Bienen

Ketscher Imker Günther Martin macht aus einem Bienenvolk zwei

Der Ketscher Imker Günther Martin macht aus einem Bienenvolk zwei, weil es im Stock zu eng geworden ist, und unsere Reporterin Hannah Gieser ist im Lehrbienenstand mit dabei.

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Am Eingang des Bienenkasten tümmeln sich die kleinen Tiere. © Hannah Gieser

Ketsch. Lautes Gebrumme und Gesumme ist aus den Bienenstöcken zu hören. Im Lehrbienenstand befinden sich gerade sieben verschiedene Völker. Ich darf dabei sein, wenn aus einem Volk zwei gemacht werden. Die Kiste ist zu voll und das braun-gelbe Volk muss deswegen geteilt werden.

Mit dem „Räucherer“ lassen sich die Bienen bändigen. © Gieser

Nachdem der Räucherer vorbereitet ist und die weißen Imkeranzüge mitsamt Hut und Handschuhen angezogen sind, kann es losgehen. Der Ketscher Günther Martin erzählt nebenbei alles rund um Honig, Bienen und Waben. Dass er als Imker ein echter Experte auf diesem Feld ist, ist sofort klar.

Der Ableger des geteilten Bienenvolks muss anschließend mindestens fünf Kilometer von der anderen summenden Hälfte entfernt werden, da die Bienen sonst zurück zu ihren Artgenossen fliegen würden. „Warum das genauso ist, weiß niemand. Aber es funktioniert, deswegen machen wir es“, erzählt Martin schmunzelnd. Bevor das passiert, muss das Volk jedoch erst einmal getrennt werden.

Beim Öffnen des Kastens kommt uns erstmal gar keine Biene entgegengeflogen. Alle sind in ihren Waben mit Brut, bauen und sind mit der Honig- und Wachsproduktion beschäftigt. Erst als die einzelnen Rahmen aus dem einen Kasten auf zwei neue verteilt werden, fangen die Tiere an, in der Luft herumzuschwirren.

Ein großes Kommen und Gehen – die Bienen fliegen ihr zu Hause an. © Hannah Gieser

Spätestens zu diesem Zeitpunkt bin ich über meinen Schutzanzug inklusive Gesichtsschutz und Handschuhe froh. Martin ist da freilich routiniert. Er wurde schon unzählige Male von seinen honigherstellenden Tierchen gestochen. „Ich zähle nicht mit, aber so ungefähr 50 Stiche im Jahr werden es schon sein“.

Die einzelnen Rahmen, die sich in dem Bienenkasten befinden, sind nur ein rechteckiges Holzgestell. Die typische Bienenwabenstruktur, die sie nach einiger Zeit besitzen, kommt von den Bienen. Sie nutzen den Rahmen als Anhaltspunkt und bauen. Eigentlich würden sie auch diesen nicht benötigen und ihre Waben einfach so bauen, doch dann könnte der Imker die einzelnen Waben aber nicht mehr aus dem Kasten nehmen. „Die Bienen bauen nach dem Erdmagnetfeld. Würde ich um einen Kasten ein magnetisches Metallband legen, dann würden die Bienen anfangen, ihre Waben rund zu bauen“, erzählt Martin.

Hier ist der Bienenkasten noch unbe-wohnt – das wird sich bald ändern. © Hannah Gieser

Honigernte ab Ende Mai

Ende Mai kann der erste Honig geerntet werden. Der „Frühjahrblütenhonig“ ist bereit, wenn die Bienen ihre Waben verdeckeln. Doch auch an den umgesetzten Waben ist schon Honig zu erkennen. Als Martin mit einem Werkzeug Druck auf die Wabe gibt, sehe ich den Honig bereits hervorblitzen. Die zweite Honigernte findet im Juli statt, hier bekommt man Sommerhonig, die dritte und letzte wird Anfang August getätigt. Die Augusternte ergibt Waldblütenhonig, da in Wäldern meistens bis zuletzt noch Blumen mit Nektar vorhanden sind. Bis es so weit ist, muss sich unser heute geteiltes Volk aber erst einmal in seinen neuen Kästen wohlfühlen. Während die Platten verteilt werden, sucht Martin die einzelnen Waben und Rahmen nach der Königin ab. Nur das Ursprungsvolk soll die Königin behalten, das andere benötigt eine neue Königin. Aus den gelegten Eiern kann sich neben den weiblichen Arbeiterinnen und den männlichen Drohnen auch eine neue Königin entwickeln. Die Königin ist das einzige weibliche geschlechtsreife Tier im Volk. Ihr Hinterleib ist im Vergleich zu den anderen Bienenstockbewohnern deutlich größer und länger. Nach kurzem Suchen hat Martin seine Königin gefunden und setzt sie in einen der beiden vorbereiteten Kästen. In den anderen, den königinnenlosen, setzt er nun vor allem viele Eier und Bienen, sodass hier schnell eine neue Königin schlüpfen kann.

Der Imker im Schutzanzug mit einem Teil des Kastens, der voller Waben ist. © Hannah Gieser

Auswirkungen des Klimawandels

„Bienen brauchen Blumen und Blüten“, erzählt Günther Martin. Auch der Klimawandel hat Auswirkungen. Wenn es im Sommer zu heiß wird, vertrocknen die Blumen, dann wird es auch für die Tiere schwieriger. Deswegen achten Imker darauf, in den Kästen immer genug Honig zurückzulassen, sodass die Bienen einen Speicher haben. „Es muss eine Balance gefunden werden zwischen Honig entnehmen und den Bienen genug Honig lassen, dass sie Reserven zum Überleben haben“, erzählt Martin. Wenn nicht müsse ihnen zusätzlich Zuckerwasser gegeben werden. Auch im Winter benötigen die kleinen Tiere den Honig, um genug Energie zu haben. Dass Bienen und ihr Volk aufwendig und pflegeintensiv sind, das hat mein Besuch gezeigt oder wie Martin sagt: „Bienen sind nicht wie Kühe auf der Weide, sie sind pflege- und zeitaufwendig.“

So sieht eine Wabe aus der Nähe aus: Die Bienen sind fleißig am Arbeiten. © Hannah Gieser

Belebte Blühwiese

Die Wiese beim Lehrbienenstand ist eine perfekte Umgebung für die kleinen brummende Tierchen. Eine Blühwiese mit sehr viel Artenvielfalt und verschiedensten Wildblumen. „Am besten ist es, wenn man nichts macht - Laub liegenlassen und Blumen wachsen lassen. Ab und zu Rasen mähen reicht“, so fühlten sich die Bienen am wohlsten und fänden genug Nahrung. Ein einfacher Wiesentyp, der auch im heimischen Garten gut umgesetzt werden könne.

Was aber kann man tun, wenn man plötzlich übermäßig viele Bienen im Garten hat? Darauf hat Martin eine einfache und schnelle Antwort: „Bienen werden von süßen Sachen angelockt, da sie immer auf der Suche nach Nahrung sind. Räumt man die Nahrungsquelle weg, dann verschwinden die Bienen auch schnell wieder.“

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