Ketsch. Eines ist sicher: Das Format Kulturkirche in Ketsch lässt sich in keine sprichwörtliche „kulturelle Schublade“ stecken. Viel zu unterschiedlich, viel zu facettenreich und voller Überraschungen zeigt sich das Programm immer wieder. So begeistert das Organisationsteam die vielen Besucher mit einer großartigen Auslese verschiedener Kunstformen, die allesamt perfekt in der Sankt-Sebastian-Kirche präsentiert werden und das Publikum jedes Mal aufs Neue faszinieren.
Einmal mehr ist dies am vergangenen Samstag gelungen. Der hochprofessionelle Meister der wortlosen Expression, der Ketscher Pantomime Norman, hat gemeinsam mit seinem kongenialen Partner Laurent Leroi, einem echten Ausnahmeakkordeonisten, zu einem Abend voller Poesie und musikalischer Töne eingeladen. Unter dem Titel „StummTon“ entführten die beiden Künstler ihr großes Publikum in eine Welt voller tiefsinniger Geschichten und Szenen, die völlig ohne Sprache auskommt, ihre feinen Nuancen jedoch auf einem zauberhaften Klangteppich entfaltet.
Ob es Laurents punktgenaue, stimmungsvolle Begleitung auf dem Akkordeon war, eingespielte Hintergrundgeräusche oder gar ein spontan aus dem Publikum „gecastetes Orchester“: Alles fügte sich zu einem harmonischen Gesamterlebnis, das die Zuschauer zwei Stunden lang in seinen Bann zog. Denn dass einzelne Szenen mit solcher Leichtigkeit daherkommen, erfordert enorme Körperbeherrschung, Kraft und Energie – man denke nur an die Darbietung Wettlauf, in welcher der Ausnahmekünstler das Publikum quasi in Zeitlupe mit auf ein imaginäres Rennen nahm, sogar inklusive „Auto-Reverse“.
Die schönsten Momente im Leben werden in Ketsch gezeigt
Immer wieder überraschte Norman Ruch mit Szenen, wie sie das Leben nicht schöner schreiben könnte. Ob Geburt oder Familie – nichts wurde ausgelassen. Und mit einem gedanklichen Seil gelang es dem Ketscher Pantomimen, sich an der ein oder anderen Stelle im Programm Verstärkung aus dem Publikum auf die Bühne zu holen. So wurde Thomas Bikar an diesem Abend unter musikalischer Begleitung von Laurent Leroi zu einem talentierten Gewichtheber.
„Ich kannte Pantomime Norman bisher nicht und war selbst überrascht, als ich plötzlich vor Publikum auf der Bühne stand. Doch es hat wirklich Spaß gemacht, und Norman konnte mir völlig ohne Worte vermitteln, was ich machen soll. Einfach genial“, so der Ludwigshafener in der Pause, in der das Team der Kulturkirche neben einer großen Auswahl unterschiedlicher Weine auch alkoholfreie Erfrischungen und Brezeln anbot.
Einen kleinen Betriebsausflug nach Ketsch machte an diesem Abend die Steuerkanzlei Langlotz und Wagner aus Mannheim. „Unter Pantomime konnte ich mir vorher eigentlich nicht so viel vorstellen, doch das Programm hier ist einfach großartig, und ich bin froh, dass wir hier sind“, so eine Mitarbeiterin.
Auch im zweiten Teil des Abends lief Pantomime Norman zur Hochform auf und entführte das Publikum mit viel Herz und unvergleichlicher Mimik und Körpersprache in seine kunstvolle Welt. Gleich ein ganzes Fußballspiel in wenigen Minuten als Einzelkünstler darzubieten? Für Norman ebenso wenig ein Problem wie eine Fahrt als Easyrider. So erlebte das faszinierte Publikum wohl zum ersten Mal – und möglicherweise einmalig –, dass durch die Bänke der Sankt-Sebastian-Kirche ein „Motorrad“ seine Runden drehte.
Was Pantomime Norman und Akkordeonist Laurent Leroi an diesem unvergesslichen Abend in der Kulturkirche hinterließen, lässt sich mit wenigen Worten zusammenfassen: pure Begeisterung und Faszination über Kunst, für die es keine Worte braucht.
Bei der nächsten Veranstaltung der Kulturkirche am 16. November dürfen sich die Besucher auf ein Konzert des Chors Cantiamo freuen. Der Chor präsentiert dann „The Peacemakers“ von Karl Jenkins.
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