Oftersheim. Ende August wäre es losgegangen. Sebastian Geschwill aus Oftersheim hätte sich in den Flieger gesetzt und wäre für ein Jahr nach Peru geflogen (wir berichteten). Mit „Weltwärts“, einer Initiative des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, wäre er in den Westen Südamerikas gereist und hätte dort nach seinem Abitur am Hebelgymnasium eine Menge Erfahrungen sammeln können – doch dann kam die Corona-Krise dazwischen.
„Mir war schon lange vor der endgültigen Absage klar, dass es wohl nichts wird“, erzählt Sebastian im Gespräch mit unserer Zeitung. Aber erst vor rund drei Wochen ist dann offiziell die schlechte Nachricht in seinem Posteingang aufgeploppt. „Ich hatte zwar genug Zeit, um mich gedanklich darauf vorzubereiten, aber es bleibt eben ein geplatzter Traum“, meint er enttäuscht. Beworben hat er sich bereits im Oktober für das Auslandsjahr und von Anfang an war klar: Peru soll das Ziel sein. „Ich wollte auf jeden Fall nach Südamerika. Fünf Jahre lang habe ich Spanisch in der Schule gelernt und mein Lehrer hat immer sehr von Peru geschwärmt – das hat mich wohl angesteckt“, erklärt er, warum seine Wahl auf das Land im Westen Südamerikas gefallen ist. Ihn fasziniere vor allem die Vielfalt des Landes, das Küste, Bergland und Urwald auf einer Fläche von mehr als 1,2 Millionen Quadratkilometern vereint.
Lehramt studieren
„Weltwärts“ hat ihm eine Alternative angeboten: Nächsten Sommer hätte er eventuell doch noch nach Peru gekonnt. „Das war mir zu unsicher und zu spät – die Entscheidung ist mir aber auf keinen Fall einfach gefallen“, berichtet er von dem Dilemma, in dem er sich befunden hatte. Schließlich wolle der 18-Jährige bald auch studieren – Lehramt kann er sich da gut vorstellen.
In Peru wäre er daher an einer Schule gewesen; eine Gastfamilie hatte er wegen der Verzögerungen durch die Pandemie noch nicht. Wie Sebastian geht es allerdings nicht allen „Weltwärts“-Teilnehmern. „Ob die jungen Erwachsenen ihre Reise antreten dürfen, ist von Land zu Land unterschiedlich. Peru und Brasilien sind aber beispielsweise zu stark von der Pandemie betroffen und das Land hätte ich so kurzfristig auch nicht wechseln können“, erzählt er und fügt hinzu, dass er Letzteres wahrscheinlich gar nicht gewollt hätte.
„Anfang Juli hätten zwei fünftägige Seminare stattgefunden – die sind aber schon vorher abgesagt worden“, sagt der 18-Jährige. Ein bisschen traurig ist er schon, „aber es muss ja weitergehen“. Er ist reflektiert, denkt an seine Zukunft und setzt sich selbst Ziele. Stehen bleiben, das kommt für ihn nicht in Frage. Und so hat er schnell einen neuen Plan entworfen: Ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in der Realschule in Hockenheim, auf das er sich schon sehr freut. Die Besonderheit: Das FSJ hat den Schwerpunkt Medienerziehung und ist das erste an der Schule in dieser Form. „Ich werde beim Onlineunterricht dabei sein, in den Bereich Sozialarbeit reinschauen und kleine Förderunterrichtseinheiten übernehmen“, nennt Sebastian einige seiner Aufgaben im „FSJ Digital“, das am 1. September beginnt.
Vorhaben über Bord geworfen
In seiner Stufe war Sebastian nicht der Einzige, der seine Pläne über Bord werfen musste. Viele seiner Mitschüler wären auch gerne ins Ausland gegangen, haben ihr Vorhaben aber teilweise wegen der Pandemie schon verworfen, bevor sie überhaupt richtig geplant hatten. „Eine Stufenkameradin wollte eigentlich nach Brasilien – das geht jetzt natürlich auch nicht“, erklärt er.
Ob der 18-Jährige nach seinem FSJ doch noch ins Ausland geht, das weiß er jetzt noch nicht. Er müsse erst mal schauen, wie das mit einem Studium zusammenpasse. So ganz abgeschrieben hat er das „Weltwärts“-Programm aber noch nicht: Auch nach dem Studium können junge Erwachsene mit der Initiative ein Jahr im Ausland verbringen. Und wer weiß, vielleicht kommt Sebastian so doch noch nach Peru.
Zur Person: Sebastian Geschwill
Sebastian Geschwill ist am 6. April 2002 geboren. Er wohnt in Oftersheim.
Er hat in diesem Jahr Abitur am Hebel-Gymnasium gemacht.
Seine Lieblingsfächer waren Deutsch und Spanisch.
Als Hobbys gibt er Fußballspielen, die Betreuung von Jugendfreizeiten der katholischen Kirchengemeinde sowie der Hausaufgaben am Hebel-Gymnasium an. Er ist Ministrant. az
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