Ketsch. "Wir wollen alles versuchen, damit unser Kino erhalten bleibt", sagt Peter Gerwig. Das sei ihm wirklich ein Herzensanliegen. Dabei hat der 50-Jährige das Gebäude, in dem das "Central" untergebracht ist, erst vor knapp zwei Jahren gekauft.
Der Inhaber eines Malerbetriebs in Hockenheim, in Ketsch aufgewachsen und zur Schule gegangen, kennt das Lichtspieltheater in der Ortsmitte von Kindesbeinen an in- und auswendig. Hier hat er unzählige Filme gesehen. Nebenan hat er das Materiallager für sein Malergeschäft untergebracht.
Gut 25 000 Euro steckte er in die Renovierung und Sanierung des Hauses, das er im April 2011 von den Schwestern Marianne Diehm und Helena Knittel gekauft hatte.
Der Film "Hobbit" war der letzte Streifen, der kurz vor Silvester im "Central" lief. Danach war Schluss, weil Jochen Englert, der das Kino vor über zehn Jahren gepachtet hatte, nicht mehr weiter macht. "Ein trauriger Tag", sagt Peter Gerwig, als er die renovierten Räumlichkeiten des Kinos zeigt.
Verschiedene Nutzungsideen
Foyer und Toiletten wurden neu gemacht, die 183 roten Sessel sind erst seit drei Jahren drin, die Fassade bekam Vollwärmeschutz. Der Kinosaal ist längst als Event-Raum gestaltet, dort kann sogar ein Buffet aufgebaut werden. Die Fläche vor der Leinwand könnte als Bühne genutzt werden.
An diesem Abend ist auch wieder Betrieb. Das "Central" hat seine Pforten für das Kirchenkino geöffnet. Zwölf zum Teil preisgekrönte Kurzfilme unterschiedlicher Genres werden gezeigt. Alle, die da sind, freuen sich darüber, dass es wieder ein Programm gibt.
Fast 90 Jahre Kinotradition
1925 hatte der Malermeister Emil Knittel in Ketsch ein Kino gebaut, das er zunächst "Weltkino Ketsch" und ab 1951 "Welt-Lichtspiele" nannte. Im Dezember 1958 wurde von Knittels Söhnen Eugen und Wilhelm und deren Schwester Elise direkt nebenan ein weiteres Kino eröffnet, das heutige "Central". Zehn Jahre lang gab es in der Enderlegemeinde damit sogar zwei Kinos, bis 1968 die "Welt-Lichtspiele" aufgegeben und die Räumlichkeiten an einen Supermarkt vermietet wurden.
"Ich bin zu allem bereit, wenn nur dieses Kino erhalten bleibt", sagt Peter Gerwig. Interessenten, die das Haus weiter betreiben wollten, gebe es. Und neue Ideen und konstruktive Vorschläge sind an diesem Abend ebenso zuhauf vorhanden.
Das Kirchenkino werde auf jeden Fall bleiben, ist zu hören. Filmabende der besonderen Art könnten veranstaltet werden, so Doris Steinbeißer, die das Kirchenkino moderiert. Oder eine Oscar-Nacht sowie Nostalgie-Veranstaltungen mit 35-Millimeter-Filmen für die ältere Generation und Stummfilmabende seien denkbar.
Möglich wäre auch die Nutzung als Kleinkunstbühne, etwa für Kabarett und Musik, wirft Alfred Speiser ein. Der begeisterte Cineast und frühere Chef der Firma Alfred Speiser Kinobetriebe, ist ebenfalls ins "Central" gekommen. Er spricht verschiedene "Rettungsmöglichkeiten" an. Speiser, der das Ketscher Kino von 1988 bis 2000 gepachtet hatte, kann sich beispielsweise einen Förderverein vorstellen. So wie in Hirschberg-Leutershausen, als ein 1997 gegründeter Förderkreis das 1952 gebaute Dorf-Kino "Olympia" vor der endgültigen Schließung rettete. Dabei sei ein Konzept erarbeitet worden, das "ein bisschen Programmkino-Struktur, eine feste Filmauswahl und eine Kleinkunstbühne" beinhaltet habe.
Tradition und Moderne
"Das ,Central' verbindet Tradition und Moderne", ist Speiser sicher, dass eine solche Maßnahme auch in Ketsch funktionieren könne. Die Gründung eines Kulturvereins, die finanzielle Unterstützung durch Mitgliedsbeiträge, die Vermietung für Familienfeiern oder Vereinsveranstaltungen, seien weitere Möglichkeiten, die diskutiert werden könnten - dann seien womöglich auch Fördermittel der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg drin. Und über die Filmförderung könne vielleicht sogar die dringend notwendige Digitalisierung der Projektionstechnik realisiert werden. "Ich unterstütze alles, was versucht wird", versichert Peter Gerwig. Das "Central"-Kino sei längst noch nicht gestorben, hebt er hervor. Ideen zum Erhalt gebe es genug. Alle Anregungen sollen nun in einem öffentlichen Treffen der Freunde des Lichtspielhauses ausgiebig diskutiert werden.
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