Gemeinderat

Anspruch auf Ganztagesbetreuung: Neulußheim setzt auf Dialog mit den Eltern

Neulußheimer Gemeinderat will Rechtsanspruch im Dialog mit den Betroffenen umsetzen

Von 
Andreas Wühler
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Lußhardtschule in Neulußheim.Bild: Lenhardt © Dorothea Lenhardt

Neulußheim. Ab dem Schuljahr 2026/27 besteht für Kinder im Grundschulalter ein Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung. So sieht es das 2021 verabschiedet entsprechende Gesetz vor, das den Kommunen jedoch Spielraum lässt, wie der Rechtsanspruch umgesetzt werden soll, betonte Bürgermeister Kevin Weirether in der Januarsitzung des Gemeinderates. Schon jetzt, so das Gemeindeoberhaupt, bestehe eine gute Kinderbetreuung in Neulußheim, derzeit auf freiwilliger Basis, ab September 2026 als Pflichtaufgabe. Was im Interesse der Familien auch wichtig sei, wie Weirether feststellte, der auf das gute Angebot in Kernzeit und Hort der Gemeinde verwies. Dieses gelte es auszubauen, der Bedarf sei auf jeden Fall vorhanden.

Wie der Rechtsanspruch mit Leben gefüllt wird, darüber hat der Gemeinderat als Schulträger zu entscheiden. Wobei sich Weirether ein Modell vorstellen kann, in dem die drei Faktoren Grundschule, Kernzeit und Hort entsprechend gemischt werden. Derzeit, rechnete er dem Rat vor, würden 194 Kindergartenkinder Ü3 eine Betreuung von 7 bis 14.30 Uhr in Anspruch nehmen, gut 100 Kinder eine Betreuung von 7 bis 17 Uhr. Bei den Grundschülern würden rund 110 eine Betreuung bis 15 Uhr, zirka 50 eine Betreuung bis 17 Uhr in Anspruch nehmen. Kurzum, so sein Fazit, zwei Drittel aller Eltern sind mit einer Betreuung bis 15 Uhr zufrieden, womit die Gemeinde eine Sonderstellung habe.

Recht auf Ganztagesbetreuung: Bürgermeister Weireter will Eltern miteinbeziehen

Grundsätzlich, so der Bürgermeister, könne die Gemeinde dem Ganztagsanspruch mit verschiedenen Möglichkeiten gerecht werden – mit einer Halbtagsgrundschule mit gebührenpflichtiger Nachmittagsbetreuung, mit einer verbindlichen Ganztagesgrundschule oder mit einer Ganztagesgrundschule in Wahlform, bei der die zwei genannten Möglichkeiten Alternativ angeboten werden. Jedes Modell, so Weirether, hat seine Vor- und Nachteile, von der sozialen Gerechtigkeit über gleiche Bildungschancen bis hin zu den finanziellen Aspekten und der Einbindung der örtlichen Vereine in das schulische Nachmittagsprogramm.

Weshalb der Bürgermeister nicht für eine Entscheidung, sondern für eine Einbeziehung Eltern plädierte. Alle Informationen müssten auf den Tisch, das Thema sehr transparent diskutiert werden. Konkret heißt dies für Weirether eine Veranstaltung mit den Eltern und den Beteiligten zu organisieren, bei der das Thema von allen Seiten beleuchtet werden soll. Anschließend soll eine Elternbeteiligung in Form einer Umfrage das Thema abschließen. Weirether sprach im Rat von einem „ehrlichen Umgang miteinander“ und plädierte dafür, eine Entscheidung zu fällen, solange die Gemeinde noch Herr des Verfahrens ist. Kurzfristig schlug der Bürgermeister zwei Maßnahmen vor – die Ausweitung der Kernzeit ab dem 1. September bis 14 Uhr um die Betreuungslücke zwischen Kindergarten und Schule zu Schließen und die Pflicht zur Teilnahme am Mittagessen in der Kernzeit zu streichen.

Ganztagesbetreuung: Dafür stimmte der Gemeinderat

Yves Koch (SPD) war mit den vorgeschlagenen Punkten einverstanden sah gleichfalls bei allen Konzepten Vor- und Nachteile und sprach sich dafür aus, gemeinsam mit den Eltern ein Konzept zu erarbeiten. Besonders gefiel ihm beim Vorschlag der Verwaltung die beinhaltete größtmögliche Transparenz. Monika Schroth (Grüne) freute sich nicht nur darüber, dass nun der Rechtsanspruch auf die Ganztagsbetreuung komme, sondern dass dieser auch die Ferien umfasse. Die Umsetzung des Anspruchs müsse sich der Rat gut überlegen, mahnte sie und war mit dem Vorschlag der Verwaltung, die Meinung der Eltern einzuholen mehr als einverstanden. Denn nur in der Zusammenarbeit aller, Lehrer, Schule und Eltern, lasse sich eine Lösung finden, so Schroth. Taner Togan (WfN) verwies auf den kommenden erhöhten Raumbedarf in der Schule, doch die Voraussetzungen in der Gemeinde würden stimmen. Auch er schloss sich dem Verwaltungsvorschlag an, plädierte für Bildungschancen für alle.

Andreas Sturm (CDU) begrüßte gleichermaßen die angedachte Elternbeteiligung, auch wenn in seinen Augen Neulußheim eher die klassische Halbtagsgemeinde ist. Sven Nitsche (FWV) schloss sich seinen Vorredner an, stellte fest, dass es bei der Kinderbetreuung keinen Königsweg gebe, der ständige Dialog mit allen Beteiligten, auch den Vereinen, wichtig sei.

Einstimmig einigte sich der Gemeinderat, die Ganztagesbetreuung für Grundschüler im Dialog mit den Eltern auf den Weg zu bringen, die Zeiten der Kernzeit auszudehnen und die Pflicht zum Mittagstisch aufzuheben.

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