Tag der Honigbiene

Neulußheimer Peter Stieber spricht über Probleme der Imkerei

Von 
Lukas Heylmann
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Neulußheim. Für viele Menschen ist die Imkerei ein naturnahes Hobby, bei dem am Ende mit dem Honig sogar noch ein Produkt entsteht, dass man – wenn man will – vermarkten kann. Zudem hat es durch den Fokus auf das Bienensterben in den letzten Jahren noch mal an Aktualität gewonnen. Dieses Bienensterben ist jedoch kein neues Phänomen. In den USA gibt es, um darauf aufmerksam zu machen, bereits seit 2009 den Tag der Honigbiene am dritten Samstag im August. Anlässlich dieses Datums hat der Neulußheimer Peter Stieber, der den Bioland-Betrieb HAPE Imkerei betreibt, einiges zu den Tieren und zum Imkerdasein erklärt.

„Für Europa ist tatsächlich nicht der Tag im August das maßgebliche Datum, sondern der Weltbienentag der UNO am 20. Mai. Beiden gemein ist allerdings, dass sie auf das Bienensterben aufmerksam machen sollen“, erklärt Stieber im Gespräch mit dieser Zeitung. „Das ist allerdings ein sehr komplexes Phänomen, bei dem auch kaum Grundlagenforschung stattfinden kann, da kein Geld hineininvestiert wird“, weist der Imker auf ein zentrales Problem hin. Bienen seien generell ein guter Symbolträger dafür, wie kompliziert Zusammenhänge in der Natur sein können.

Frühjahr war zu kalt

„Dieses Jahr hat man das gut gemerkt. Das Frühjahr war kalt, also sind die Bienen nicht geflogen. Davon sind die Obstbauern direkt betroffen, weil es an Bestäubung fehlt“, fasst Stieber zusammen. Überhaupt sei dies ein zentraler Aspekt der Imkerei. „In den USA gilt Honig bei der Imkerei eher als Nebenprodukt, hauptsächlich geht es dort darum, dass die Bestäubungsleistung der Bienen essenziell für den Anbau von Mandeln ist.“

Dennoch sei die Situation in Deutschland mit der noch sehr viel industrielleren Landwirtschaft in den USA kaum vergleichbar. „Man muss aber schon klar sagen, dass die Arbeit mit Bienen hierzulande nur auf das Produkt Honig reduziert wird. Dass die Tiere, um die wir uns kümmern, auch unabdingbar für die Landwirtschaft sind, wird nicht honoriert, auch nicht finanziell“, kritisiert Stieber.

Das liege auch daran, dass Imkerei oft als Hobby wahrgenommen werde. „Eigentlich ist Imkerei fast nur im Nebenerwerb möglich, ansonsten kann man das kaum wirtschaftlich aufziehen. Denn die Menschen wären nicht bereit, die Preise zu bezahlen, die es bräuchte, dass ein Imker Gewinn machen kann.“

Schwierige Klimasituation

Auch das Bienensterben erschwere die Wirtschaftlichkeit. „Ich habe zwischen 60 und 140 Bienenvölker“, erklärt Stieber. „Diese Schwankung ist zu groß und bedeutet, dass man viel mehr tun muss, um sicherzustellen, dass es im nächsten Jahr überhaupt wieder etwas zu ernten gibt.“ Auf viele Faktoren habe man dabei als Imker aber keinen Einfluss, auch durch die extremen Klimaphänomene der letzten Jahre. „Es ist deutlich schlimmer geworden. Das größte Problem ist auf jeden Fall die Trockenheit, wodurch die Winterbienen mit Pollen unterversorgt waren. Auch werden die Blühphasen im Frühjahr immer kürzer.“

Im nun herannahenden Spätsommer und Herbst beschäftige Stieber vor allem die Pflege der Nachzucht, da sich stets die Frage stellt, wie viele Bienen, insbesondere Königinnen, durch den Winter kommen. Grundsätzlich gebe es aber keine Zeit, in der man nichts macht. „Die Imkerei richtet sich natürlich sehr stark an Natur und Wetter aus. Deshalb sind Frühjahr und Sommer die Zeiten, in denen am meisten Arbeit anfällt.“

Kooperation mit Schulen

Peter Stieber macht keinen Hehl daraus, wie problematisch das Insektensterben ist und wie gravierend die Auswirkungen auf Natur und Mensch sein können. Allerdings ist es keine Schwarzmalerei, die er betreibt. Stattdessen setze er, wie der Imker es selbst nennt, auf Bildung für Nachhaltigkeit. „Dabei arbeite ich zum Beispiel mit Schulen zusammen und erkläre den Kindern, wie Bienen und Imkerei mit der restlichen Natur zusammenhängen.“ Dies können sie auch zum Beispiel bei Kindergeburtstagen erleben, die er anbietet.

Des Weiteren plant er Workshops für insektenfreundliche Gartengestaltung. „Viele Menschen wollen ihre Gärten attraktiv für Bienen machen, kommen aber oft erst im Frühjahr darauf, wenn alles blüht. Ich möchte zeigen, wann man stattdessen ansetzen müsste und was jeder Einzelne tun kann, um etwas Gutes für die Bienen im Speziellen und die Natur im Allgemeinen zu tun.“

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