Ketsch. Für Alexander Schulz und die Aktiven des Musikvereins 1929 herrschen wegen der Corona-Pandemie ungeliebte Zeiten – denn die Ausübung des Hobbys ist wegen der BeHygiene- und Abstandsbestimmungen erschwert. Wo früher geblasen wurde, was die Tuba hergibt, muss heute auf die Nähe – respektive Ferne – zur Trompete nebenan geachtet werden. Zwar befinde sich das Orchester seit rund drei Wochen wieder in Vorbereitung auf das Frühjahrskonzert, aber von Normalität sei man doch weit entfernt, sagt Schulz. „Ich weiß nicht, was bei unserem Dirigenten Patrick Wewel ankommt“, sagt er aufgrund der riesigen Abstände, die in der Rheinhalle eingehalten werden müssen.
Der Pressesprecher der Musiker möchte im Gespräch mit dieser Zeitung nicht falsch verstanden werden. Natürlich seien die rund 30 Mitglieder des Orchesters froh, sich überhaupt wieder zum Proben treffen zu können. Lange, bis in den Juni oder Juli sei überhaupt nichts möglich gewesen. Auch sei die Tatsache, dass mit der Rheinhalle ein dafür super geeigneter Ort in Ketsch vorhanden sei, gerne genommen. Aber optimale Verhältnisse zur Konzertvorbereitung sähen doch anders aus. Der Schlagzeuger habe seine Utensilien auf der Bühne aufgebaut, während sich der Rest bei unendlichen Weiten davor drapiere.
Immerhin: Das für vergangenen März eingeplante Stück „Wave“, „ein lateinamerikanisches Stück“, wie Alexander Schulz erklärt, ist nun nicht aufgehoben, sondern „nur“ aufgeschoben. Es soll nächstes Frühjahr dann eben zu Gehör gebracht werden. Was die Schützlinge von Dirigent Patrick Wewel sonst noch einstudieren, wollte Schulz noch nicht sagen. Die Ungewissheit übt freilich mit: „Es ist ja alles unter Vorbehalt. Man weiß nicht, wie sich die Pandemie weiterentwickelt.“
Ausfälle von Einnahmen
Seine Spuren hat das Virus beim Musikverein 1929 hinterlassen, wenn es um die sieben Auftritte geht, die bis dato gestrichen werden mussten. Wie das Frühjahrskonzert fiel das eigene Musikfest nach intensiver Überlegung im Juli aus. Das Backfischfest fand nicht statt, also entfielen auch die Auftritte beim Frühschoppen und beim Seniorennachmittag. Musik wird aktuell mit angezogener Handbremse gemacht, jedenfalls wurden die Veranstaltungen in Oppenau, Plankstadt, Rheinau oder Oftersheim ersatzlos gestrichen und damit die Optionen für die Ketscher, ihr Können an den Instrumenten zu präsentieren. Dass vor allem das Fehlen des Musikfestes schmerzt, wenn es um die finanzielle Ausstattung geht, betont Alexander Schulz. Gleichsam müsse man sich aber auch keine Sorgen machen: „Uns geht es nicht schlecht.“
Während die Musiker insgesamt gezwungen sind, außer bei der Orchesterprobe freitags vermehrt daheim zu üben, tat sich in personeller Hinsicht etwas: Mit Lukas Schilling hat der Musikverein jemanden gefunden, der künftig die beiden Jugenddirigenten Lea Koch und Andreas Gebhard tatkräftig unterstützen wird.
Der 20-jährige Rheinauer, der nach seinem Abitur am Karl Friedrich-Gymnasium Mannheim im Jahre 2018 ein Bundesfreiwilligenjahr in Houston Texas (USA) absolvierte und nach seiner Rückkehr nach Deutschland das Lehramtsstudium in Heidelberg aufgenommen hat, übernimmt zunächst die Leitung des Vororchesters. Schilling hatte selbst in den vergangenen Jahren als erster Posaunist maßgeblich zur musikalischen Fortentwicklung des Jugendorchesters beigetragen. „Mit meiner neuen Tätigkeit will ich dem Verein – und vor allem auch den zahlreichen neuen jungen Musikern im Jugendorchester – etwas von dem zurückgeben, was ich in meiner Zeit als Jungmusiker hier in Ketsch lernen und erfahren durfte“, sagt Schilling.
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