Naturschutzbund - Nabu-Sprecher Uwe Heidenreich und Jagdpächter Gerhard Herm haben das seltene Tier nun auch in der Kurpfalz entdeckt / Possierliche Plagegeister

Waschbär läuft auf Rheininsel vor die Linse

Von 
Katharina Schwindt
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Region. Sie sehen putzig aus, sind aus vielen amerikanischen Filmen bekannt und nun auch in den regionalen Wäldern angekommen - eine Nachtsichtkamera "erwischte" kürzlich einen Waschbären, der auf der Ketscher Rheininsel unterwegs war. "Damit haben wir den Beweis dafür, dass die Tiere sich auch in unseren Gefilden aufhalten", sagt Uwe Heidenreich, Vorstandsmitglied im Naturschutzbund (Nabu) - Gruppe Hockenheim.

Der Waschbär wurde von Gerhard Herm, Jagdpächter der Ketschau Herrenteich, als solcher erkannt. "Wir haben das Tier mit einer Wildkamera gefilmt. Ich musste mir die Aufnahmen mehrmals anschauen, um es identifizieren zu können. Das ist der erste Nachweis dafür, dass es bei uns in der Region nun Waschbären gibt", sagt der 58-Jährige sichtlich erstaunt. Doch auch, wenn die Tiere niedlich aussehen, entwickelten sie sich schnell zu einer regelrechten Plage. In Hessen und Rheinland-Pfalz hätten sie sich bereits stark vermehrt, durchwühlten Mülltonnen, verwüsteten Gärten und kletterten sogar in Wohnhäuser und auf Dachböden. "Die schlupfen überall rein", weiß Herm.

Bisher wurde der Waschbär in der näheren Umgebung nur auf der Rheininsel gesichtet, doch die Experten sind sich einig: Das wird nicht der Einzige sein. Die Tiere leben in Verbänden, vermehren sich rasend schnell und wandern gerne von Gebiet zu Gebiet. "Es ist also sehr wahrscheinlich, dass es wesentlich mehr Waschbären gibt, als wir ahnen", so Heidenreich. Das größte Problem an der Ansiedlung sei die Tatsache, dass die Wildtiere andere Waldbewohner verdrängen - ähnlich wie das auch schon Rebhuhn oder Sumpfschildkröte getan hätten.

"Kampf gegen Windmühlen"

Waschbären seien Allesfresser und kämen zum Beispiel Füchsen bei der Jagd in die Quere. Außerdem hätten Bodenbrüter kaum noch eine Chance und auch die Vogelwelt leide unter dem zusätzlichen Feind. Die natürliche Balance aus Jägern und Gejagten drohe zu kippen. "Es ist zwar ein Kampf gegen Windmühlen, aber wir werden versuchen, die Population ein wenig einzudämmen", sagt Gerhard Herm. Dies geschehe zum einen durch die Jagd und zum anderen durch das Aufstellen von Lebendfallen - meist in Form von Betonrohren -, die täglich zwei Mal kontrolliert werden müssen. "Das ist teuer und aufwendig", so der Jagdpächter.

"Was hier ist, ist dann hier. Es liegt jedoch in unserer Verantwortung, ein Gleichgewicht herzustellen. Und das geht nur durch die Hege", ist sich Naturschützer Uwe Heidenreich sicher. Die Kommunikation zwischen Nabu und Jägern sei sehr wichtig, "hier ist eine gute Vernetzung und Zusammenarbeit gefragt", so Heidenreich. Über 80 Jahre lang hätten wilde Waschbären ausschließlich im Gebiet rund um den Edersee in Hessen gelebt. Die Tiere seien nicht gewandert, doch das ist nun vorbei.

Daten und Fakten zum Waschbär

Der Waschbär ist eine sehr anpassungsfähige Art, die in Wäldern und im urbanen Raum vorkommt.

Ursprüngliches Areal: Kanada, Amerika, Mexiko.

Früher wurde der Waschbär als Edelpelztier zum Zwecke der Jagd ausgesetzt. Heute brechen sie regelmäßig aus Gehegen aus.

Zwei Tiere wurden 1835 aus New Orleans durch einen Seefahrer auf die Pfaueninsel in Berlin mitgebracht.

1934 wurden vier Exemplare am Edersee in Hessen ausgesetzt.

Aktuelles Hauptvorkommen: Brandenburg, Hessen und Sachen-Anhalt.

Man nimmt an, dass in Deutschland zwischen 100 000 und 250 000 Waschbären leben.

Der 50 bis 70 Zentimeter große Kleinbär trägt ein graues bis dunkelbraunes Fell. Sein Schwanz ist mit dunklen Ringen versehen.

Er ist nachtaktiv und am Tage für den Menschen nahezu unsichtbar.

Sie schlafen in Höhlen, Felsspalten, einsamen Scheunen, Hochsitzen oder sogar in Baumkronen, da sie gute Kletterkünstler sind.

Sie verfügen über 13 verschiedene Laute und sind Allesfresser.

Waschbärweibchen gebären nach neunwöchiger Tragzeit zwei bis vier Junge. Männchen werden mit zwei Jahren geschlechtsreif, Weibchen bereits nach einem Jahr. Quellen: Bundesamt für Naturschutz/Landesforsten Rheinland-Pfalz

Redaktion Katharina Schwindt absolvierte von 2015 bis 2017 ihr journalistisches Volontariat bei der Schwetzinger Zeitung. Seit Juli 2017 ist sie Redakteurin bei der Impuls Verlagsgesellschaft und betreut dort die Badische Anzeigen Zeitung rund um Schwetzingen und Hockenheim.

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