Ketsch. Der 22. Juli 1995 ist vielen Bürgern in der Enderlegemeinde noch in Erinnerung: Das Orkantief „Emily“ richtete mit hühnereigroßen Hagelkörnern großen Schaden an. Betroffen war auch die Werderhalle in der Schulstraße 49. Das Dach der 1903 errichteten Schulturnhalle blieb von den Hagelschäden nicht verschont und diese wurden im Nachgang nur teilweise behoben. Ein Aspekt, der die Werderhalle nun, 29 Jahre später, auf die Tagesordnung des Gemeinderates brachte.
Der Handlungsbedarf beim Dach der Ketscher Werderhalle ist größer denn je
Denn der Handlungsbedarf ist größer denn je und der Rat sollte nun über die Vergabe der Arbeiten entscheiden. Bauamtsleiter Marc Schneider gab zunächst einen Überblick zu den eingegangenen Angeboten – im Haushalt ist ein Gesamtvolumen von 150 000 Euro vorgesehen. Die Offerte der Reilinger Firma Marquetant war mit 112 000 Euro die günstigste. Entsprechend empfahl die Verwaltung in der Beschlussvorlage eine Vergabe der Sanierungsarbeiten nach Reilingen.
Christian Jörger von der CDU hob den Stellenwert der Werderhalle innerhalb des Ketscher Gemeindelebens hervor: „Die alte Schulturnhalle wird rege von Vereinen und Gruppen genutzt. Außerdem wird die neue Dachdämmung sicherlich Energieeinsparungen bringen und die Sanierung kann im gleichen Zug für die Errichtung einer Photovol-taikanlage genutzt werden.“
Ein Aspekt, auf den auch SPD-Gemeinderat Moses Ruppert einging. So zeigte er sich erfreut, dass dank des günstigen Angebots Spielraum für die Solaranlage auf dem Dach der Werderhalle gegeben sei. Dies befand auch Robert Brusnik von der Grünen-Fraktion: „Es ist höchste Zeit, das Dach zu erneuern. Die Dämmung wird auch gut für die CO2-Bilanz sein. Wir stimmen zu.“
Das Gremium bemängelt die verwirrende Ausschreibung
Frank Müller von den Freien Wählern sah ebenfalls Handlungsbedarf, bemängelte aber die Ausschreibung, die mit etlichen „Eventuell“-Positionen irreführend sei. „Das ist schlecht gemacht und birgt eine finanzielle Unsicherheit. Bei 140 Individualpositionen lagen nur zwei Pläne bei. Allerdings ist die Firma Marquetant bekannt und zuverlässig. Trotzdem bitten wir, informiert zu werden, wenn sich die Kosten um mehr als zehn Prozent erhöhen.“
Schneider informierte bei Erläuterung der Vorlage, dass die Bieter im Gespräch genauer ins Bild gesetzt wurden: „Die Eventuell-Posten blähen die Ausschreibung auf, sind aber hauptsächlich den Innenausbau betreffend und nicht relevant. Es war nicht ideal gelöst, aber sollte es Veränderungen geben, werden wir informieren.“ Außerdem kündigte der Bauamtsleiter an, dass die Ausschreibung für die PV-Anlage zeitnah erfolgt und das Volumen von 150 000 Euro eingehalten werde.
Für FDP-Rat Chris Brocke war beim Thema der Ausschreibung das Vertrauen in die Verwaltung ausschlaggebend. Außerdem stelle die aktuelle Dachsituation der Werderhalle „eine Gefährdung für Passanten“ dar. Trotz der Unstimmigkeiten bezüglich der Ausschreibung nahm der Gemeinderat die Beschlussvorlage der Verwaltung bei einer Gegenstimme und vier Enthaltungen an.
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