Rückblick - Viele Projekte wurden auf den Weg gebracht / Kinderbetreuung ausgebaut

Keine Zeit für Jubiläen

Von 
Andreas Wühler
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Neulußheim. Es gibt einen Aspekt, der das vergangene Jahr für die Gemeinde zu einem besonderen macht: Nein, es ist nicht das Coronavirus, auch wenn es keinen Bogen um die Gemeinde schlug, sondern eine Nachricht, auf die in der Gemeinde seit über drei Jahrzehnten gewartet wurde – der Aufzug am Bahnhof hat seinen Dienst aufgenommen.

1986 war der neue Bahnhof eingeweiht worden. Ein für die damalige Zeit futuristisches Gebäude mit einem kleinen Haken – die Gleise waren nur über Treppen zu erreichen. Zwar wurde schon bei der Einweihung die kommende Barrierefreiheit angekündigt, doch es sollten noch 31 Jahre vergehen, bis 2017 der Umbau des Bahnhofs zum S-Bahn Haltepunkt begann, der mit der Installation von zwei Aufzügen verbunden war.

Gewerbeschau im Glück

Damit wurde vor drei Jahren das letzte Kapitel in einer schier unendlichen Geschichte aufgeschlagen. Weitere drei Jahre sollten ins Land gehen – die Bauzeit war immer wieder verlängert worden – bis es hieß: Sie sind ist in Betrieb. Oder nicht. Oder doch. Es war ein holpriger Start für die beiden Aufzüge, umschattet von einigen Störungen. Doch seit September ist ein Punkt hinter das Thema gemacht, verrichten die Aufzüge lautlos ihren Dienst und waren keine Klagen mehr zu hören.

Natürlich kommt man auch bei einem Rückblick auf die Jahreschronik von Neußheim um das Thema Corona nicht herum. Bei der von dem Virus ausgelösten Pandemie, in deren Folge das öffentliche Leben im März auf den Nullpunkt zurückgefahren wurde, war der Gewerbeverein mit seiner Leistungsschau in der Hardthalle eindeutig auf der Glück-seite – es war die letzte öffentliche Veranstaltung in der Gemeinde vor dem Lockdown.

Für Katja Brömmer, die Vorsitzende des Gewerbevereins, ihr Team, die Mitglieder und die Aussteller ein wahrer Glücksfall, war es doch die erste Leistungsschau nach einer Pause von sechs Jahren. Und der immense Aufwand sollte sich ja lohnen. Was er auch tat, 40 Aussteller zeigten in der Hardthalle die Leistungsfähigkeit des Gewerbes vor Ort, zeigten die Vielfalt ihres Angebots auf. Und die Menschen kamen in Scharen und machten sich ein Bild von dem dick unterstrichenen Motto der Schau „Warum in die Ferne schweifen . . .“.

Andere hatten weniger Glück mit dem Seuchenjahr. An erster Stelle sei dabei die Lußhardt-Schule zu nennen, die eigentlich mit viel Aufwand ihr 50-jähriges Bestehen feiern wollte. Lieder und Texte waren einstudiert, Einladungen verschickt und die Kinder fieberten mit ihren Eltern und dem Kollegium dem Jubiläumswochenende entgegen – dann kam Corona und das tolle Fest musste abgesagt werden. Klar, ein solches Fest lässt sich in ruhigeren Zeiten nachholen, doch für die Schüler, die mittlerweile in der fünften Klasse auf andere Schulen gewechselt sind, kaum.

Feierlichkeiten verschoben

Auch beim SC Olympia hätte man etwas zu feiern gehabt, 1980, also 40 Jahre zuvor, wurde das Sportgelände an der Waghäuseler Straße in Betrieb genommen. Und der neue Kabinentrakt, der das Jahr über in die Höhe wuchs und zu dessen Ende hätte fertig sein können, verzögerte sich, wird nun wohl in diesem Jahr der Öffentlichkeit vorgestellt. Für den Verein nicht unbedingt ein Manko, darf er doch in diesem noch eine weitere Feier ansetzten – 1911, also vor 110 Jahren, wurde die Olympia ins Leben gerufen.

Auch die Freiwillige Feuerwehr wurde durch das Virus um ein Fest betrogen – 120 Jahre hätte es im vergangenen Jahr zu feiern gegeben. Doch die Wehrleute können das Jubiläum in Bälde nachholen und mit einem anderen Anlass verknüpfen, dem Anbau ans Feuerwehrhaus. Seit 30 Jahren ist das Feuerwehrhaus das Domizil der Wehr. Eine lange Zeit, in der sich nicht nur die Anforderungen an die Wehr geändert haben, sondern diese sich auch. Erwähnt seien nur die Frauen, die sich ihren Platz in der Rettungstruppe erobert haben. Ein Aspekt, dem die Sanitärräume Rechnung tragen sollten. Oder die sogenannte Schwarz-Weiß-Trennung: Kontaminierte Einsatzkleidung soll nicht mit den privaten Textilien der Wehrleute in Berührung kommen, was gleichfalls nur durch größere Räume zu bewerkstelligen ist.

