Ketsch. Gibt es den perfekten Mord? Es gibt alles – also warum auch nicht diesen, war eine der Fragen, die „Bei Michelfelders“ erörtert wurde. Gastgeberin Gabriele Hönig hatte „LeseZeit“-Autoren eingeladen, die den Gästen in ihrem Laden „Buch und Manufakturwaren“ allzu Makabres und Schauriges aus eigener Feder präsentierten.
Um die Frage zu beantworten: Es gibt ihn nicht, den perfekten Mord – jedenfalls nicht in der Version von Rolf Thum. Der Hockenheimer und „LeseZeit“-Gründer stellte die Geschichte von Gerd Balduin und Karl Meier in den Mittelpunkt. Die beiden Schulfreunde frönen der Jagd. Doch Gerd, der dreiste Geschäftsmann, der den Profit über alles stellt, hat bei Karl, der auch noch in Gerds Firma leidlich arbeitet, alsbald keine guten Aktien mehr. So wird die Kirrung im Odenwald zum fatalen Ort. Karl überlässt die Reste des Mords den Wildschweinen und ist sich sicher, dass die allein am menschlichen Kadaver ganze Arbeit verrichten. Auch sonst sind alle Spuren bestens verwischt. So meint er. Und hat geraume Zeit so Recht. Freilich werden Gerds Überreste aber aufgetan, wobei zu den menschlichen Zähnen Implantate gehören. Auch ein künstliches Kniegelenk lässt sich auf Gerd zurückführen, sodass Kommissar Rot schließlich doch noch mit den unvermeidlichen Fragen auf Karl zukommt. Letzteren haut’s im letzten Akt noch vom Hochsitz, dann ist immerhin diese Episode als „Mordssauerei“ perfekt.
Nicht minder schaurig-schön kam die Kurzgeschichte von Rita Hausen daher, die um die Frage kreist, wohin der Wanderer in Caspar David Friedrichs Gemälde „Über dem Nebelmeer“ verschwand? Die Walldorfer Erzählerin legt einige Fährten, da auch der Direktor des Kunsthauses – „mir gefällt das Bild auch ohne Wanderer“ – den Renner der Ausstellung niemals wirklich einbüßen will. So könnte der Wanderer des Bildes abgestürzt, übermalt worden oder weitergewandert sein. Dass er letztlich in der Psychiatrie anzutreffen ist, macht die Sache wieder beruhigend.
Was geschah im Menzerpark?
Was mit den Jugendlichen, die nichts anderes wollten, als sich nachts im Menzerpark in Leimen ein wenig zu betrinken, geschah, stellte der Leimener Marius Hornisch in den Fokus, während Agnes Schidelar-Böhm aus Reilingen aufarbeitete, wo sich der wahre „Monnemer Dreck“ verbirgt. Letztlich machte jede Kurzweise mit der ihr imanenten Schaurigkeit makabre Werbung für ihren regionalen Autor – die „LeseZeit“-Bücher gibt’s im Handel zum Beispiel vor Ort bei Buch und Manufakturwaren.
Und hier wurde an der Wohnzimmeratmosphäre gefeilt, wie Hönig erläuterte, tatsächlich sind die Vortragenden quasi an die Seite des Raumes gewandert – der Besucher sitzt gemütlicher verteilt – und doch als Hauptsache auszumachen.
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