Neulußheim. Einsame Strände entlang des gewaltigen Atlantiks, dessen Wellen an gigantische Klippen anschlagen, neugierig beobachtet von Teufelsschafen. Irland steht für seine Naturschauspiele, an denen sich niemand satt sehen kann, aber auch für seine aufgeschlossenen heiter-melancholischen Landsleute, denen die Musik im Blut liegt. "Wer einmal in Irland war, hat Heimweh, bevor er wieder zu Hause ist", sagt der Ire. Und was er damit meint, brachten auf Einladung des Landfrauenvereins "Out of the Green" am Samstagabend auf die Bühne in der Aula der Lußhardtschule.
Dort feierte die Altlußheimer Formation, hervorgegangen aus den "Celtic Pearls", gemeinsam mit ihrem Publikum "Irischen Advent". "Wir waren nun eine Weile nicht mehr auf der Bühne. Das heute ist fast wie beim ersten Mal", hieß Sängerin Christel Tichter die Besucher willkommen. Die Aufregung vor diesem Comeback konnten die vier Musiker nicht ganz verbergen. Doch von kleinen Versprechern und nicht immer ganz stimmigen Übergängen ließen sich die Konzertgäste nicht irritieren. Ganz im Gegenteil: Die Irish-Folk-Band schaffte es so, den Abend zu einer familiären Jam-Session werden zu lassen, bei der zwar nicht alles saß und passte, die dafür aber umso irischer war.
Gefühlvolle musikalische Reise
Mit viel Gefühl ließen Christel Tichter, Flötistin Susanne Stader, Saitenbändiger Harry Arnold (Gitarre, Mandoline, Banjo) und Rhythmuszauberer Michael Hay auf ihrer musikalischen Reise durch sämtliche Gefilde des Irish Folk den Alltag vergessen. Mit Klassikern wie "Molly Malone" oder dem allbekannten "The wild Rover" wurden die Besucher auf die traditionsreiche grüne Insel entführt - wo Schwermut und Lebensfreude dicht beisammen liegen. Und genau diese Gegensätzlichkeiten brachten "Out of the Green" in ihrer Performance auf den Punkt.
Die von Mandoline und der klassischen Tin Whistle, einer irischen Flöte, begleiteten Stücke wie "The Irish Rover" erzählen allein schon durch ihre Komposition eine Geschichte, die ein jeder versteht, ohne des Englischen mächtig zu sein. Dennoch spickten Susanne Stader und Christel Tichter, bevor sie mit klarer Stimme das nächste Stück anstimmten, die Übergänge mit kleinen Anekdoten über den Hintergrund der Lieder.
"Die Geschichten, die erzählt werden, machen den Abend sehr persönlich. Das gemütliche familiäre Ambiente ist toll, so dass das Konzert Laune macht, Irland selbst zu entdecken", äußerte sich Besucher Reinhold Jansen in der Pause, in der die Landfrauen neben Häppchen auch Guinness und Whiskey servierten. Um alle Sinne anzusprechen, zeigten die Musiker parallel zu ihrem Auftritt auf einer Leinwand tolle Aufnahmen von der immergrünen Insel und ließen die Gäste Einblicke in irische Traditionen gewinnen.
"Und wenn das fünfte Lichtlein brennt, dann hast du Weihnachten verpennt", witzelte Stader und wies zugleich darauf hin, dass der irische Adventskranz fünf Kerzen habe - eine zusätzlich für Heiligabend. Auch werde auf der Insel stets ein Glas Guinness für den Weihnachtsmann bereitgestellt, der seinen Ursprung in der Pfalz hätte: beim "Belzenickel".
Pochen aus der "Bodhrán"
In diese Anekdoten reihte sich immer mal wieder ein Weihnachtslied wie "The first Noel" ein, zu denen Michael Hay seiner Bodhrán, einer irischen Rahmentrommel, ein sanftes Pochen entlockte.
Als Musik, die ins Ohr geht, beschrieb Besucherin Alida Imhoff den Irish Folk: "Ich war im Mai mit einer Reisegruppe in Irland und durch den Abend hier kommt schon fast wieder Sehnsucht danach auf, die Truppe ist einfach toll aufeinander eingestimmt."
Die Sehnsucht sprang letztendlich auf sämtliche Besucher über. Nichts anderes wurde durch Hits wie "Fields of Athenry", seit der Fußball-Europameisterschaft weltweit bekannt, oder durch "The black velvet Band" hervorgerufen.
Denn wie hierbei alle Besucher gemeinsam klatschten und zu "Whiskey in the Jar" lautstark einstimmten, das hatte eindeutig etwas von irischer Lebensfreude - hervorgerufen durch die passionierte Darbietung von "Out of the Green", bei denen der Name einfach Programm ist.
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