Evangelische Kirchengemeinde - Gemeinsamer Pfingstgottesdienst der Alt- und Neulußheimer Christen rund ums Thema Verstehen

Gottes Plan: Vielfalt statt Einheit

Von 
Renate Hettwer
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Neulußheim. 50 Tage nach Ostern, der Auferstehung Jesu, feiern die Christen das Pfingstfest. Pfingsten gilt als Geburtsstunde der Kirche, nachdem die Apostel vom Heiligen Geist erfüllt wurden und plötzlich fremde Sprachen verstehen und sprechen konnten. Die Frage „Wie können wir uns verstehen?“ stand im Mittelpunkt des Pfingstgottesdienstes unter der Leitung von Pfarrerin Katharina Garben.

Zu dem Präsenzgottesdienst waren auch die Altlußheimer Christen Gottesdienst eingeladen. Ihre Pfarrstelle ist wie berichtet vakant und wird im Herbst mit Pfarrerin Eva Weisser neu besetzt. Zeitgleich konnte eine Video-Pfingstbotschaft auf dem Youtube-Kanal für die HoRAN-Region auf Kurpfälzisch und Alemannisch verfolgt werden.

Nach der Begrüßung durch Katharina Thorn und den Kleinchor unter der Leitung von Lena Haug-Habicht mit „Oh komm du Geist der Wahrheit“ ging es in der Lesung von Gerda Schellenberger um die Inhalte des 118. Psalm, als derzeit auf die Jünger mit himmlischem Brausen der Heilige Geist fuhr.

Sie begannen, in für sie fremden Sprachen zu predigen, so Schellenberger. Diese Sprache verstanden die umstehenden Perser, Meder, Römer und Ägypter. Petrus erklärte ihnen, dieses „Pfingstwunder“ sei schon Jahrhunderte zuvor vom Propheten Joel (Joel 3,1) angekündigt worden.

Nach dem Glaubensbekenntnis hieß es durch den Kleinchor „Schmückt das Fest mit Maien“. Mit dem Pfingstlied verbindet sich die Freude über Gottes Geist. Wie sein Geist wird das Leben auch in der Natur mit seinem frischen Grün sichtbar.

Mit der Lesung aus dem Alten Testament im 1. Buch Mose, 11,1-9, schlug Pfarrerin Garben einen Bogen vom Turmbau zu Babel, einem Symbol des Hochmuts, als der Herr alle Sprachen verwirrte und sie von dort aus in der ganzen Welt zerstreute, zur heutigen Zeit. Auch heute wollten die Menschen Großes erreichen, sich einen Namen machen. Bauwerke, wie der Flughafen der Hauptstadt oder ein ultramoderner Bahnhof erinnern die an den Plan vom Turm zu Babel.

Individuum nicht vernachlässigen

Heute kennen wir eine Vielfalt der Sprachen, so Garben. Von Finnisch, Hebräisch und Arabisch und was es noch an vielen Muttersprachen gibt. Vielfalt statt Einheit war wohl Gottes Plan. Alle Farben, Orientierungen, alle möglichen und unmöglichen Typen von Menschen. Eine bunte Vielfalt, denn Gleichheit und Einheit haben selten Bestand. In der Geschichte habe man oft erlebt: Wenn das Individuum vernachlässigt wird, geht es schief. Die Geschichte des Turmbaus zu Babel passe deshalb gut zu Pfingsten.

Mit dem Geist Gottes werden Christinnen und Christen begabt, Menschen über alle Sprachbarrieren hinweg zu erreichen. Die Gemeinschaft, die zu Pfingsten geboren wird, entsteht auf der Basis eines gemeinsamen Glaubens. Nicht immer einfach, wenn es wie im Moment Auseinandersetzungen unter Christinnen und Christen geht. Vermittelt durch Gottes Geist wird die Gemeinschaft versöhnt, getragen und wie der Turmbau zu Babel kam und kommt Bewegung in die Welt – Vielfalt statt Einheit.

Mit ihrer Hoffnung, dass wir schon bald nach Pfingsten wieder viel mehr aufeinander zugehen können und einander begegnen in Gottes vielfältiger, bunter Welt, wurde der Gottesdienst fortgesetzt. Er endete mit dem Kleinchor unter den Orgelklängen von Gerhard Müller mit „Atme in uns Heiliger Geist“.

Freie Autorin

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