Oftersheim. Die Künstlerin Bernadette Bros-Spähn zeigt ihre Bilder unter dem Titel „Rendezvous mit meiner Malerei“ im Gewölberaum in der Eichendorffstraße 2. Am Freitag, 13. Juni, um 19 Uhr findet mit Gästen und allen Interessierten dort die Vernissage statt. Bros-Spähn malt seit über 25 Jahren, sie liebt es, verschiedene Techniken dafür zu benutzen. So kommen in ihren Bildern Acrylfarben, Malkreiden, Pappe oder Stoffe zum Einsatz. Farbmischungen entstehen bei ihr meist direkt auf dem Malgrund.
Bernadette Bros-Spähn ist gebürtige Holländerin und lebt heute in Ludwigshafen. Wir haben Sie zu Ihrer Kunst und ihrer Intention zum Malen interviewt.
Frau Bros-Spähn, Sie sind in Holland in einer sehr großen Familie aufgewachsen. Hat das Ihre künstlerische Entwicklung beeinflusst?
Bros-Spähn: Ich bin in Hollands Süden, in der Provinz Nordbrabant geboren, wo auch Vincent van Gogh herkommt, und in einer großen Familie als achtes von elf Kindern aufgewachsen. Wir haben viel gebastelt, genäht, gestrickt, gebaut und gegärtnert. Alles Mögliche wurde verwendet. Unser Garten versorgte uns mit Gemüse und Früchten für das tägliche Essen. Dies prägt mich bis heute. Mein Studium machte mich mit dem urbanen Leben vertraut. Ich lebte einige Zeit in Brüssel und seit 1978 in Ludwigshafen.
Wie würden Sie Ihre Bilder charakterisieren und welchem Stil gehören sie an?
Bros-Spähn: Das Malen hat mich schon als Kind fasziniert. Anfang der 80er Jahre habe ich es wieder aufgegriffen und mich in Kursen bei Heike Wiggers und später bei Wolfgang Beck künstlerisch entwickelt. Meine Bilder entstehen spontan. Eine Malkollegin beschrieb meinen Stil als „Art Brut“, was eine unverfälschte und spontane künstlerische Ausdrucksweise bedeutet, die nicht durch akademische Regeln beeinflusst ist. Damit kann ich mich identifizieren.
Können Sie uns mehr über die Bedeutung der gesichtslosen Figuren in Ihren Gemälden erzählen?
Bros-Spähn: Die körperlichen Haltungen sind mir wichtig und nicht so sehr das Aussehen meiner Figuren. Die Aktmalerei und meine Ausbildung als Eutonie-Therapeutin haben einen großen Einfluss darauf, Körperhaltungen in den Fokus zu stellen - sie sagen viel über eine Person aus.
Welche Rolle spielen eigene Emotionen in Ihrem kreativen Prozess?
Bros-Spähn: Ich male gerne, wenn ich Musik höre oder im Hintergrund etwas passiert. Ich bin beim Malen bei meinem Bild und in meiner Emotion. Mit den Jahren bin ich sicherer geworden und habe eine eigene Sichtweise entwickelt.
Bernadette Bros-Spähn
- Die Künstlerin ist in den Niederlanden in einer Familie mit elf Kindern aufgewachsen. Sie hat Mathematik und Sozialpädagogik studiert sowie eine Ausbildung zur Eutonie-Pädagogin und Zukunftsplanerin absolviert. Im Anschluss hat sie einige Zeit in Brüssel gelebt und ist seit 1978 in Deutschland.
- Bros-Spähn ist verheiratet, und hat mit ihrem Mann drei Adoptivkinder. Ein Schlüsselerlebnis hat sie geprägt - durch eine Erkrankung war eines der Kinder plötzlich schwerstmehrfachbehindert. Seitdem engagiert sie sich in der Inklusionsbewegung. Die familiäre Situation öffnete ihr die Tür zur Malerei.
- Sie lernte verschiedene Techniken in den Kursen der Malerin Heike Wiggers sowie bei dem Maler und Bildhauer Wolfgang Beck kennen. „Art Brut“ im Sinne einer unverfälschten und spontanen künstlerischen Ausdrucksweise beschreibt ihre Haltung in der Malerei laut eigener Aussage „ganz gut“.
- Bei Ihrer Kunst kommen Acrylfarben, kombiniert mit Malkreiden auf Pappe, Stoff oder Leinwand, zum Einsatz. Die Farben mischt sie meist direkt auf dem Malgrund. Collagen werden mit Papier, Stoff, Kaffee oder anderen Materialien gestaltet. Sie zeigte ihre Werke in Ausstellungen in Mannheim, Ludwigshafen und Berlin.
Sie nutzen verschiedene Materialien wie Kaffee und Stoff und machen daraus Collagen. Wie ist das entstanden?
Bros-Spähn: Kurse bei Heike Wiggers und Wolfgang Beck haben meine Technik und meinen Stil beeinflusst. Heike Wiggers brachte mir die Arbeit mit Materialien wie Erde, Kaffee oder Stoffe näher. Auch die Farbgebung war und ist ein ständiges Thema. Bildbesprechungen haben mein Sehen geschult und mich immer mehr meinen eigenen Stil entwickeln lassen. Wolfgang Beck, den ich bereits seit fast 35 Jahren kenne, arbeitet in seinen Kursen mit Vorlagen als Starthilfe zum Malen. Fotos gehören da immer dazu, besonders gut malen kann ich nach Aktfotos, die er auch anbietet. Es geht immer darum, verschiedene Techniken umzusetzen. Ich liebe es, Tischdecken und Betttücher als Untergrund zu nutzen und die vorhandenen Muster zu integrieren. In einem Malkurs mit Kindern haben wir altes Schlagwerkzeug bemalt und mit selbstgebastelten Schnüren versehen. Damit sind wir als Gruppe aufgetreten. Wir haben auch Farbe aus Pigmenten und Quark hergestellt und Pinsel aus Ästen. Ich liebe es, Materialien vor dem Müll zu bewahren und zu benutzen – Disketten und CDs, kleine Bücher oder Kaffeesatz.
Welche Herausforderungen begegnen Ihnen beim Erstellen Ihrer Kunstwerke, und wie überwinden Sie diese?
Bros-Spähn: Blumen oder anderes aus der Natur sind nicht meine Motive. Ich habe mich davon gelöst, etwas malen zu „müssen“. Ich probiere lieber aus. Eine Auftragsarbeit, wie ein Porträt von jemandem zu malen, gelingt mit einer lockeren Haltung sehr gut.
Welche Rolle spielt Ihre Familie in Ihrer Kunst?
Bros-Spähn: Meine Herkunftsfamilie lebt in den Niederlanden, und ich tauche in meine Kindheitserinnerungen ein, wenn ich sie male. Die Anzahl der Mitglieder einer Gruppe spiegelt oft meine Familie wider. Meine eigene Familie hier in Deutschland ist mir auch wichtig geworden in der Malerei - so inspirieren mich auch Fotoarbeiten von meinem Mann.
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