Gemeinderat

Bestattungen in Neulußheim werden teurer

Neulußheimer Kommunalpolitiker vergeben Friedhofsarbeiten an zwei neue Fachfirmen. Wegen steigender Kosten müssen die Gebühren kommendes Jahr angepasst werden.

Von 
Markus Müller
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Für Beisetzungen auf dem Neulußheimer Friedhof müssen die Bürger vom kommenden Jahr wohl tiefer in die Tasche greifen. © Markus Müller

Neulußheim. Gräber für Erd- und Urnenbestattungen ausheben, Bestattungen durchführen und Grünpflegearbeiten erledigen: Um diese Aufgaben hat sich auf dem Friedhof in Neulußheim seit mehr als 30 Jahren die Firma Bohn gekümmert. Zum Jahresende läuft der aktuelle Vertrag mit der Kommune jedoch aus und da das Unternehmen seine Dienstleistungen sowohl in Neulußheim als auch im benachbarten Altlußheim einstellen wird, ist eine erneute Verlängerung keine Option, wie Bürgermeister Kevin Weirether in der Ratssitzung am Donnerstag erklärte. „Das hat sich nichts mit unseren beiden Gemeinden zu tun, sondern ist der erste Schritt auf dem Weg in den wohlverdienten Ruhestand. Die Familie möchte künftig einfach ein Stück kürzertreten“, sagte er und betonte, die Zusammenarbeit sei stets sehr gut und verlässlich gewesen.

Nach der Mitteilung im September habe die Verwaltung mit der Suche nach einem erfahrenen und ebenso verlässlichen Nachfolger aufgenommen und die entsprechenden Dienstleistungen neu ausgeschrieben, berichtete Weirether. Dabei habe sie drei geeignete Fachfirmen aufgefordert, ein Angebot abzugeben. Letztlich habe die Behörde aber nur von einem Unternehmen eine Offerte erhalten – von der Linder Gärtnerei Betriebs GmbH aus St. Leon-Rot. Diese sei bereits auf mehreren Friedhöfen im Rhein-Neckar-Kreis erfolgreich tätig und zuletzt von der Gemeinde Reilingen mit derartigen Dienstleistungen betraut worden.

Grabarbeiten kosten die Gemeinde 44 Prozent mehr

Gegenüber dem bisherigen Anbieter würden die Preise, sollte der Rat das Angebot annehmen, deutlich steigen, und zwar um durchschnittlich 44 Prozent, machte der Rathauschef klar. Das belege ein Vergleich, der auf den Dienstleistungen der vergangenen zwei Jahre beruht. 2023 seien 26 Sarg- und 55 Urnenbestattungen erfolgt, wofür die Firma Bohn knapp 34.000 Euro berechnet habe. Beim neuen Anbieter wären dafür fast 39.000 Euro fällig geworden. Für die 13 Sarg- und 36 Urnenbestattungen 2024 habe Bohn etwas mehr als 19.000 Euro bekommen, bei der Linder Gärtnerei wären dafür rund 28.000 Euro zu Buche geschlagen. „Zum Ermitteln der Gesamtkosten wurde ein Anteil von 70 Prozent Reihengräbern und 30 Prozent Tiefgräbern zugrunde gelegt“, erläuterte Weirether.

Bei den Überlegungen, wie die Friedhofsleistungen vom 1. Januar 2026 an organisiert werden sollen, habe die Verwaltung natürlich die Möglichkeit geprüft, die entsprechenden Arbeiten mit Gemeindepersonal in Eigenregie zu erledigen. Die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung habe jedoch ergeben, dass die Kommune davon keine finanziellen Vorteile hätte. Denn sie müsste nicht nur für die Personalkosten aufkommen, sondern auch die erforderlichen Fahrzeuge, Geräte und Maschinen anschaffen. Dazu kämen noch die Unterhaltungskosten sowie Vertretungsregelungen für urlaubs- und krankheitsbedingte Ausfälle. Alles in allem würden die jährlichen Kosten für diese Lösung bei rund 129.000 Euro liegen. Demgegenüber koste eine externe Vergabe im Durchschnitt 132.000 Euro im Jahr. Angesichts des geringen Preisunterschieds, der fehlenden Geräteausstattung sowie des zusätzlichen personellen und organisatorischen Aufwands empfehle die Verwaltung daher, die Linder Gärtnerei zu beauftragen.

