigen, dass er fleißig ist. Der Bremer dagegen hat jetzt nicht so diesen Geltungsdrang. Der steht auch mal dazu, dass er keine Lust hat zu arbeiten und eigentlich lieber die Füße hochlegt.
Jakob Friedrich im Ferdinand-Schmid-Haus Ketsch: Zu welchem Thema keine Witze machen?
Müssen Sie eigentlich Kehrwoche machen?
Friedrich: Nein, ich habe nicht nur einen guten Arbeitgeber erwischt, sondern auch einen super Vermieter. Wir kümmern uns ums Treppenhaus, wenn es tatsächlich dreckig ist. Wenn die Kids da waren zum Beispiel.
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Über was, zu welchem Thema, darf man Ihrer Meinung nach keine Witze machen – ich frage das deshalb, da sich der Krieg in der Ukraine jährt?
Friedrich: Also über die Situation in der Ukraine will ich jetzt keine Witze machen. Das finde ich geschmacklos. Vor dem Ukraine-Krieg hat man vielleicht auch mal leichtfertig Witze über das Thema Krieg gemacht. Aber jetzt, da Krieg so nahe gekommen ist, wird einem vollends klar, was Krieg bedeutet. Und es wird einem klar, dass Frieden, den wir 70 Jahre lang hatten, nicht selbstverständlich war. Aber ich schweife ein wenig von der Frage ab. Mein Humor – das bekomme ich von meinen Zuschauern gesagt – ist nicht unter der Gürtellinie und auch komplett jugendfrei. Und mein Humor ist auch nicht verletzend, was man mir auch immer wieder sagt. Das finde ich auch sehr schön und das möchte ich auch gerne beibehalten.
Jakob Friedrich im Ferdinand-Schmid-Haus Ketsch: Das Programm am Samstag in Ketsch
Was darf das Publikum in Ketsch am Samstag erwarten – machen Sie mal Werbung für sich?
Friedrich: Die Besucher dürfen eine Reise durch die schwäbische Metall- und Elektroindustrie erwarten – und auch die Frage nach einem bedingungslosen Grundeinkommen. Ob es nicht eine sinnvolle Alternative wäre, wird durchaus in den Raum gestellt.
Wäre das bedingungslose Grundeinkommen tatsächlich eine Alternative?
Friedrich: Ich bin der Meinung, das bedingungslose Grundeinkommen ist die logische Konsequenz aus der technologischen Entwicklung. Die Technik hat sich so sehr weiterentwickelt, dass wir uns eher fragen müssen, wie kriegen wir die Menschen beschäftigt – trotz Fachkräftemangels.
Würden Sie ganz gerne rein von der Comedy leben wollen?
Friedrich: Es ist schon auch schön, einer geregelten Arbeit nachzugehen und zu sehen, was unter den Händen entsteht, was an handwerklichen Tätigkeiten generell gut ist, aber es ist halt doch stressig, Arbeit und Comedy unter einen Hut zu bekommen. Langfristig möchte ich schon ganz gerne von der Comedy leben.
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