Kurzum, für den Rat gab es viele Gründe, dem 1,5 Millionen Euro teueren Anbau zuzustimmen. Zumal das Geld ja keiner Person oder Gruppe zugutekommt, sondern in die Sicherheit der Gemeinde investiert wird. Geplant ist der Spatenstich für April und vielleicht kann er, wenn es das Virus denn will, auch mit Beteiligung der Öffentlichkeit vollzogen werden.

Vom Haus der Feuerwehr sind es nur wenige Schritte bis hin zur Hardthalle und damit zu einer der größten Baustellen der Gemeinde: Direkt neben der Halle entsteht die neue Sport- und Kulturhalle, die einen wichtigen Impuls für das Vereinsleben setzen soll. Mit der alten Halle teilt sich der Neubau die Technikräume, er selbst wird mit seiner Bühne zum Raum für Sport und Kultur, während sich die Hardthalle auf den sportlichen Bereich konzentriert.

Im vergangenen Jahr wurde für den Neubau die Bodenplatte samt Betonpfeiler errichtet. Derzeit werden in einer Werkstatt die Holzbauteile auf Maß gefertigt. Dank computergesteuerter Technik eine auf den Millimeter genau Präzisionsarbeit. Anschließend werden die Holzteile angeliefert und verschafft – die neue Halle wird in der sogenannten Holzständerbauweise errichtet. Noch in diesem Jahr kann die Halle wohl eingeweiht werden.

Zahlreiche Baustellen im Ort

Womit man schon mitten drin im Thema bauliche Veränderungen ist. Denn auch wenn Corona das öffentliche Leben zum Erliegen brachte – oder vielleicht auch gerade deshalb – es gab viel zu tun. So wurde aus der Not eine Tugend gemacht und beispielsweise der Alte Bahnhof, der als Kulturtreff Pause hatte, innen und außen herausgeputzt. Ein frischer Anstrich und neue Fensterläden waren für ihn mehr als nur Make-up, sie unterstreichen die zeitlose Schönheit des Gebäudes, gegen die der funktionale Charakter des Nachfolgers immer mehr verblasst.

Stichwort Alter Bahnhof: Auch hier ist der Gemeinde ein Jubiläum vorenthalten worden, denn das Gebäude feierte seinen 150. Geburtstag. Errichtet im Zuge der Rheintalbahn wurde der Alte Bahnhof für die Gemeinde zum Tor in die Welt, brachte er den Aufschwung, Arbeit und Reichtum in die Gemeinde. Und heute ist er als Kulturtreff ein Aushängeschild der Vier-Sterne-Gemeinde in der ganzen Region und darüber hinaus.

Weitere abgearbeitete Punkte waren im vergangenen Jahr das Haus Kunterbunt bei der Lußhardt-Schule, das seinen Außenbereich erhielt und den Betrieb aufnahm, oder die Neue Ortsmitte, die derzeit um eine Arztpraxis erweitert wird, mit der Rat und Verwaltung die medizinische Versorgung im Ort sichern wollen. Die Haltestelle in der St.-Leoner-Straße ist barrierefrei ausgebaut, die gesamte Trasse wie auch die Altlußheimer Straße zur Tempo-30-Zone erklärt. Gleiches in der Hockenheimer und Waghäuseler Straße anzuordnen, fand im Rat keine Mehrheit.

Stichwort Waghäuseler Straße: Deren südlicher Teil wird samt Berliner Straße und Kornstraße derzeit überplant. Ein städtebaulicher Entwurf soll zeigen, wie der südliche Teil der Gemeinde fit für die Zukunft gemacht werden kann. Für die Carl-Benz-Straße sind die Vorarbeiten gemacht, noch im Februar will die Verwaltung auf die Anwohner zugehen und die zeitliche Schiene der Sanierung sowie die Vorgehensweise erläutern.

Einen Punkt machte der Rat in seiner Dezember-Sitzung unter das seit Jahren leidige Thema Wohnmobile und -wägen auf dem Messplatz, künftig sind hier nur noch Pkw erwünscht, und mit dem Beschluss zur Einführung des E-Carsharings macht sich die Gemeinde auf in die Zukunft. Die Zukunft gehört auch dem Alten Schulhaus, das sich künftig in den vorhandenen zwei Gebäuden die Markus-Schule, der Heimatverein, die Bücherei und der Point zusammen mit dem Turmuhrenmuseum teilen.

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