Rheininsel

Süß, putzig und gestreift: Frischlinge erobern Ketscher Wildschweingehege

Der mächtige Ketscher Keiler Jupp hat ganze Arbeit geleistet: Seit Anfang März ist sein Nachwuchs auf der Welt und die Frischlinge erkunden bereits das Gehege auf der Rheininsel.

Von 
Caroline Scholl
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Aus allen Perspektiven sind die Frischlinge niedlich anzuschauen. © SCHOLL

Ketsch. Die Faustregel besagt: Drei Monate, drei Wochen und drei Tage – solange dauert die Tragezeit bei den Schwarzkitteln, wie die Wildschweine im Sprachgebrauch der Jäger genannt werden. Und daher ist es nicht verwunderlich, dass innerhalb von vier Tagen in Folge Anfang März gleich drei Bachen in ihren Nestern, den sogenannten Kesseln, putzmunterem Nachwuchs das Leben schenkten.

Mit ihrem mittelbraunen und gestreiften Fell sind die niedlichen Frischlinge nun im Wildschweingehege auf der Rheininsel die Attraktion für viele Waldbesucher und einfach nur herzig. „Die Frischlinge hier, die von Frieda sind, wurden am 5. März geboren und nun erkunden sie schon, natürlich immer unter dem wachsamen Auge des Muttertiers, das Gehege“, erklärt Gattermeister Gerhard Herm, der sich tagtäglich um die Wildschweinpopulation im rund zwei Hektar großen Gehege auf der Ketscher Rheininsel kümmert.

Gerhard Herm sorgt dafür, dass es den Wildschweinen im Gehege an nichts fehlt. © SCHOLL

„Wenn die dominante Bache im Gehege die Rauschzeit einläutet, dann synchronisieren sich die anderen Bachen und werden paarungsbereit“, weiß der Ketscher. Dann käme die aktive Zeit für Keiler Jupp. Der Vierjährige und mit schätzungsweise 110 Kilogramm kräftige Schwarzkittel ist der dominante Keiler im Gehege und somit Vater von allen Frischlingen, die nun für viel Leben im Gehege sorgen.

Bach Frieda ist eine echte Ketscher Handaufzucht

„Normalerweise suchen die Bachen dann die mit Dächern geschützten Unterschlupfe auf, in denen sie ihr Nest bauen, doch unsere Frieda hier, die in diesem Jahr zum ersten Mal einen Wurf hat, hat sich überraschenderweise für den Platz direkt am Zaun entschieden. Sie ist eine Handaufzucht, was heißt, dass sie quasi nichts von anderen Bachen abgeschaut hat. Um das Nest nun ein wenig zu schützen, habe ich daher eine Schilfmatte befestigt“, so der 66-jährige Wald-und Naturliebhaber.

Grundsätzlich seien die Wildschweine im Rheininselgehege eine sehr ausgeglichene Rotte, die durchaus an Publikumsverkehr auf der anderen Seite des Zaunes gewohnt seien, doch gerade in den ersten Tagen sollte das Wildschweinnest ein Rückzugsort sein, wo die Frischlinge ungestört gesäugt werden.

Frech die Schnauze in die Luft gereckt © SCHOLL

„Die Frischlinge kommen mit Zähnchen zur Welte und beginnen schon direkt, sobald sie erstmals das Nest verlassen, ganz interessiert auf Wurzeln oder Mais und Eicheln herumzukauen“, informiert Gerhard Herm. Ihm obliegt die Fütterung im Gehege und diese gestaltet sich durchaus abwechslungsreich.

Ketscher Wildschweine: Speiseplan reicht von altem Brot bis zu Äpfeln und Salat

„Grundsätzlich sind Wildschweine Allesfresser und Mais oder altbackenes Brot steht genauso auf dem Speiseplan wie Äpfel, Kürbisse, Salat oder Karotten. Echte Leckerlis sind für die Rotte Nüsse und Eicheln. Selbst harte Nussschalen werden spielend geknackt, die Nuss herausgefressen und die Nussschale ausgespuckt“, lässt Herm wissen.

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„Damit die Tiere gesund bleiben und sich gut entwickeln, ist es wichtig, dass niemand etwas über den Zaun wirft, was leider immer noch passiert. Ich muss dann alles einsammeln, was zusätzlicher Aufwand ist. Es ist wirklich immer für ausreichend Futter gesorgt, die Tiere brauchen nichts zusätzlich“, so der Gattermeister.

Der Ketscher kümmert sich seit 2020 um das Wildschweingehege und ist für viele anderen Themen rund um den Wald im Einsatz. „Leider wird wieder vermehrt Müll in der Natur entsorgt, was man mit gesundem Menschenverstand einfach nicht nachvollziehen kann“, berichtet Herm kopfschüttelnd. Seit seiner Kindheit und Jugend sei sein Lieblingsort der Wald und die Natur.

Bache Frieda hat einen wachsamen Blick auf ihren Nachwuchs © SCHOLL

„Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht draußen unterwegs bin und es gibt für mich nichts Schöneres. Auch hier die Wildschweine zu beobachten ist faszinierend und jedes hat seinen eigenen Charakter. Diese Tätigkeit hier ist sicher nichts für jeden, denn man muss mit Herz und Seele dabei sein“, bekräftigt Gerhard Herm und als er Bache Frieda ruft, kommt diese sofort, um sich ein besonderes Leckerchen in Form eines altbackenen Backwerks abzuholen. Wer solch süßen Frischlings-Nachwuchs zur Freude der Waldbesucher produziert hat, der hat sich dies sicher verdient.

Freie Autorin Freie Journalistin für die Region Rhein-Neckar

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