Central Kino - Sechstklässler der Neurottschule zeigen Film zum eigenen Buch „Leon und der Enderle“ / Sequenzen der Entstehung und Schauspielleistung begeistern

Kein roter Teppich – aber ein Oscar

Von 
Sabine Zeuner
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KETSCH. Den „Red Carpet“ (roter Teppich) gab es im Central Kino nicht, aber einen Oscar für die Sechstklässler der Neurott-Gemeinschaftsschule (NRGS) und ihre vielen Unterstützer für den Film zum Buch „Leon und der Enderle – Mobbing, die Folgen und eine ziemlich alte Geschichte“.

Gut ein halbes Jahr haben die 19 Mädchen und zwölf Jungs an ihrem Buch gearbeitet, viel über die Geschichte Ketschs, über Mobbing und über Techniken im Schreiben, das Marketing für ihr Buch gelernt.

24 weitere Schüler beschäftigten sich intensiv mit der Zeit Enderles, den Lebensumständen damals, mit den Theaterpädagogen und Schauspielern Laura Holz und Christoph Kaiser (Theaterwerkstatt Heidelberg) kamen die Aspekte Darstellung und Filmen dazu – mit der doppelten Kulturbühne haben sie alle zusammen einen weiteren Höhepunkt mit Bravour gemeistert.

Bei Matinee nochmals zu sehen

Die Kombination aus Lesung und Film feierte als Kulturbühne im Central Kino ihre Premiere. Am 24. März (11 Uhr) wird der Film in der Matinee des Kinos, in der das Programm der kommenden Wochen präsentiert wird, noch einmal zu sehen sein.

Zweimal standen die Sechstklässler und ihre tollen Aktionen an diesem Abend im Fokus der Gäste im beide Male voll besetzten Kinosaal. Worum geht es? Respekt, Toleranz, körperliche und seelische Gewalt, Mut und Authentizität – Schlagworte, die sich in den geschriebenen und gespielten Szenen spiegeln, die Jahrhunderte trennen.

Nachvollziehen, gar miterleben lässt sich das prima im Buch vom „Team Neurott“ aus 31 Autoren. Bildhaft greifbar, intensiv sind die Gefühle und Machenschaften um Enderle in der filmischen Schlüsselszene, die mit technischen Mitteln, Kleidung und Dekoration eine Zeitreise ermöglicht.

Input zur Geschichte gab es zuerst aus kurzen Lesepassagen der Autoren selbst, die auf der Bühne des Kinos saßen. Sie führten dabei die beiden Erzählebenen – die Zeit des Enderle und die Neuzeit mit den Mobbing-Problemen des Schülers Leon zusammen. In einem Zusammenschnitt aus gefilmten Aktivitätsschnipseln, die zur Entstehung des Kurzfilms über die allen bekannte Sage vom Schultheiß (Bürgermeister) Enderle, der sich gegen die schikanierende Obrigkeit zur Wehr setzte, seine Tochter Evchen auf tragische Weise verlor, erfahren die Zuschauer das „Making of“, also, wie der Film entstand.

Dass dabei, wie beim Schreibprozess auch, viel Spaß und ebenso viel Ernst im Spiel war, gibt das Thema her. Mit viel Feingefühl und Liebe fürs Detail haben die Schüler gemeinsam ihren Weg durch Geschichte und aktuelle Bezüge gefunden, das Thema Mobbing sowie das Verbreiten von Fotos und Fake-Nachrichten im Internet ebenso verinnerlicht wie die Tatsache, die schon der Enderle in Worte fasste: „Man soll die Menschen so behandeln, wie man selbst behandelt werden will.“

Der eigentliche Film lebt von der schauspielerischen Leistung, der Dekoration und der Intensität der gesprochenen Worte, die die Schüler in ihr Drehbuch geschrieben hatten. „And the Oscar goes to: Team Neurott“, fand Schulleiter Joachim Rumold stolz und stellte eine kleine Ausgabe der großen Filmpreisstatue auf den Tisch. Rumold oblagen das Intro zum Abend und die Dankesworte, mit denen er nicht sparte – zu Recht: Was aus dem Kulturnachmittag entstanden ist, hat die Auszeichnung verdient.

„Super Zusammenarbeit“

Die Profis sind voller Lob für die Schüler: „Es war eine super Zusammenarbeit“, sagte Christoph Kaiser; Laura Holz unterstrich: „Es hat extrem Spaß gemacht.“

In nur drei Tagen mit je 90 Minuten Zeit ist das Basismaterial zum Streifen entstanden, in viel weiterer Zeit das Ergebnis, das erlebenswert ist. „Ein tolles Projekt, tolle Schüler“, brachte es am Ende Schulsozialarbeiterin Marion Sandritter auf den verbalen Punkt; die Zuschauer untermauerten das mit langanhaltendem Applaus.

Info: Mehr Bilder gibt es unter www.schwetzinger-zeitung.de

Ketsch

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