Ketsch. Kikerikiiiiiiiii . . . Wer zu Besuch auf der Anlage des Kleintierzuchtvereins ist, wird dieses Geräusch öfter hören. Ganz besonders im Mittelpunkt steht es beim Hahnenwettkrähen am Wochenende, zu dem alle Interessierten willkommen sind. "Die Idee dazu hat eines unserer Mitglieder aus dem Urlaub in Bayern mitgebracht, da ist das wohl üblich", erklärt Marco Sturm, Vorsitzender des Kleintierzuchtvereins.
Und so werden auch in Ketsch an einem Tag im Jahr für eine Stunde alle Kräher fleißig gezählt. Der Wettbewerb geht in diesem Jahr bereits in die zwölfte Runde. "Wir sind der einzige Verein im Kreisverband, der eine solche Veranstaltung anbietet", sagt Marco Sturm stolz. Die Regeln sind einfach: Der Hahn, der innerhalb einer Stunde am häufigsten kräht, hat gewonnen.
Kinder als Hahnenpaten
Um das Ganze noch netter zu gestalten, dürfen sich Kinder als Paten für die Hähne zur Verfügung stellen. Jedes Kind sucht sich also ein Tier aus und hofft darauf, dass es gewinnt. Dann bekommt es nämlich einen Preis. Spiele und Süßigkeiten hat Marco Sturm besorgt. Und die passende Urkunde mit der Anzahl der Kräher darf selbstverständlich auch nicht fehlen. Zum Zählen sitzen ehrenamtliche Helfer bereit, richtig klassisch mit Klemmbrett und Kugelschreiber. Für jeden Kräher ein Strich. "Vier Käfige kann ein einzelner Helfer schon im Auge behalten", schätzt Sturm.
Welcher Hahn am meisten krähen wird, das kann man rein äußerlich nicht abschätzen, wie der Vorsitzende erklärt. "Von null bis 170 Krähern ist alles möglich, haben wir alles schon gehabt", meint er. Bei 170 Krähern in einer Stunde "ist der Kamerad schon ordentlich am Krach machen", wie es Sturm locker ausdrückt. Aber es komme auch vor, dass ein Hahn in der Stunde überhaupt keinen Laut von sich gibt.
Sowieso würden die Zwerghühner eher Laute von sich geben als die großen Rassen. Dabei diene der Hahnenschrei dazu, das eigene Revier zu markieren. "Man kann sie nicht dazu animieren, mehr zu krähen. Aber dass sie nebeneinander sitzen, stachelt sie schon dazu an", erklärt der Züchter.
Etwa zwölf Hähne sollen am Sonntag für die richtige Geräuschkulisse sorgen. Zwei davon steuert Mario Rahn bei. Der 38-Jährige ist seit 2013 Züchter. Seine Parzellen sind ordentlich, die Hühner haben genug Platz, der Rasen ist saftig grün. So können sich seine Bielefelder Zwergkennsperber - das ist der Name der Hühnerrasse - wohlfühlen. Sie stapfen grazil durchs Gras. "Meine Hühner legen auch Eier. Die schmecken besser als die, die man im Supermarkt kaufen kann. Vor allem weiß ich genau, was meine Hühner fressen", erklärt Mario Rahn. Das Füttern übernimmt sein Sohn Max (4) mit Vorliebe.
Keine typischen Kuscheltiere
Seinen Vater freut das. Er setzt auf einen gewissen pädagogischen Effekt der Hühnerzucht. "Die Kinder lernen, dass man mit den Tieren auch Arbeit hat", so der 38-Jährige. Er lege besonders Wert darauf, dass seine Tiere viel Grün zur Verfügung haben. Fürs Foto nimmt er einen seiner Hähne auf den Arm. Zwar sind die geflügelten Tiere keine typischen Kuscheltiere, strahlen aber einen ganz eigenen Charme aus. So richtig geheuer ist dem Hahn der Fotoapparat aber nicht. Er flattert eifrig mit den Flügeln. Marco Sturm kann sich ein Leben ohne die Zucht nicht mehr vorstellen. "Ich behaupte, Mensch und Tier gehören zusammen. Beim Kontakt mit ihnen kann man abschalten", meint der 50-Jährige abschließend.
Zusätzlich zum Wettkrähen lädt die Jugendabteilung des Kleintierzuchtvereins zum Grillfest ein. Ab 13 Uhr bieten die Jugendlichen leckere Grillspezialitäten, frische Salate sowie Kaffee und Kuchen an. Der Erlös kommt dabei der Jugendabteilung zu Gute.
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