Bürgermeisterwahl - Kandidatin Nimonh Kaiser-Patthavong ist von Hilfsbereitschaft der Ketscher überwältigt / Ukrainische Familien können sich im Hof etwas aussuchen

Ketscher überwältigen mit Hilfsbereitschaft für Ukraine

Von 
Volker Widdrat
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Kleiderspenden gingen genügend ein. Die fleißigen Helferinnen Sara Luksch (v. l.), Verena Müller, Roselinde Zeilfelder, Melanie Schaefer, Jana Stutzenberger und Beate Graf hatten alle Hände voll zu tun. © Widdrat

Ketsch. Sortieren, zusammenlegen, einpacken, verstauen, bereitstellen und ausliefern. Das ging Hand in Hand. Im Hof von Hilde Eppel in der Hardtwaldstraße 5 herrschte den Samstag über Hochbetrieb. Bürgermeisterwahl-Kandidatin Nimonh Kaiser-Patthavong hatte die lange Einfahrt und den Garten für ihre Sammelaktion „Menschen helfen Menschen“ zugunsten der Ukraine buchen dürfen.

Die 42-jährige Leiterin der Kindertagesstätte Villa Sonnenschein und ihr Mann Eugen Kaiser hatten zu der Spendenaktion aufgerufen. Und die Helferschar war groß. Viele Freunde, Bekannte, Verwandte und Kindergartenkolleginnen packten unzählige Kartons zusammen, die dann im Laufe des Nachmittags abgeholt wurden. Hilde Eppel, damals Leiterin des Kindergartens St. Bernhard, hatte Nimonh betreut, als die im Alter von vier Monaten mit ihren Eltern nach Ketsch kam. Sie freute sich über das Gewusel rund um ihr Haus.

Sortieren, verstauen, bereitstellen: Eugen Kaiser (v. l.), Hilde Eppel, Nimonh Kaiser-Patthavong und Sohn Kenh packen kräftig mit an. © Volker Widdrat

Einige Privatpersonen haben mittlerweile Flüchtlingen aus der Ukraine eine Unterkunft gegeben. Den vom Krieg betroffenen Menschen kommt jetzt eine Erstversorgung zugute, erklärte Nimonh Kaiser-Patthavong, die von der Hilfsbereitschaft ihrer Mitbürger überwältigt war. So konnten sogar Kisten auf Bestellung gepackt werden, wenn dafür Größenangaben für Schuhe und Kleider vorlagen. Einige Lieferungen gingen auch an die deutsch-ukrainische Gesellschaft Rhein-Neckar, die zur humanitären Hilfe für aufgerufen hatte.

Haltbare Lebensmittel

Die Verteilung der Spenden erfolgt in Koordination mit dem Dachverband der ukrainischen Organisationen in Deutschland, wobei die Spenden nahezu in gleichen Teilen auch an den Verein Ahrschipper (tatkräftige Hilfe nach der Flutkatastrophe im Ahrtal) und den Wärmebus der Malteser (Hilfe für Obdachlose und Bedürftige) sowie an die ukrainischen Familien, die bereits vor Ort in Ketsch sind, gehen. Das anvertraute Geld wurde für Sachspenden und medizinische Hilfsmittel verwendet. "Wir haben ausschließlich Sachspenden geleistet. Und in der Familie beziehungsweise bei einer Apotheke wurde der Betrag noch rund gemacht", sagt Nimonh Kaiser-Patthavong.

An Sachspenden wurden vor allem haltbare Lebensmittel, Babynahrung, Waschmittel, Spülmittel, Heizkörper, Hygieneartikel und Windeln abgegeben. Für Kleiderspenden hatte schon vor ein paar Tagen ein Lieferstopp verhängt werden müssen, so viele neuwertige Sachen seien eingetroffen, sagte Eugen Kaiser. Neben Schuhen und Decken waren auch schöne Spenden von Kindern für Kinder dabei. Die Jüngsten dürfen sich über Spielzeug wie eine elektrische Eisenbahn, über Puzzles und Kuscheltiere freuen.

Oft benötigt wurden auch rezeptfreie Medikamente wie Schmerzmittel. Kaiser-Patthavong freute sich, dass sie dank der Hilfsbereitschaft der Ketscher viel Hilfsmaterial an bedürftige Menschen überreichen und weitergeben durfte.

Wohnraum von privat

In der Enderlegemeinde wurden mehrere ukrainische Familien bedacht. „Es sind sehr viele neuwertige Artikel dabei, manche Spender sind bewusst einkaufen gegangen“, meinte Kaiser beim Zusammenstellen der Kisten. Zutiefst berührt waren die Helfer von den Familien, die selbst in den Hof kamen und sich auswählen konnten, was ihnen gefällt. Eine Nachbarin brachte Kuchen vorbei, sodass auch mal eine Pause drin war.

Eine Bürgerin kündigte an, Wohnraum für Geflüchtete zur Verfügung stellen zu wollen. Diese Woche wird dank weiterer Geldspenden noch eine Familie in Ketsch mit einem Bett samt neuer Matratzen beliefert.

Viele Menschen fragten, ob die Aktion nicht wiederholt werden könne. „Wir werden uns mit Familien treffen, um weitere Kontakte herzustellen“, versprach Nimonh Kaiser-Patthavong und dankte den vielen Helfern und den unglaublich großzügigen Spendern.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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