Lußhardt-Schule

„Hardchor“ begeistert in Neulußheim mit den Besten

Sänger aus Heidelberg liefern einen begeisternden Musikabend, der zum Jahreshöhepunkt avanciert.

Von 
Matthias H. Werner
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In der Aula der Lußhardtschule singt der „Hardchor“ mehr als zwei Stunden lang – und hat noch immer nicht genug. Die Zuhörer freut’s. © Lenhardt

Neulußheim. Wenn sie kommen, sind sowohl volle Häuser als auch ein frenetisch applaudierendes, mitjohlendes, gerne auch mitsingendes Publikum garantiert: Seit 33 Jahren lässt der Heidelberger „Hardchor“ die Menschheit teilhaben an „Männerschicksalen“ – der „Männerspaßgesangsverein“ um den Musikkabarettisten Bernhard Bentgens ist nicht nur ein grandioser Klangkörper, sondern versteht es mit einer gekonnten Mischung aus Klasse und Klamauk seine Zuhörer zu begeistern.

So auch am vergangenen Samstag, als in der knallvollen Aula der Lußhardt-Schule ein hochemotionaler, zwischen Ausgelassenheit und Begeisterung taumelnder Musikabend zum Jahreshighlight avancierte.

Dazu trägt der Mann am hölzernen Pult maßgeblich bei: Seine immer rund 20 Männer – in der Vier-Sterne-Gemeinde waren 16 Stimmen vereint – haben mit Bentgens eine symbiotische Beziehung, in der sich die gemeinsamen Erfahrungen nicht nur in Text und Musik niederschlagen, sondern auch in der unglaublich homogen wirkenden Bühnenperformance.

Dabei ist Bentgens viel mehr als der geistige Übervater eines der markantesten Chöre der Region: Der studierte Pianist, Sänger und Chorleiter hat mit zahllosen eigenen Veröffentlichungen, aber vor allem mit ungewöhnlichen Projekten einen vorzüglichen Ruf auch in der „ernsten“ Musik – er ist viel mehr denn „Musikkabarettist“ – er ist ein überaus genialer Geist.

Und den konnte Werner Krauß, der selbst höchst humorige Vorsitzende des Vereins für Bürgerhilfe und Kulturförderung, erneut für einen Benefizabend einspannen und hat damit nicht nur die Hilfsprojekte des rührigen Vereins, der aktuell eine Elterninitiative unterstützt, „damit kein Kind die Schule verlässt, ohne dass es schwimmen kann“, vorangebracht, sondern den Neulußheimern auch noch ein unvergessliches Konzert beschert. Der „Hardchor“ hat auch in seiner elften Auflage der „Männerschicksale“ – diesmal wie schon so oft zuvor als Jubiläumsprogramm deklariert – die Mischung aus hochkarätiger Gesangskunst und ulkiger Clownerie zu einem perfekt unterhaltsamen Genuss destilliert.

„Hardchor“ in Neulußheim: Einblick in die Seele

„Das Beste liegt noch vor uns“ war die Melange aus bekannten Hits des Chors und einigen neuen Stücken überschrieben und vom rasant-schmissigen Opener „Hausschwein“, das die Rolle des Mannes zwischen Teddybär und Monteur in Töne fasst, bis zum berührend intonierten „Mercy Street“ erneut auch ein intimer Einblick in die Seele der singenden Buben.

Die haben zwischen tiefgründiger Philosophie und schlüpfrigem (Seelen-)Striptease die eigene Entwicklung nachempfunden: Von „Mamma“, einem italienischen Song der 1930er Jahre, der mit Kinderstar Heintje so richtig berühmt wurde und der in der aufgeführten Version eine echte Gänsehaut-Nummer ist, über die „Pubertät“ und dem grandiosen „BH-Lied“ bis zu den „Wechseljahren“, die es beim Mann natürlich nicht gibt, die sich im Mercury-Evergreen „We are the Champions“ viel wohler fühlten.

Jeder Song hat dabei wenn nicht immer einen gewitzten eigene Text, so doch stets ein charakterstarkes Intonationsgewand, das den „Hardchor“ einzigartig macht. Und das bei höchster Klasse, die sich mit „Untreue“, aber auch mit dem schon angesprochenen Peter-Gabriel-Song besonders eindrücklich, fast körperlich spürbar in die Ohren und Herzen der Zuhörer schmeichelte. Da saß jeder Ton in einer hochhomogenen, immer aber auch differenzierten Interpretation – ein herausragender, grandioser und begeisternder Klang.

„Hardchor“ in Neulußheim: Zugabe nach zwei Stunden

Kein Wunder, dass auch oder gerade nach rund zwei Stunden reinem Musikprogramm das Publikum lautstark und anhaltend immer wieder nach Zugaben verlangte – die dann auch kamen, wie man es vom Hardchor kennt, für den man Zeit einplanen muss.

Mit dem kauzigen Hit „Fischstäbchen“ und einer gemeinsamen Rhythm-and-Blues-Gesangs- und Tanzorgie sind die Neulußheimer beschwingt in die Nacht und ließen einen „Hardchor“ zurück, von dem zu hoffen bleibt, dass das Beste noch vor ihnen liegt.

Freier Autor Seit Mitte der 1990er Jahre als freier Journalist vorrangig für die Region Hockenheim/Schwetzingen tätig - Fachbereich: Kultur.

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