Oftersheim. Von Minute zu Minute steigt das Thermometer im geschlossenen Wagen. Ist auf der Anzeige im Außenbereich 30 Grad Celsius zu lesen, erreicht die Temperatur im Auto bereits nach einer halben Stunde 46 Grad Celsius, nach einer Stunde sogar 56 Grad Celsius.
Nicht nur wir Menschen sind für die steigenden Temperaturen im Sommer anfällig. Auch die Tierwelt leidet sichtlich unter der Hitze. Doch während sich der Mensch Abhilfe verschafft und sich mit einem Eis oder einer kalten Dusche abkühlt, passiert es doch viel zu oft, dass die tierischen Freunde in der Hitze vergessen werden. Davon betroffen sind vor allem Hunde, die während der Besitzer einkaufen geht, eine Ewigkeit im viel zu heißen Auto warten müssen. Im schlimmsten Fall hat der Fahrer noch nicht mal die Scheiben heruntergelassen. Schnell läuft der Hund Gefahr zu überhitzen.
Grund ist nach Angaben der Tierschutzorganisation Peta, dass Hunde nur wenige Schweißdrüsen haben und sich hauptsächlich über Hecheln abkühlen. Sie können im heißen Wageninneren ihre Körpertemperatur nicht mehr regulieren und können so irreparable Organschäden oder einen Herzstillstand erleiden.
Ein kaltes Handtuch hilft
Hundebesitzer können so einiges falsch machen in den doch sehr warmen Sommermonaten, wenn sie sich nicht ausreichend darüber informieren, wie viel Hitze die Vierbeiner aushalten. „Die Körpertemperatur eines Hundes sollte von 38 bis 39 Grad Celsius liegen, unter gar keinen Umständen bei 42 Grad Celsius“, so Madlen Göpfert, Angestellte bei Tierärztin Alison Meadows-Hertig in der Tierarztpraxis Saarstraße, im Gespräch mit unserer Zeitung. „Ist dies der Fall, bedeutet das oft allerhöchste Eisenbahn. Dann sollte ganz schnell für eine Abkühlung gesorgt werden.“ Wie hitzebeständig oder -anfällig ein Hund ist, hängt auch davon ab, welcher Rasse er angehört. Besonders gefährdet sind brachyzephale Hunde wie die französische Bulldogge oder der Mops, die aufgrund einer durch Überzüchtung entstandenen kürzeren Kopfform bereits bei milderen Temperaturen schlechter Luft bekommen als Hunde mit einer längeren Kopfform, so berichtet Göpfert weiter.
Bei einer bereits eingetretenen Überhitzung können sich die Tiere nicht mehr bewegen. In diesem Fall ist es am besten, direkt einen Tierarzt aufzusuchen. Dieser verpasst dem überhitzten Tier dann eine kalte Infusion. „Neben diesen Infusionen kühlen wir in der Praxis die Tiere auch mit Luftgebläsen aktiv“, so Ärztin Alison Meadows-Hertig. „Wenn man merkt, dass der Hund bereits Anzeichen eines Hitzschlages, wie sehr starkes Hecheln aufweist, ist es am besten, wenn man den Hund mit einem kalten Handtuch abdeckt“, meint Madlen Göpfert. Dieses Handtuch muss, damit es überhaupt helfen kann, mit kaltem Wasser durchtränkt sein. Bei Hunden mit langem oder viel Fell genügt das meist noch nicht. Weitere Anzeichen, die zeigen, dass die Hitze für das Tier bedrohlich wird, sind unter anderem eine rote Zunge, beschleunigter Pulsschlag, Erbrechen oder auch gerötete Schleimhäute. Jedoch auf gar keinen Fall zu empfehlen sei eine stoßweise Kühlung, die könne den Vierbeiner nämlich überfordern.
Zuhause für Wohlergehen sorgen
Damit es erst gar nicht zu einer Überhitzung kommt, kann jeder Hunde- und allgemein Tierbesitzer im eigenen Heim dafür sorgen, dass es nicht zu heiß ist, auch wenn man selbst nicht da ist. Das könne ganz einfach erreicht werden, indem morgens und abends die Rollläden herunter gelassen werden und gleichzeitig durchgelüftet wird.
Zusätzlich empfiehlt Göpfert, die Mittagshitze zu meiden und lieber früh morgens und spät abends spazieren zu gehen. Zudem solle das Tier in der Hitze nicht zu stark belastet werden – also lieber nicht mit dem Hund joggen gehen oder Fahrrad fahren. Eine Flasche Wasser sollte zudem immer mit im Gepäck sein.
Übrigens sei nicht jede Rasse hitzetoleranter geschoren als ungeschoren – „beispielsweise schützt bei Hütehunden das Fell vor der Hitze“. Diese ist für die Hunde nicht nur im Auto gefährlich. Auch der Asphalt hitzt sich schnell auf. „Die Pfoten laufen sich dann schnell ab und so können Brandverletzungen entstehen.“ Der Tipp der Tierarzthelferin: „Lieber im Wald oder auf weichem Untergrund laufen gehen.“
Erste Hilfe, wenn ein Tier im Auto gefangen ist
Tiere im Sommer am besten gar nicht mit ins Auto nehmen oder beim Einkaufen vor dem Geschäft im Schatten anleinen.
Falls ein Hund in einem Auto gefangen ist, erst den Besitzer suchen – dann die Polizei rufen. Diese befreien das Tier. Falls der Hund bereits in Lebensgefahr ist, kann eine Scheibe eingeschlagen werden. Allerdings muss vorher ein Bild von der Situation gemacht werden, um die Notlage zu beweisen.
Anzeichen dafür, dass es dem Hund in der Hitze schlecht geht, sind Hecheln und Apathie. Wenn der Hund sehr stark hechelt, taumelt, erbricht, eine dunkle Zunge und einen glasigen Blick hat, kann er bereits einen Hitzeschlag erlitten haben und in akuter Lebensgefahr schweben.
Erste Hilfe: Der Hund muss sofort in den Schatten und mit Wasser versorgt werden. Sein Körper sollte mit handwarmem oder leicht kühlem Wasser gekühlt werden. Auch das Trinkwasser darf nicht eiskalt sein. Anschließend muss der Hund umgehend zum Tierarzt.
Bis zu 25 000 Euro und/oder eine Freiheitsstrafe bekommt der Besitzer, der sein Tier im überhitzten Auto lässt. nina
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