Ketsch. Sieben Wochen ist es her, dass zum letzten Mal vor der Schulschließung in Baden-Württemberg zur Eindämmung des Coronavirus die Schüler in der Neurottschule Präsenzunterricht hatten. In der Zwischenzeit hieß es „Homeschooling“. Mit E-Mail, Online-Unterricht, eigenen Plattformen, virtuellen Klassenräumen und sogar mit eigenen „Klassenhomepages“ waren Lehrer und Schüler in engem Kontakt. Nun aber geht es weiter, zumindest für die 50 Schüler der Klassen 9a und 10a, die in diesem Jahr die Abschlussklassen bilden.
„Wir werden die Klassen halbieren, sodass vier Gruppen entstehen. Somit wird gewährleistet, dass eine geringe Schülerzahl gleichzeitig in der Schule ist, und die Abläufe werden somit entzerrt“, erklärt Schulleiter Joachim Rumold. Doch dies ist nur ein Baustein des Konzepts, das die Schulleitung und das Kollegium erarbeitet haben, damit der Unterricht unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen stattfinden kann.
„Die Gruppen starten zu unterschiedlichen Zeiten, sodass hier unnötige Kontakte vermieden werden. Wir haben spezielle Wegeregelungen, so ist beispielsweise eine Tür am Schuleingang nur als Eingang verfügbar, eine andere nur als Ausgang. Dann stehen Desinfektionsstationen bereit und in jedem Klassenzimmer und auf den Toiletten Waschbecken mit Flüssigseife“, sagt Rumold. „Wenn die Schüler sich außerhalb des Klassenraumes bewegen, sind die Abstandsregelungen einzuhalten und Mundschutzmasken zu tragen, die die Schüler selbst mitbringen müssen. Innerhalb der Klassenzimmer werden die Sitzbereiche mit Klebeband markiert, dort darf dann die Maske, wenn gewünscht, abgenommen werden, solange man seinen Bereich nicht verlässt. Ebenso finden keine Hofpausen statt“, erklärt Rumold weiter.
Alle betroffenen Schüler und Eltern seien vorab informiert worden, der „erste Schultag“ am Montag sei zusätzlich als Klassenlehrerstunde konzipiert, denn die Schüler müssten zunächst einmal im neuen Unterrichtsgeschehen ankommen und es müsse Gelegenheit für Gespräche geben, denn die Corona-Krise beschäftige schließlich.
Nur in den Kernfächern
„Dieser Präsenzunterricht umfasst nur die Kernfächer zu den Abschlussprüfungen für den Hauptschulabschluss in der 9. Klasse und den Werkrealabschluss in der 10. Klasse. Neben diesem Präsenzunterricht, der in etwa die Hälfte der regulären Schulstunden ausmacht, geht es für die Schüler mit Homeschooling weiter. In der Zeit in der Schule bereiten sich die Schüler - unterstützt von den Lehrern - ganz gezielt auf die Prüfungen vor. Glücklicherweise traf uns die Krise zu einem Zeitpunkt, bei dem neue Lerninhalte bereits vermittelt waren und so kann nun durch Wiederholungen eine gute Vorbereitung erfolgen“, fasst der Schulleiter zusammen.
Viel Eigenverantwortung verlangt
Anders wie in den anderen Klassenstufen, bei denen eine „Nicht-Versetzung“ in diesem Jahr ausgesetzt sei, gelte dies nicht für die Abschlussklassen. Hier müsse das Prüfungsziel von den Schülern erreicht werden. „Aktuell ist uns nicht bekannt, dass Schüler der Abschlussklassen am Montag nicht kommen werden, weil sie selbst oder Angehörige zu Risikogruppen gehören. Ebenso stehen alle Lehrer, die die Schüler bereits unterrichtet haben, zu Verfügung. Unsere Schulsozialarbeiterin Marion Sandritter wird ebenfalls vor Ort sein, denn es ist wichtig, die Schüler jetzt zu unterstützen“, sagt Joachim Rumold.
Von den Schülern werde in der Krise viel Verantwortungsbewusstsein und Eigenverantwortung verlangt, auch bei der Umsetzung des neuartigen Präsenzunterrichts mit allen Regeln, weiß der verständnisvolle Schulleiter. Unstrittig sei, dass das viel diskutierte Thema Digitalisierung an den Schulen durch die Krise auch teils des „Learning by doing“ vorangetrieben worden sei. „Aus meiner Sicht wird, wenn wir die Krise überwunden haben, der Unterricht ein anderer sein. Viele digitale Möglichkeiten, die nun erprobt werden und gut funktionieren, werden beibehalten und weiter eine wichtige Rolle spielen“, betont Joachim Rumold.
Spende von sechs Endgeräten
Voraussetzung sei dabei, dass die Schüler Zugang zu Endgeräten hätten. „Die Ausstattung ist nach unseren Erfahrungen von sehr gut bis wenig vorhanden. Hier gilt es, zu unterstützen und entsprechende Konzepte zu entwickeln. Glücklicherweise bekamen wir vom Rotary Club Schwetzingen eine großzügige Spende von sechs Endgeräten unter der Koordination von Renate Mayer. Der E-Sport Club Oftersheim hat die Geräte eingerichtet und im Kollegium wurde entschieden, welche Schüler diese Computerstationen erhalten. Für diese ,Soforthilfe’ sind wir sehr dankbar“, sagt Rumold.
Doch wie schätzt der Schulleiter der Neurottschule die Situation mit der Wiedereröffnung am kommenden Montag ganz persönlich ein? „Ich sehe, dass die Familien teils sehr unter Druck stehen und die Wirtschaft irgendwann wieder anlaufen muss. Solange die Virologen und Ärzte den Unterricht in dieser reduzierten Form und in kleinen Gruppen für möglich halten, ist dies sicher ein guter Weg. Einen Normalbetrieb mit allen Schülern halte ich persönlich zum jetzigen Zeitpunkt für ausgeschlossen.“
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