67. Fasnachtsumzug - Motivwagen nehmen gesperrte Rheinbrücke, Dieselverbot oder Plastikmüll als Thema auf / „Ketscher Bu“ mag „Mama Lauda“ nicht

Treiben beeindruckt Gast aus Mainz

Von 
Marco Brückl
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Ketsch. Die Mutter von Niki Lauda war gestern beim 67. Fasnachtsumzug in Ketsch einmal mehr die am häufigsten besungene Mama. Der Ballermann-Hit von Almklausi hat sich fest ins Fasnachtsrepertoire gekrallt. Und von den Wagen mit Musikanlage schallte „Mama Lauda“ meist mehr als nur einmal herunter. Das tat der Buntheit des Zugs keinen Abbruch. Und Jürgen Kugler, Vorsitzender der IG Ketscher Vereine, war mit seinem Fasnachtskomitee hernach zufrieden mit dem Defilee der guten Laune, angeführt von Zugmarschall Hartmut Stang, mit insgesamt 77 Nummern.

In der Enderlegemeinde nahmen 14 Karnevalsvereine, zwölf Motivwagen, 14 Fußgruppen, fünf Musikgruppen und fünf Zünfte Aufstellung auf dem Festgelände im Bruch. Das bunte Treibern und die tolle Stimmung beeindruckte Johanna Körner. Die Studentin war aus Mainz nach Ketsch gekommen, um Freundin Sabrina Mayer zu besuchen. Heute ist Johanna Körner selbstverständlich auf dem Rosenmontagszug in Mainz. Aber wie kam der Zug in Ketsch an? „Ich hätte nicht gedacht, dass hier so viel geht.“ Verglichen beispielsweise mit ihrem Heimatort Usingen in Hessen – hat ähnlich viele Einwohner wie Ketsch – sei doch einiges mehr geboten.

„Wir machen jeden Umzug“

Für die Einheimischen, oder besser: fast Einheimischen, gehört „Fasnacht einfach dazu“. Das sagen Sina Michels (33) mit Tochter Enie (4) und Christian Deutsch (40) aus Brühl. „Wir machen jeden Umzug“, sagt Sina Michels und meint jedenfalls all jene, die der Filius mitläuft, der beim Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Brühl aktiv ist. Christian Deutsch mag die gute Laune, die die Fasnacht versprüht. Deshalb habe er auch die närrische Sitzung der Kollerkrotten am Abend zuvor besucht.

Einen Logenplatz der besonderen Art hat Sonja Schreiner mit ihrer Freundin Ulrike Saif, die in der Hockenheimer Straße 71 aus dem Fenster schauen. Mit Hund „Cherry“ haben sie es sich gemütlich gemacht. „Wenn der Fasnachtszug immer hier vorbeigehen würde, hätte ich damit überhaupt kein Problem“, sagt Sonja Schreiner. Sie wohnt erst seit vergangenen April in Ketsch und profitiert vom besonderen Zugweg, der aufgrund der Baustelle in der Schwetzinger Straße eine andere Route nahm – eben bis zur Hebelstraße via Hockenheimer Straße.

Die beiden Damen sahen prächtige Zugnummern, wie etwa die Gruppe der Gaussianer Abi 92 aus Hockenheim. Sie hatten als Slogan „Die Rheinbrücke, die tut’s nicht mehr, drum gondeln wir jetzt hin und her“ mitgebracht und sich entsprechend als Gondoliere verkleidet. Die Landjugend Heidelberg 2006 hatte sich mit Spielbausteinen unter der Überschrift „Wenn dich die Politik durch das Dieselverbot zum Narren hält, dann tauch doch mit uns ab in unsere fantastische Legowelt“ beschäftigt, dabei viel Farbe mit ins Spiel gebracht.

„Zu viel Müll schwimmt in unserer Meeren, dagegen kann sich Nemo auch nicht wehren“ lautete dagegen das Motto von Fußgruppe und Wagen des Club BKA 02. Das kam bei den zehn Preisrichtern sehr gut an, weshalb hierfür der erste Preis vergeben wurde.

Das Beste kommt zum Schluss. Und in der Enderlegemeinde gehören die KG Narrhalla mit Wagen und ihrer schönen Prinzessin Valentina I. sowie die Hewwlguggler dazu, während das Dreigestirn der Kurpfälzer Carnevals Gesellschaft gleich nach den Fahnen der IG Ketscher Vereine kam. Derweil war der „Ketscher Bu“ Bernd Bürkle ungehalten über so viel „Mama Lauda“ und fragte: „Was hat das mit Fasnacht zu tun?“ Es gebe viel schönere Lieder. Es komme nur noch auf Lautstärke an, kritisierte er.

Info: Mehr Bilder des Umzugs unter www.schwetzinger-zeitung.de

Ketsch

Ketsch: Bunter und stimmungsvoller Fasnachtszug

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