Ketsch. „Heute geht es friedlich zu, das sieht man am Kerzenschein“, sagte Bürgermeister Jürgen Kappenstein zum Auftakt der Gemeinderatssitzung in der Vorweihnachtszeit. Zwar „beschwerte“ sich Heino Völker von den Freien Wählern mit der Frage, was seine Fraktion denn verbrochen habe, da man mit zu wenigen Kerzen bedacht worden sei. Doch der Gemeindechef wusste diese Wogen schnell zu glätten: „Dafür haben Sie aber die größten Pflanzen bekommen.“
Ernster wurde es beim Thema Mensaneubau der Neurott-Gemeinschaftsschule. Hier waren die Aufträge für Trocken- und Fassadenbau sowie Tischlerarbeiten zu vergeben. Michael Kapp (CDU) erinnerte daran – nachdem er die Zustimmung seiner Fraktion zum vorgeschlagenen Beschluss signalisiert hatte – dass es „heute nicht um Grundsatzdebatten geht“. Beispielsweise hatte Tarek Badr (SPD) zuvor die Sinnhaftigkeit der Vergabepraxis im Rat bezweifelt und damit Grundsätzliches angesprochen. Seiner Meinung nach gebe es keinerlei Entscheidungsspielraum, da man an der Ausschreibung nicht beteiligt sei. Dann gehe es lediglich um die Feststellung, dass das von der Verwaltung gewählte Angebot tatsächlich das günstigste gewesen sei. Deshalb sei die Zustimmung eine reine Formalie, die man gleich an das Bauamt abgeben und sich die Zeit sparen könne. Tarek Badr brachte einen Vergabeausschuss ins Spiel, worauf Bürgermeister Jürgen Kappenstein aus einer Ausschreibung zitierte und sagte: „Warum sollen wir Sie damit belasten?“ Hauptamtsleiter Ulrich Knörzer verwies auf die Gemeindeordnung, in der das Prozedere bei anstehenden Ausgaben über 40 000 Euro geregelt sei.
Anwalt um Rat gefragt
Jens Kochendörfer (SPD) hatte sich dessen ungeachtet vor Ort auf der Baustelle der Mensa umgesehen und wollte den Sachstand beim Mensaneubau wissen: „Hier ist ja seit Wochen gähnende Leere.“ Bürgermeister Kappenstein bestätigte, dass der Fortgang des Neubaus stockt. „Wir müssen warten, bis die Firma anrückt.“ Die Gemeinde habe sich anwaltlichen Rat bei einem Vergabejuristen geholt. Und wie Bauamtsleiter Hans Keilbach auf Nachfrage unserer Zeitung sagte, solle eine juristische Auseinandersetzung tunlichst vermieden werden. Das führe erst recht nicht zum Ziel. Er könne aber nicht sagen, wann es mit dem Bau der Mensa weitergeht. „Alles, was ich jetzt dazu sage, ist falsch.“ Mit zwei Monaten sei der Neubau in Verzug.
Die Firma Walter Kastor GmbH aus Oberwesel ist nach der Gemeinderatssitzung im Juni mit der Fertigung der Holzständerkonstruktion, der Innen- und Außenwände, der Holzbalkendecke und der Deckenplatten betraut worden. Wenn der Werkstattplan stehe und der Prüfstatiker sein Okay gegeben habe, gehe es ganz schnell, da die Konstruktion wie bei einem Fertighaus errichtet werde. Das bundesweit tätige Holzbauunternehmen habe prinzipiell einen hervorragenden Leumund, sagte Hans Keilbach.
Heino Völker fragte nach, ob man angesichts der Bauverzögerung mit dem Risiko von Nachforderungen aufgrund von mittlerweile gestiegenen Materialpreisen rechnen müsse. „Das lässt sich nicht ausschließen“, sagte Bürgermeister Jürgen Kappenstein.
Wegen des ungewissen Zeitfaktors sei mit allen nun betrauten Firmen gesprochen worden. Alle hätten Flexibilität signalisiert, berichtete Bauamtsleiter Keilbach. Den Trockenbau der Mensa wird Lechnauer und Reuther aus Westheim für rund 156 000 Euro übernehmen. Hier gingen zwölf Angebote ein. S+T Fassanden aus Owingen sind für rund 249 000 Euro für den Fassadenbau zuständig, legten das günstigste unter sieben Angeboten vor. Und die Tischlerarbeiten vergab der Rat an die Firma Karl F. Jakobs aus Oftersheim. Hier ging nur ein Angebot ein.
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