Ähnlich sehe es bei der Grünpflege auf dem Friedhof aus. Für die Nachfolge der Firma Bohn habe auch hier nur ein Betrieb ein Angebot abgegeben: die Firma Kelmendi, informierte der Bürgermeister. Die jährlichen Kosten würden von rund 82.000 auf fast 94.000 Euro steigen. Wie schon bei den Grabarbeiten wäre es theoretisch möglich, diese Arbeiten in Eigenregie zu erledigen. Die voraussichtlichen Kosten schätzte die Verwaltung auf rund 87.000 Euro – also zwischen denen des bisherigen Dienstleisters und der Offerte des neuen. Vorteilhaft wären eine größere Qualitätskontrolle und eine gewisse Flexibilität. Allerdings müsste die Gemeinde hier ebenfalls kräftig in die notwendigen Geräte und Maschinen investieren. Hinzu komme ein erhöhter organisatorischer Aufwand, vor allem bei der Personalplanung und Vertretungsregelung. „Insgesamt würde die Eigenregie die Verwaltung stärker belasten und Personalressourcen binden, die andernorts dringend benötigt werden“, erklärte Weirether und riet daher zur externen Vergabe.

Das sagen die Fraktionen

Prinzipiell halte ihre Fraktion das Erledigen von Arbeiten durch eigene Beschäftigte für sinnvoller als die Vergabe an Firmen, kommentierte Monika Schroth (Grüne) den Vorschlag. „Fremdvergaben sollten die Ausnahme bleiben“, betonte sie. Da aktuell aber vor allem im gärtnerischen Bereich qualifizierte Arbeitskräfte schwer zu finden seien, „können wir der Fremdvergabe der Leistungen für die Grabarbeiten und auch der Grünflächen zustimmen“. Trotzdem solle die Verwaltung die Neueinstellung von Gärtnern weiter im Auge behalten. „Wir gehen davon aus, dass die Verträge erstmalig für ein Jahr abgeschlossen werden und dann evaluiert wird, wie es weitergeht“, sagte sie.

Thomas Birkenmaier (CDU) begrüßte die externe Vergabe. Die Gemeinde könne nicht für jedes Gewerk alle Materialien und Maschinen vorhalten. Das sei ein eindeutiger Vorteil eines privaten Unternehmers, die viele Kunden betreue und die Geräte viel effizienter einsetzen könne. Zudem habe die Kommune den Nachteil, die Ausstattung erst mal besorgen zu müssen und dass kein Ersatz vorhanden, wie die Mitarbeiter etwa krankheitsbedingt ausfallen. Der externe Dienstleister stehe jedoch in der Pflicht, die Arbeiten durchzuführen und gegebenenfalls Ersatz zu organisieren. „Natürlich bedauern wir, dass die Firma Bohn aufhört“, hob er hervor.

Dem schloss sich Hanspeter Rausch (SPD) an. „Wir gehen aber davon aus, dass auch Bohn, hätte der Betrieb weitergemacht, eine deutliche Preisanpassung hätte vornehmen müssen“, gab er zu bedenken. Die gegenwärtigen Preise seien nämlich schon seit einigen Jahren festgelegt. Deswegen seien die steigenden Preise mit dem Anbieterwechsel relativ zu sehen. „Wichtig ist uns, dass die Verlässlichkeit garantiert sei“, erklärte er. Daneben hob der Sozialdemokrat einen weiteren Aspekt hervor: „Ich wüsste nicht, wer von unseren Mitarbeitern zum Beispiel als Sargträger fungieren sollte.“ Diese Leistungen in Eigenregie zu übernehmen, sei utopisch, die Fremdvergabe daher sinnvoll. „Wir sind froh, dass wir dafür überhaupt eine kompetente, verlässliche Firma gefunden haben.“

Am Ende sprachen sich alle Ratsmitglieder in beiden Fällen für die Vergabe an externe Dienstleister aus. Diese Entwicklungen werden sich auf die Gebühren auswirken. „Wir müssen sie 2026 neu kalkulieren und die Anpassung wird nicht klein ausfallen, da die Kosten explodiert sind“, kündigte Verwaltungschef Weirether an. Nur so werde es gelingen, den von der Gemeindeprüfungsanstalt empfohlenen Kostendeckungsgrad von 60 bis 70 Prozent zu erreichen. Außerdem solle ein neues Konzept für den Friedhof erarbeitet werden. „Denn bei der Erdsargbestattung sind wir fast voll“, nannte er einen Grund.

Redaktion

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