Im Porträt - Barbara Breuner, Leiterin der Gemeindebücherei, hat ihre Berufswahl noch nie bereut / Tag der Bibliotheken findet in Corona-Zeiten etwas anders statt

Liebe zu Büchern schon früh entdeckt

Von 
Caroline Scholl
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Der Arbeitsplatz hat sich über die Jahre verändert – die Liebe zu ihrem Beruf und damit zu den Büchern ist bei Breuner unverändert geblieben. © Scholl

Ketsch. „Meine Berufswahl habe ich noch keinen Tag bereut und würde mich genau wieder so entscheiden, wenn ich noch einmal am Anfang meiner Berufstätigkeit stehen würde“, erklärt Barbara Breuner, die engagierte Leiterin der Gemeindebücherei überzeugt. Im Ferdinand-Schmid-Haus hat sie wirklich jede der 34 000 Medien wenigstens schon einmal in den Händen gehalten und unglaublich viele Bücher selbst gelesen.

„Mich haben Bücher schon seit meiner Kindheit fasziniert und mein allererstes Buch, was ich selbst las, war ‚Das doppelte Lottchen’ von Erich Kästner. Mir war schon sehr früh klar, dass mein Beruf einmal etwas mit Büchern zu tun haben muss“, erinnert sich die seit 15 Jahren in Ketsch lebende gelernte Buchhändlerin.

Es begann im Sporthallenkeller

In Brühl, der Gemeinde in der sie als Kind aufwuchs, war sie oft zu Gast in der dortigen Gemeindebücherei im Keller der Sporthalle und las sich durch das gesamte Sortiment: „Dabei achtete die damalige Sekretärin der Schillerschule immer genau darauf, dass die Altersangaben auf den Büchern zum Alter der Leser passten“, schmunzelt Breuner, denn damals sei eben noch vieles ganz anders gewesen.

Ihre Ausbildung zur Buchhändlerin, die sie später berufsbegleitend mit einer weiteren Ausbildung zu Bibliotheksassistentin ergänzte, absolvierte sie in Mannheim in der damaligen Buchhandlung Kober und kam von dort über eine weitere berufliche Zwischenstation in Heidelberg nach Ketsch, als dort im Adlersaal 1984 die erste Bücherei der Enderlegemeinde eröffnete.

„Ferdinand Schmid, der Bürgermeister jener Tage, hat mich damals eingestellt und ich war im Adlersaal mit 7000 Büchern, teils aus Altbeständen der Neurottschule, zunächst alleine tätig. Mit Schreibmaschine und Karteikarten katalogisierte man beispielsweise den Bestand und organisierte den Verleih. Bei den ersten Medieneinkäufen verließ ich mich auf mein Bauchgefühl, damit für jeden Leser etwas dabei war. An eine digitale Erfassung von Medien dachte damals noch keiner“, weiß die 60-Jährige zu berichten.

Bastelnachmittage mit Roselinde Zeilfelder, der heutigen Leiterin der Kindertagesstätte Villa Pusteblume, habe es damals sozusagen als erste Veranstaltungen in der Bibliothek in den 1980er Jahren ab und an gegeben.

Als 1993 der Umzug ins Ferdinand-Schmid-Haus anstand, war Barbara Breuner voll in ihrem Element. „Man kann in diesem Beruf so kreativ sein und in unserer schönen Bücherei gab es plötzlich es so viele Möglichkeiten, auch räumlich. Vorleserunden, kulturelle Veranstaltungen, Autorenlesungen, Kooperationen mit den Schulen, um nur einige Bereiche zu nennen, die hier seither stattfinden“, ergänzt Breuner.

Immer etwas Großartiges

„Diese Vielfalt der Tätigkeiten, die Möglichkeiten den digitalen Wandel im eigenen Berufsumfeld mitzuerleben und mitzugestalten, dies sei Tag für Tag etwas Großartiges. „Wenn junge Menschen sich für den Beruf interessieren, bin ich mir manchmal nicht sicher, ob ihnen diese Vielfalt bewusst ist. Viele denken, der Beruf ist hauptsächlich von Verwaltungstätigkeiten geprägt. Dies ist, in einer Bücherei in einer Gemeinde, definitiv nicht der Fall. Hier gibt es immer wieder neue Aufgabenbereiche, man kann kreativ sein und eigene Ideen verwirklichen. Vielleicht ist es auch einfach die heutige Berufsbezeichnung Fachangestellte für Medien und- Informationsdienste etwas unklar“, bekräftigt Barbara Breuner und empfiehlt jungen Ausbildungsplatzssuchenden mal ein Praktikum in der Bücherei zu machen, um zu erleben, wie abwechslungsreich dieser Beruf ist.

Gerade der Kontakt zu den Menschen sei es natürlich auch, der diesen Beruf besonders attraktiv mache. „Wenn wir positives Feedback erhalten und sich die Leser über unseren immer sehr aktuellen Medienbestand lobend äußern und unsere Beratung wertschätzen, freuen wir uns sehr“, bestätigt die Leiterin stellvertretend für das gesamte Team der Bücherei.

Und dass in der Bücherei auch wahre Schätze gehütet werden, dies bestätigt Barbara Breuner gerne: „Handsignierte Bücher von Autoren, die uns zu Lesungen besuchten, wie etwa Ingrid Noll, sind natürlich etwas Besonderes. Und dass wir auch ein großes Sortiment an Büchern von Blooms mit zauberhaften Dekoideen mit Blumen und Pflanzen haben, kann ich nur jedem, der sich hierfür interessiert ans Herz legen.“

Ein ganz besonderes Angbot

Der Tag der Bibliotheken am Samstag, 24. Oktober, der in der aktuellen Zeit von Corona, nicht wie in den Jahren zuvor in der Gemeindebücherei mit einem Bücherflohmarkt begangen werden kann, wird in diesmal etwas anders stattfinden, nämlich schon an diesem Mittwoch, 21. Oktober. „Wir freuen uns unseren Lesern rund 460 Neuerscheinungen präsentieren zu können, darunter sogar tagesaktuelle Erscheinungen, wie der neueste Roman von Jonas Jonasson. Von 10 bis 19 Uhr können sich alle interessierten Leser für die neuen Bücher kostenlos vormerken lassen“, lädt Barbara Breuner alle Bücherfreunde ein.

Der Zutritt zur Bücherei sei auf immer 20 Personen gleichzeitig begrenzt und die einzuhaltenden Hygienevorschriften seien zum Schutz aller zu beachten.

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