Glaube

Neulußheim: „Die Kirche muss raus aus ihren dicken Mauern“

Der Himmelfahrtgottesdienst der evangelischen Horan-Kichengemeinden in Neulußheim erfährt großen Zuspruch.

Von 
Renate Hettwer
Lesedauer: 
Der Horan-Himmelfahrtsgottesdienst in Neulußheim ist gut besucht. © Jonas Ballreich

Neulußheim. Platz da – jetzt kommt Gott: Unter diesem Motto haben die Vertreter der evangelischen Kirchengemeinden Hockenheim, Reilingen, Altlußheim und Neulußheim (Horan) an Christi Himmelfart zu einem gemeinsamen Gottesdienst versammelt. Zwischen der Kirche und dem evangelischen Gemeindehaus in Neulußheim hieß Pfarrer Michael Dahlinger alle Gläubigen, Dekanin Katharina Treptow-Garben, die Pfarrerinnen Isabelle Schwiderski, Eva Weiser und Eva Leonhardt sowie den Reilinger Bürgermeister Stefan Weisbrod willkommen. Der Posaunenchor Reilingen eröffnete unter der Leitung von Alexander Hartmann den Horan-Gottesdienst und gab diesem einen besonderen Rahmen. In der Schriftlesung von Iris Walter aus der Apostelgeschichte 1,1ff hörte man von einem Brief an Theophilus, dass Jesus sich nach seinem Leiden und seiner Auferstehung den Jüngern zeigte und den Aposteln, die er ausgesucht hatte, Anweisungen durch den Heiligen Geist gab und vor deren Augen in den Himmel emporgehoben wurde. Nach dem gemeinsam gesprochenen Psalm 47 und einem Gebet erklang passend zum herrlichen Wetter „Wie lieblich ist der Maien“.

Der Allmächtige schafft sich Platz

„Es mag befremdlich wirken“, sagte Pfarrer Dahlinger in seiner Predigt, „an Himmelfahrt darüber nachzudenken, ob sich Jesus in Richtung Himmel aus dem Staub machte.“ Wie es aber schon in der Schriftlesung hieß, habe er seine Nachfolge geregelt. „Gott nimmt Raum nicht nur in einem dunklen Raum oder einer lichtdurchfluteten Kirche ein, er erfüllt sein Ja, seine Leben schaffende Energie für seine Schöpfung.“ Er habe Platz eingenommen im menschlichen Körper von Jesus, als Kind in der Krippe, im Herzen, in Gedanken und in der Bibel. Menschen verweigerten ihm oft seinen Platz. „Sie laden ihn in viel zu große Erwartungshallen ein, ziehen Wände zwischen sich und ihn und zerstören durch raumfüllendes Verhalten Lebensräume, hängen ihr Herz an andere Götter und in Fürbitten, obwohl die Menschen daran schuld sind“, so Dahlinger.

Beim Weißwurstfrühstück stärken sich die Besucher nach dem Gottesdienst. © Renate Hettwer

Am Beispiel von König Salomo, der Gott einen genauso prächtigen Tempel wie sein Reich und seinen Palast baute und ziemlich stolz auf die Wohnung Gottes war, ging der Pfarrer auf das nachdenkliche Gebet Salomos ein: „Kein Wort ist wie du, weder oben im Himmel noch unten auf der Erde.“ Der König habe ein Gespür für die Größe Gottes bekommen, die jede menschliche und räumliche Vorstellungskraft übersteige.

Raum zur Veränderung

Nach den Fürbitten von Elke Neuschäfer und Michael Dahlinger sprach Dekanin Katharina Treptow-Garben, Kirchenbezirk Südliche Kurpfalz und ehemalige Pfarrerin Neulußheims, Grußworte zur Fusion der Kirchengemeinden. Sie beglückwünschte diese, sich den Herausforderungen einer veränderten Kirche und dem Entschluss zur Fusion nach einem langen Weg ab Januar 2026 zu stellen. Wie wertvoll die Begleitungen durch Pfarrerinnen, Pfarrer und Diakoninnen sind, wüssten die Menschen in den Gemeinden zu schätzen. Gemeinschaft durch Begegnungen, Kirchenmusik, Gedankenaustausch und Gottesdienste seien wichtig, dennoch müsse die Kirche raus aus ihren dicken Mauern – dahin, wo die Menschen präsent sind, von Jesus erzählen und neue Perspektiven öffnen. Der Weg zur Fusion werde gemeinsam angetreten, voller Vertrauen und Zuversicht. „Menschen zu Himmelfahrt die Nachricht bringen, dass sie geliebt und wertvoll sind, so wie sie sind. Himmelfahrt klinge nach loslassen, bedeute jedoch auch: „Einer geht, aber Liebe und Hoffnung bleibt“, erklärte die Dekanin.

Nach letztem Gemeindegesang, Abkündigungen und Segen erklang noch einmal mit großem Applaus der Reilinger Posauenchor, bevor die Kirchengemeinde zu einem Weißwurstfrühstück vor dem mittlerweile prächtig gewachsenen Nussbaum einlud.

Kirchengemeinderäte Horan und Dienstgruppe der Hauptamtlichen posieren vor dem evangelischen Gemeindehaus. © Renate Hettwer

Freie Autorin

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung

VG WORT Zählmarke