Ketsch. Aufmerksam sitzen sich die jungen Schachkontrahenten gegenüber und warten auf das Startsignal zum ersten Spiel des Jugend-Grand-Prix „Schneeflocke“, das als Schnellschachturnier zum 16. Mal Kinder und Jugendliche ab fünf Jahren in die Enderlegemeinde lockt. Dieser Lockruf war erfolgreich.
Auf der Bühne stehen die goldenen Pokale und sicher würde sich jeder der rund 200 Teilnehmer darüber freuen, eine der begehrten Trophäen nach den sieben Runden, die im Schweizer System gewertet werden, mit nach Hause nehmen zu können. „Wir haben hier junge Spieler aus ganz Süddeutschland – sogar Gäste aus der Schweiz sind gemeldet – und am Ende bekommt jeder eine Urkunde und einen Preis“, freut sich Karlheinz Schleich, der als Vorsitzender des vor genau 100 Jahren gegründeten Schachclubs Ketsch die Teilnehmer begrüßt und besonders den Eltern und Organisatoren dankt, ohne deren Hilfe die Kinder nicht in die Enderlegemeinde gekommen wären.
Doch was ist es, was die Faszination Schach, einem Spiel, dass angeblich spätestens seit dem 13. Jahrhundert in Europa fest etabliert ist, für junge Spieler heute so attraktiv macht? „Mir macht es einfach ganz viel Spaß und ich spiele jeden Tag“, berichtet Julian Fritsch (5), einer der jüngsten Spieler im Schachclub Ketsch, der an diesem Samstag sein erstes Turnier in der U8 bestreitet.
Taktik, Konzentration und Ausdauer sei gefragt und jedes Turnier mache erfahrener, antworten die älteren Spieler des Vereins. Auch Amalia (6) aus Bad Homburg und ihre Schwester Helena (9) sind heute nach Ketsch angereist, um am Schachbrett um einen der begehrten Pokale zu spielen. „Ich spiele bereits seit zwei Jahren Schach und dass es mehr Jungen gibt als Mädchen, die Schach spielen, macht mir gar nichts aus“, bekräftigt Helena, die in der bei diesem Turnier mit rund 50 Spielern am stärksten vertretenden Altersgruppe U10 antritt.
Einige Erfahrung bringt Christian Staat mit an das Schachbrett. Der 13-jährige Offenbacher, der mit sieben Jahren zum Schach kam, hat schon weit über 15 Turniere bestritten und tritt heute erstmals in Ketsch an. „Die Organisation hier ist toll und ich freuen mich auf die nächste Partie“, so der junge Schachfan, nachdem er beim ersten Durchgang sein Spiel gewonnen hat. Immer wieder laufen die jungen Spieler an die Infowand, an der die Wertungen der Partien zu sehen sind.
Dort hilft Florian Schrepp vom Schachclub Ketsch mit. Für das Spiel beim Jugend Grand-Prix ist er allerdings mit 21 Jahren schon zu alt. „Ich habe 14 mal beim Schneeflocke-Turnier mitgespielt und spiele seit dem Kindergartenalter Schach“, so der engagierte Ketscher. Sehr gut könne er nachfühlen, wie sich die jungen Spieler beim Turnier heute fühlen: „Man ist immer etwas nervös, gerade wenn man die ersten Turniere spielt, denn man weiß nicht was alles auf einen zukommt und man möchte natürlich alles richtig machen und gewinnen. Die Erfahrung kommt mit der Zeit und es macht einfach richtig Spaß. Außerdem trifft man bei den Turnieren oft auch wieder auf bekannte Gegenspieler und man kennt sich dann mit der Zeit“, so Schrepp.
Gerade hat Julian (5) seine erste Turnierpartie hinter sich und verzeichnet einen Sieg. „Natürlich bin ich aufgeregt“, hat der junge Nachwuchsspieler zuvor bestätigt. Still ist es in der Rheinhalle, wenn die Partien laufen, damit sich alle konzentrieren können und in den Pausen dürfen sich alle austoben und sich mit Essen und Getränken versorgen. Der Spaß am Schachspiel steht bei diesem Turnier ganz oben auf der Liste, und wenn man in die Gesichter der Kinder und Jugendlichen schaut, ist dies sichtbar.
Eltern und Betreuer dürfen beim den Spielen übrigens nur mit genügend Abstand zuschauen. Denn Schachspielen und sich einigen, wer eine Partie gewinnt, dies können selbst schon die jüngsten ganz alleine.
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