Oftersheim. Der Gemeindepark ist mit Absperrungen umzäunt, Bäume werden mit bunten Lichtern angestrahlt, zahlreiche Bürger stellen ab 19.30 Uhr Campingstühle auf und machen es sich auf Picknickdecken bequem. Die Menge von ungefähr 120 Personen versammelte sich am vergangenen Freitagabend, 1. Juli, im Oftersheimer Gemeindepark und wählten allesamt eine Blickrichtung: auf die riesige Leinwand, welche den Park an diesem Abend zierte. Alle sind für ein besonderes Erlebnis gekommen: das vierte Open Air Kino.
2018 gab es das Event, welches in der Umgebung einzigartig ist, zum ersten Mal. Die Leinwand und der Film werden seither vom Verein „Kinomobil“ aus Stuttgart zur Verfügung gestellt. „Eigentlich ist das ein Projekt für strukturschwächere Orte“, so Kulturamtsleiter Guido Hillengaß, der für die Organisation des Events verantwortlich ist. „Wir mussten uns demnach erst die Genehmigung von den örtlichen Kinos einholen“, erklärt Hillengaß. Glücklicherweise hätten diese aber gegen eine einmalige Veranstaltung nichts einzuwenden.
Geiß: Einlage am Schlagzeug
Die Idee für das Event sei damals vom Bürgermeister Jens Geiß selbst gekommen und von der jährlichen Veranstaltung „Musik im Park“, die schon zahlreiche Male im Gemeindepark stattfand, inspiriert. Geiß lieferte in diesem Jahr nicht nur die Idee für eine solche Veranstaltung, sondern begrüßte die Zuschauer höchstpersönlich und legte später sogar noch einen drauf, indem er Oftersheim mit einer musikalischen Einlage am Schlagzeug überraschte.
Schließlich bot der Freitagabend im Gemeindepark nicht nur einen Freiluftfilm ohne Werbung auf riesiger Leinwand, sondern im Vorfeld schon ein musikalisches Vorprogramm von Dominik Steegmüller, Tobias Nessel und Mathias Buchta. Die drei talentierten Musiker verbreiteten mit englischen und einer Hand voll deutschen Covers lockere Stimmung und trugen zu einem großen Teil zur entspannten Atmosphäre des Abends bei.
Die Vorwarnung von Sänger Steegmüller: „Wir machen das Ganze auch ein bisschen interaktiv“, schreckte niemand ab. Im Gegenteil – nach und nach schunkelten nicht nur einzelne, sondern viele sangen sogar mit. Schlagzeuger Nessel kennt Bürgermeister Jens Geiß persönlich und weiß, dass auch er ein Händchen für das Instrument hat, sodass es nicht lange dauert, bis Geiß seine Fähigkeiten bei „Stand by me“, im Original von Ben E. King, unter Beweis stellt.
Nach einem so reibungslosen und gelungenen Vorprogramm konnte eigentlich nichts mehr schief gehen. Nach etwas mehr als 90 Minuten musikalischer Darbietung startete der dänische Spielfilm „Der Rausch“. Der Film handelt von vier befreundeten Lehrern, die, gefrustet inmitten ihrer „Midlife-Crisis“, ein Experiment mit täglichem Alkoholkonsum starten. Auf satirische Art und Weise übt der mehrfach ausgezeichnete Spielfilm zugespitzte Gesellschaftskritik.
„Letztes Jahr kam ,Bohemian Rhapsody’, den fand ich persönlich besser, auch wenn das Experiment mal wirklich witzig wäre“, so die Besucherin Melanie Horvat im Anschluss an den Spielfilm. Sie und Kerstin Chiafole sowie zwei weitere Freundinnen, die extra aus Schwetzingen zum Event kamen, waren bereits zum dritten Mal bei der Veranstaltung dabei.
Wie ein Alleinstellungsmerkmal
Die einzigartige, tolle Atmosphäre sei der Grund gewesen, immer wieder zu kommen. „In der restlichen Umgebung wird sowas nicht angeboten“, meint Kerstin Chiafole. Aus diesen Gründen würden sie auch beim nächsten Mal alle vier definitiv wieder kommen. Zwar fänden sie eine Cocktailbar und der Verkauf von Snacks könnte die Veranstaltung sogar noch weiter verbessern, aber mit einem guten Proviant von zu Hause sei auch das kein Problem. „Auch das Vorprogramm war wirklich toll“, finden die Freundinnen.
Anja Rapp und ihr Ehemann Michael waren ebenfalls schon mehrmals am Start: „Es war ganz klar, dass wir wieder mit dabei sind!“ Die Freude sei nach der Zwangspause besonders groß gewesen. Anja Rapp zieht ebenfalls einen Vergleich zu „Bohemian Rhapsody“ im Vorjahr und findet: „Auch das war eine gute Mischung aus Emotionen – witzig, aber eben auch zum Nachdenken.“ Es sei vor allem sehr schön, dass es so etwas in Oftersheim gibt und auch weiter daran festgehalten werde.
Dass solch eine Veranstaltung jährlich stattfinden kann, hängt auch in diesem Fall von zahlreichen Helfern und Arbeitskräften ab, die im Hintergrund an den Vorbereitungen feilen.
So standen hinter Guido Hillengaß nicht nur Kinomobil, sondern auch Zuständige für die Technik, Personen die den Einlass koordinieren und Harald Gruber mit seinem Team von Angestellten der Gemeinde, welches bereits zum Tagesanbruch den fünfstündigen Aufbau anging und auch im Anschluss um Mitternacht den Abbau händelte.
Die glücklichen Gesichter der Besucher und die heitere Stimmung sind jedoch Beweis genug dafür, dass sich die mühevolle Arbeit immer wieder lohnt.
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