Oftersheim. Die Classic- und Blues-Rockband „WoodRock“ machte bei der Benefizveranstaltung am Samstag fast alles. „Liebe Kinder“, eröffnete Bassist Hagen Grube die Gemeinschaftsaktion der Band, des TSV Oftersheim und des TSV-Clubhauses, „jetzt geht’s gleich los. Wir ziehen in den Frieden“. Die rund 30 Kinder marschierten mit ihren Betreuerinnen auf den Rasenplatz, stellten sich zum Peace-Zeichen auf und einige unter ihnen rezitierten gar Artikel 3 des Grundgesetzes, der das Gleichheitsrecht behandelt - auf Deutsch, Ukrainisch und Russisch. Eine schöne Geste. Am Geländer stand Christiane Formberg, die Clubhaus-Pächterin, und rief Grube zu: „Hagen, gib’ alles!“ Die prompte Antwort der lächelnden Band folgte: „Wir geben immer alles.“
Dies sollte sich bewahrheiten.
Sängerin Beate Würzer forderte zum Mitsingen auf, berief sich auf John Lennon und dessen Song „Give peace a chance“. Dann präsentierten Würzer, „WoodRock“ und die Oftersheimer Kinder „Wir ziehen in den Frieden“ von Udo Lindenberg - einschließlich einer Choreografie, zu deren Abschluss hellblaue und gelbe Luftballons gen Himmel stiegen. Ein symbolträchtiges Bild.
„Ein Bravo an Udo“, befand Beate Würzer nach dem stimmungsvollen Auftakt, „es ist eine große Herausforderung gewesen, ich habe das Lied in C transponiert. Es hat viel Spaß gemacht mit den Kindern.“ Mit vereinten Kräften alles gelöst: die Stimmlage, die Choreo, die Handzeichen und die gut gemeinte Botschaft an ukrainische Flüchtlinge, von denen sich einige unter den 150 Gästen befanden. Beate Würzer studierte den Song akribisch auf ihre Weise ein, und sie ergänzte ohne Umschweife, dass sie selbst eben kein Udo Lindenberg sei, ehe die eiserne Rocklady nach Viernheim weiterzog, wo sie bis Mitternacht sowie am Sonntagmorgen beim Kreistag in Leimen sang. Zum Abschied in „Ofdasche“ am Spätnachmittag lobte sie ausdrücklich die Idee einer Benefizveranstaltung gegenüber dieser Redaktion: „Das ist sehr angemessen angesichts der heutigen Zeit.“
Ins Programm eingebunden wurden unterschiedliche Tanzgruppen des TSV. „Lächeln - auch wenn es heiß ist“, empfahl eine Betreuerin ihren Schützlingen. Also trotzten die „Mädels“ allesamt den anspruchsvollen Bedingungen auf der roten Tartanbahn, wurden dabei eifrig gefilmt, fotografiert und angefeuert. Herausragend und mitreißend die sieben Zumba-Tänzerinnen.
Viel Lob für Martin Schütz
Für Horst Marthaler (63), „Rookie“ Martin Schütz (55) und Hagen Grube (71) sollte es kein ganz alltäglicher Auftritt werden. Nach der Corona-bedingten Absage von „Red Ordinary“ (wir berichteten) und der installierten „Bühne“ auf der Tartanbahn (warum ausgerechnet dort?) rockten sie bei gefühlt 50 Grad vom Boden her und Sonne satt. Die Schuhsohlen qualmten, die Finger flutschten, der Schweiß floss bei den Musikern in Strömen.
Und da viele TSV-Kinder und -Eltern nach den Parts der Tanzformationen das Stadion wieder verließen, trugen zirka 40 Edelfans von „WoodRock“, eine eingeschworene Gemeinschaft, maßgeblich zur Stimmung bei. Viel Lob gab es für den neuen Schlagzeuger Martin Schütz. „Du warst richtig gut und ganz entspannt“, hieß es von allen Seiten nach Schütz’ Premiere. Zusehends war Durchhaltevermögen bei den „Jungs“ an den Instrumenten gefragt. Die Hitze ließ das Konzert zu einem Härtetest mutieren. „Im ersten Set war es einfach zu heiß“, räumte Horst Marthaler später am Abend ein, „und im zweiten Set dann diese blöde Sache …“
Was war geschehen? Beim Song „Feel like making love“ (dem einstigen Hit von „Bad Company“, der Nachfolgeband von „Free“) wurde Hagen Grube von einer Biene in den Daumen gestochen - und musste versorgt werden. Es ging nach einigen bangen Minuten weiter - mit einem Handicap am Bass, mit Schmerzen, mit Vier-Finger-Geschick an der linken Hand.
Wahrscheinlich wird die Schwetzinger Band „WoodRock“ diesen ersten Auftritt nach 2019 in Ziegelhausen nicht so schnell vergessen. Dennoch: „Uns hat es Spaß gemacht, wieder vor Publikum zu spielen“, sagten sie hinterher unisono. Weiter geht es für „WoodRock“ am 9. Juli in der „Rheinschänke“ Leimersheim und am 24. September im Bistro und Künstlertreff „Et Cetera“ von Hockenheim.
Wo ist das Gros an Mitgliedern?
Schade nur: Die drei erfahrenen „Jungs“ hätten bessere Rahmenbedingungen verdient gehabt. Denn die Resonanz auf die Benefizveranstaltung blieb eher spärlich - der genaue Spendenerlös wurde bislang nicht bekannt. Wermutstropfen blieben bei einem Event für einen guten Zweck manche Merkwürdigkeit. Der geplante Auftritt der Frauen-Stabtanzgruppe, für 21.45 Uhr mit Leuchtstäben vorgesehen, wurde kurzerhand abgesagt. Der Umgang mit den Spendenboxen, die TSV-Maskottchen „Harry Hardtwald“ herumgereicht hatte, irritierte ebenfalls. Sie standen verwaist auf den Tischen herum, niemand fühlte sich dafür verantwortlich und so vereinbarte Grube schließlich, dass sie im Clubhaus gelagert werden. Schon im Vorfeld der Benefizaktion hatte es unterschiedliche Vorstellungen in Sachen Spendenziel gegeben. „WoodRock“ hatte darauf hingewiesen, dass sie sich von einem Ausflug in einen Freizeitpark distanzieren würden, weil ein solcher Trip nicht nachhaltig sei. Am Samstag stellten sich neutrale Beobachter die Frage, warum ein Verein mit 2000 Leuten, zugleich mit Abstand der größte in der Gemeinde, das Gros seiner Mitglieder offenbar nur schwer mobilisiert und erreicht?
Sei’s drum: Die „Gewinnerin“ des Tages sollte Clubhaus-Pächterin Christiane Formberg sein. Sie war nach dem eineinhalbstündigen Auftritt von „WoodRock“ dermaßen gerührt, dass es ihr die Sprache verschlug. Formberg freute sich vor allem über gute Gäste - und hatte mit ihrem Serviceteam alles gegeben. Wie Marthaler, Schütz und Grube.
Und die Stress verursachende Biene, die tolle Songs von „ZZ Top“, „Cream“ oder „Chuck Berry“ beinahe verhindert hätte? Die wurde an der Bassgitarre zerquetscht - vom geplagten Hagen „erschlagen“.
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