Aktiv im Alter

Enkeltrick: Kein Anschluss für Betrüger am Telefon in Neulußheim

Patricia Wickert von der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle informiert über Enkeltrick.

Von 
Renate Hettwer
Lesedauer: 
Kulturamtschefin Alexandra Özkalay (l.) und Kriminalhauptkommissarin Patricia Wickert. © Hettwer

Neulußheim. Mit frischem Elan startet das „Aktiv im Alter“-Team ins Jahr 2024. Alexandra Özkalay begrüßte nicht nur zahlreiche Besucher, sondern hieß auch Elke, ein neues Mitglied im Team, willkommen. Was wäre die Veranstaltung im evangelischen Gemeindehaus ohne den Segen von Pfarrerin Katharina Treptow-Garben? Die Jahreslosung aus 1. Korinther 16,14 „Alles was ihr tut, geschehe in Liebe“ nahm sie zum Anlass, Anstoß zu geben, dass man die Liebe Gottes erfahren und weitergeben dürfe.

Vom Polizeipräsidium Mannheim war vom Referat Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle (KBST) Kriminalhauptkommissarin Patricia Wickert gekommen, um die Senioren über die Maschen von Betrügern aufzuklären und wertvolle Tipps zum eigenen Verhalten zu geben. Ihr Ziel ist es, Erfahrungen weiterzugeben und die Senioren zu sensibilisieren, damit sie im Falle eines Falles gewappnet sind. Erschreckend, im Jahr 2020 wurde allein im Rhein-Neckar-Kreis bei 100 Fällen eine Million Euro Schaden durch Enkeltrick, Schockanrufe und Messenger-Betrug (Smartphon) verursacht.

Was tun bei Enkeltrick, Gewinnversprechen, Schockanruf? Obwohl der Enkeltrick, bei dem im Telefongespräch Vertrauen aufgebaut wird und vorgegaukelt wird, dass der Enkel in einer finanziellen Notlage ist, altbekannt ist, gibt es immer wieder Senioren, die überrumpelt werden und mit vollem Herzen dem Enkel helfen wollen. Wenn nicht gerade ein Bankmitarbeiter Verdacht schöpft und vorsichtig nachfragt, ist das mühsam ersparte Geld durch Boten abgeholt und für immer fort.

Patricia Wickert rät: „Lassen Sie sich auf ihrem Telefon alle bekannten Nummern einprogrammieren, dann können Sie das ankommende Gespräch bedenkenlos annehmen. Und wenn Sie sich nicht sicher sind, wer da anruft und sie ausfragt, legen Sie auf und rufen Ihren Enkel an, der freut sich, dass die Oma oder der Opa so clever ist. Lassen Sie schriftlich Ihre Adresse und Ihren Vornamen aus dem Telefonbuch löschen. Betrüger müssen nicht wissen, wo sie wohnen.

Melden Sie sich am Telefon nie mit Ja, sondern sagen höchstens Hallo, wenn sie auf eine unbekannte Nummer reagieren. Besser noch, legen Sie einfach auf. Der größte Schutz sei aber ein Anrufbeantworter. Fallen Sie auch nicht auf Gewinnversprechen herein. Niemand hat etwas zu verschenken“.

Bei Schockanrufen mit dramatische Szenarien und dem Entsetzen, was dem Angehörigen passiert sei, werde schnell das Denken ausgeschaltet. Eine Kaution müsse gezahlt werden, um Haft abzuwenden, beispielsweise. Patricia Wickert rät: „Legen Sie auf. Versuchen Sie, Ihre verwandte Person zu erreichen. Rufen Sie die Polizei an und fragen nach gerade diesem Anruf, bewahren Sie einen kühlen Kopf und holen sich Unterstützung von einer Vertrauensperson.“

Manchmal wird auch über Messenger-Dienste (Smartphon) ein defektes Mobilgerät vorgetäuscht. „Sie sollen für die angeblichen Verwandten dringend Sofortüberweisungen tätigen. Vorsicht, das ist keine reale Kommunikation mit ihren Verwandten“.

Betroffene meldet sich zu Wort

Einige Senioren waren schon von solchen Betrügereien betroffen oder haben davon gehört. Die Scham aber, davon zu berichten, dass man auf so eine Betrügerei fast oder gar darauf reingefallen ist, ist groß. Deshalb kann man es an diesem Nachmittag nicht hoch genug schätzen, dass sich eine bekannte Bürgerin, die fest im öffentlichen Leben steht und mit wachen und aufmerksamen Augen durchs Leben geht, bereiterklärt hat, darüber zu berichten, wie es ihr vor einigen Monaten mit einem Schockanruf auf ihrem Handy ergangen ist.

Ein Schockmoment, ihre Tochter sei in einen schlimmen Unfall verwickelt, Schluchzen, Weinen war am Telefon zu hören. Eine Kaution müsse beim Amtsgericht hinterlegt werden, so die angebliche Polizei. Der festen Überzeugung, selbst unter Schock, ging sie zur Bank. Ihr Handy war blockiert, telefonieren nicht möglich. Sie solle das Geld mit einem wartenden Taxi zum Amtsgericht bringen.

Dank der Bankangestellten und einer Mitarbeiterin des Rathauses an die sie sich auf ihrem Weg in den Ort wandte, wurde die Polizei angerufen. Die Betrüger hatten es wohl bemerkt, kein Taxi das wartete, die Betrüger waren gescheitert. Patricia Wickert rät: „Niemand wird in Deutschland durch eine Kaution ausgelöst. Das passiert in amerikanischen Krimis. Hier wird Unwissenheit ausgenutzt.“

Respekt für die Bürgerin, so Wickert, die offensiv mit ihrer Aussage an diesem Nachmittag die gekommenen Senioren wachrüttelte und aufzeigte, dass es alle Personen treffen kann. „Seien sie achtsam und informieren Sie die Polizei, die dann feststellen kann, in welcher Region die Täter agieren. Seien sie misstrauisch, geben Sie am Telefon keine Auskunft über ihre persönlichen und finanziellen Verhältnisse. Kommt Ihnen am Telefon etwas komisch vor – legen Sie einfach auf“.

Mit einem Geschenk für Kriminalhauptkommissarin Patricia Wickert und die mutige Bürgerin dankte Alexandra Özkalay für die guten Ratschläge sowie für die an die Senioren verteilten Broschüren. Zugleich lud sie für Dienstag, 6. Februar, 15 Uhr ein, wenn im Gemeindehaus zünftig Fasching gefeiert wird.

Freie Autorin

Copyright © 2025 Hockenheimer Tageszeitung

VG WORT Zählmarke