Gemeinderat - Helena Moser ist neue Ehrenbürgerin / Seit 1989 für die CDU am Ratstisch / Zehn Jahre Stellvertreterin des Bürgermeisters

„Sie hat ein verbindendes Wesen“

Von 
Marco Brückl
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Bürgermeister Jürgen Kappenstein überreicht Helena Moser im Sitzungssaal des Rathauses die höchste Auszeichnung der Gemeinde. © Lenhardt

Ketsch. „Sie versteht es, Konflikte erst gar nicht aufkommen zu lassen. Sie hat ein verbindendes Wesen“, sagt Gemeinderat Rainer Fuchs von der CDU. Gemeint ist Fraktionskollegin Helena Moser, die bei der konstituierenden Sitzung des neugewählten Gemeinderats am Montagabend, 15. Juli, nicht nur verabschiedet wurde: Der 71-Jährigen verlieh Bürgermeister Jürgen Kappenstein die Ehrenbürgerschaft.

Helena Moser ist damit seit 1909 der achte Ketscher, dem diese Ehre zuteil wird – und sie ist die erste Frau. Ab 1989 saß sie im Gemeinderat. Vor der Wahl vergangenen Mai hatte sie angekündigt, nicht mehr anzutreten. „Alles hat seine Zeit. Ich habe das Amt viele Jahre sehr gerne bekleidet. Doch ich wollte nicht, dass es vielleicht heißt: ,Die kriegt nicht genug‘. Viele Leute haben mich angesprochen und gemeint, ,schade, dass du aufhörst’. Und dann denke ich, dass es der richtige Zeitpunkt war“, sagt Moser im Gespräch mit unserer Zeitung.

In 30 Jahren im „Ortsparlament“ hat Helena Moser drei Bürgermeister erlebt. „So unterschiedlich, wie Ferdinand Schmid, Hans Wirnshofer und Jürgen Kappenstein auch waren und sind, ich habe mit allen drei sehr gerne zusammengearbeitet“, sagt Moser. In den vergangenen zehn Jahren war sie erste stellvertretende Bürgermeisterin. „Du hast eine hervorragende Arbeit verrichtet“, bescheinigt denn auch Bürgermeister Jürgen Kappenstein in seiner Dankesrede. Dabei sei sie „in annähernd allen Ausschüssen“ tätig gewesen.

Die gebürtige Ketscherin vertrat ihre Heimatgemeinde auch 27 Jahre lang im Kreistag. Im vergangenen Jahr erhielt sie den Ehrenring des Rhein-Neckar-Kreises.

„Ich habe mich im Gemeinderat sehr wohl gefühlt. Mit den Kollegen aller Fraktionen gab es ein kollegiales, faires Miteinander. Das ist schon etwas wert“, blickt die Ehrenbürgerin zurück. „Es waren so viele Beschlüsse und auch große Investitionen zu tätigen. Oft ging es um die Frage, geht das alles überhaupt. Aber ich glaube, dass sich Ketsch in der Zeit, in der ich mitgestalten konnte, ganz gut entwickelt hat.“ Tief getroffen habe sie die Entscheidung über die Umgestaltung des Marktplatzes, als 2016 ein geplantes Gebäude samt dessen Nutzungskonzept per Bürgerentscheid gestoppt wurde. „Aber ich habe das akzeptiert. Die Bürger haben so entschieden. Es geht weiter.“

Die Bauerstochter („mein Vater hat immer gesagt, ,die taugt nicht für die Landwirtschaft’ – und damit hatte er ja auch Recht“) und frühere Oftersheimer Lehrerin für Hauswirtschaft, textiles Werken, katholische Religion und Sport wünscht sich für die kommenden Jahre im Rat ein so gutes Verhältnis der Mitglieder wie in ihrer Rückschau. Denn: „Die Arbeit geht dem neuen Gemeinderat nicht aus.“ In den Bereichen Schule und Betreuung stehe Ketsch vor großen Herausforderungen. Bei der Neurottschule gehe es auf dem Weg zur Gemeinschaftsschule stetig voran. Aber auch die Alte Schule, wo ein enormer zusätzlicher Platzbedarf herrsche, müsse nachgelegt werden. Die Vereine, die als Rückgrat Leben in die Gemeinde brächten, seien weiter zu fördern. In Sachen Straßen müsse einiges gemacht werden und nicht zuletzt der Umweltschutz sei ein großes Thema, das angegangen werden müsse.

Ihr selbst werde es ohne erwähnte politischen Ehrenämter ganz sicher nicht langweilig, betont Helena Moser. Sie leitet die Volkstanzgruppe beim katholischen Seniorenwerk immer montags. Und sie liebt es, im Kloster Hegne am Bodensee unter anderem selbst beim Tanzen angeleitet zu werden. Außerdem leben Sohn und Familie auf demselben Grundstück wie sie. Von Don Bosco stammt ihr Lebensmotto: „Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen.“

Großer Erfahrungsschatz

Der Ketscher CDU bleibt Helena Moser als Stellvertreterin des neuen Vorsitzenden Tobias Kapp erhalten. Doch was verliert Ketsch im Gemeinderat? „Einen großen Erfahrungsschatz, der immer sehr hilfreich war“, sagt Rainer Fuchs, der nicht zuletzt ihr „großes Netzwerk“ schätzt.

Der Rat der Enderlegemeinde entschied übrigens einstimmig, dass Helena Moser Ehrenbürgerin wird. Uns sie war aufgeregt vor der Verleihung. „Nein, mit so einer Verabschiedung habe ich nicht gerechnet. Als der Bürgermeister mir das gesagt hat, dass ich Ehrenbürgerin werden soll, war ich sprachlos. Ich freue mich riesig darüber“ – Ehre, wem Ehre gebührt (weiterer Bericht über die konstituierende Gemeinderatssitzung folgt).

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