Oftersheim. Fleißige Hände, wo immer man auch hinschaute - was sonst sollte man auch am Tag der Arbeit erwarten? In diesem Fall ging es auch noch um ganz spezielle Arbeiten, denn eine lange Tradition, die durch Rolf Weber ins Leben gerufen wurde, fand beim Museumstag ihre Fortsetzung. In den beiden Anwesen des Gemeindemuseums stellten der Heimat- und Kulturkreis den Besuchern alte Handwerksberufe vor und bot Einblick in die Geschichte der Hardtgemeinde.
Doch auch Sonderausstellungen lockten die Besucher zum Museum. In der Rolf-Weber-Stube gab es beispielsweise eine Präsentation zu "Schlössern und Beschlägen" zu besichtigen. Wer hätte gedacht, dass Schlösser und Türbeschläge so unterschiedlich beschaffen sein könnten? Je nach Epoche sind sie mal kastenförmig, dann wieder abgerundet und verspielt.
Ebenso interessant war für die Besucher die Sonderausstellung zur historischen Herstellung von Rapsöl in der Kurpfalz. Und nicht nur auf Bierliebhaber warteten darüber hinaus Informationen rund um den Hopfenanbau, der in vergangenen Zeiten durchaus prägend für den Ort war.
Tradition wird weiter belebt
Im Jahre 1985 übernahm Rolf Weber die Leitung des Arbeitskreises "Museum". Durch ihn konnte sich das Museum etablieren und zu einem Ort werden, der die Ortsgeschichte, aber auch traditionelles Handwerk vermittelte. Vor allem jüngere Besucher hatte er dabei stets im Blick. So war es ihm wichtig, Kinder und Jugendliche auf spielerische Art und Weise für das Museum sowie die Geschichte von Oftersheim zu begeistern.
Zwar kam der Museumstag diesmal sehr nasskalt daher, dennoch fanden sich etliche Besucher ein, um die Veranstaltung entsprechend zu nutzen. Viel gab es zu traditionellem Handwerk zu lesen, bestaunen und auch auszuprobieren, womit dem ursprünglichen Konzept Rolf Webers gerecht geworden war. Gerade die jungen Besucher staunten nicht schlecht, wenn sie sahen, wie früher Wolle gesponnen und diese am Webstuhl weiterverarbeitet wurde. Neben dieser Schauwerkstatt fanden sich zahlreiche weitere: Die Besucher erhielten Einblicke in die Tabakverarbeitung, in die Tätigkeit eines Schuhmachers oder die eines Schmieds.
Arbeiten mit Hammer und Hobel
Schließlich hat man nicht jeden Tag Gelegenheit zu sehen, wie ein Pferd beschlagen wird. Wiederum selbst Hand anlegen konnten die Besucher beim Baumstammsägen mit einer alten "Trummsäge". Da wurde dem ein oder anderen erst einmal bewusst, welch schweißtreibende Arbeiten es in der Forstwirtschaft gab.
Schweißtreibend kann offensichtlich auch die Tätigkeit eines Schreiners sein. Fachmännisch ging der aus der Region stammende Schreinermeister Jürgen Hirning beispielsweise mit dem Hobel um und erzeugte damit eindrucksvolle Späne, welche gerade die Kinder in Staunen versetzten. Dabei erkannten sie so ganz nebenbei, welcher Fingerfertigkeit und Gespür für Holz es bei dieser Tätigkeit bedarf. Dazu erzählte Jürgen Hirning Interessierten viel Spannendes über seinen Handwerksberuf, der jedoch, wie viele andere auch, zunehmend unter der maschinellen Massenproduktion und den Billigimporten litten.
Vom Flechten kann keiner leben
Dieses Problem kennt auch Edmund Gehrlein - Korbmacher und Schnitzer aus Westheim. "Leben kann man davon heute nicht mehr", meinte Gehrlein, dessen Großvater bereits Weidenästchen zu Körben und anderen nützlichen Dingen für den Alltag verarbeitete. Gehrlein wuchs in ein Familienunternehmen hinein und flicht nach wie vor Körbe, wenn auch nicht mehr hauptberuflich. Sein Repertoire umfasst jedoch viel mehr - Nützliches und Schönes: kleine Traktoren zum Bestücken mit Blumen oder Kräutern, Pflanzensäulen oder auch Futterhäuschen, die zweckmäßig und zugleich hübsch anzuschauen sind.
Gekonnt Socken stopfen
Viel Geschick mussten die Kinder jedoch auch beim Anfertigen von Nadelheftchen oder beim Stopfen von Socken beweisen. Letzteres ist in der Wegwerfgesellschaft kaum mehr zu finden, weshalb so manch kleiner Besucher eher verwundert war über die Idee, Sockenlöcher zu stopfen. Spaß schien es dann aber doch gemacht zu haben und so manch einer zog stolz mit geflicktem Socken oder auch genähtem Nadelheftchen davon.
Mit viel Freude boten einige Damen des Heimat- und Kulturkreises, genau genommen des Arbeitskreises Volkskunde und Brauchtum, diese Aktion an. Ihnen sei es wichtig, an die nahezu vergessenen Alltagsdinge von früher zu erinnern und diese auch den Kleinsten unter uns zu vermitteln, berichten sie.
Derjenige, der von all den Eindrücken beim Heimat- und Kulturkreis schließlich erschöpft war, hatte Glück: Für die Bewirtung der Gäste war bestens gesorgt. Neben Herzhaftem fanden die Besucher ein umfangreiches Angebot an Kuchen vor, so dass es sich jeder im urigen Innenhof des Anwesens schmecken lassen konnte. Da schaffte es nicht einmal das triste Wetter, die Laune zu verderben!
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