Buchtipp - Grimmler stellt Geschichten und ihre Plätze zusammen

Unheimlicher Ort in Ketsch - dem Enderle zu verdanken

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zg/mab
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Cover: „Das Buch der unheimlichen Orte in Baden Württemberg“ © J. Berg Verlag

Ketsch. Baden-Württemberg – das Land der fleißigen Menschen, der Maultaschen und Motoren, des Schwarzwalds und des lieblichen Taubertals – doch hinter manch freundlicher Fassade verbergen sich Geschichten des Grauens, heißt es im Begleittext zum Buch von Benedikt Grimmler. Der Autor hat im prächtig bebilderten Band „Das Buch der unheimlichen Orte in Baden-Württemberg“ viele Geschichten aufgedeckt und führt zu zerstörten Klöstern, verfallenen Burgen und bizarren Felsen, zu hexenden Frauen und betrügerischen Pfarrern, zu Mördern und Scharlatanen – und ihren gruseligen Geschichten, so heißt es.

Benedikt Grimmler ist derweil 1980 in Kulmbach geboren und war im Museum seiner Heimatstadt Stadtsteinach tätig, ehe er Germanistik, Anglistik und Amerikanistik in Konstanz und Wien studierte. Seitdem pendelt er zwischen Frankenland und Bodensee. Seine Bücher „Lost and Dark Places Franken“ und „Lost and Dark Places Bodensee“ sind große Erfolge.

Nun im Werk spielen freilich auch Nordbaden, Nordschwarzwald und die Pfalz eine bedeutende Rolle. Nach Baiertal, Bruchsal, Ettlingen, Frauenalb, Heidelberg und Hirsau findet Mystisches in alphabetischer Ordnung schließlich in Ketsch seinen Platz.

Fakten und Legenden

Freilich kann der Eintrag im Buch eigentlich nur einem zu verdanken sein – und so ist es auch: dem Enderle von Ketsch. Autor Grimmler sucht und findet Fakten zum Enderle. Tatsächlich habe er im 16. Jahrhundert als langjähriger Schultheiß von Ketsch nachgewiesen werden können. Er sei zugleich Wirt und wohl auch für den Fährdienst über den Rhein zuständig gewesen. Soweit seien die nachweisbaren Fakten. dann gingen die Meinungen auseinander. Dokumente scheinen anzudeuten, „dass Enderle bei der Bevölkerung nicht sehr beliebt war. Bei der Obrigkeit dagegen schon, nahm er es doch sehr genau und lieferte seine Mitbürger auch bei kleineren Vergehen den Verfolgungsbehörden aus“, schreibt Grimmler.

Die Legende wisse es anders. Sie berichte, dass Enderle als Bürgermeister von Ketsch in Konflikt geriet mit dem Pfalzgrafen Ottheinrich und bei einer Flucht die Tochter in den Rheinauen einbüßte. Enderle schwor daraufhin ewige Rache und lasse mit den Worten: „Ich bin der Enderle von Ketsch!“ – zur Hölle fahren.

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