Oftersheim. Die Gemeinde hat nach dem Umbau zum S-Bahn-Haltepunkt einen modernen Bahnhof bekommen. Fast jedenfalls. Denn noch liegt einiges im Argen. Zwar waren die drei Bauabschnitte im Mai erfolgreich abgeschlossen. Trotz einigen Durcheinanders sowie Kommunikationsproblemen vonseiten der Bahn, vor allem aber der Unvernunft einiger weniger Reisender und Pendler, die unter Lebensgefahr immer wieder die Gleise überquerten, sogar zwei Wochen vor dem geplanten Termin. Die Fahrgäste bekommen die Informationen über die Zugverbindungen nun akustisch und visuell. Die Erhöhung der Bahnsteige, die einen stufenfreien und bequemen Ein- und Ausstieg gewährleistet oder die mit Brailleschrift versehenen Handläufe sollen zur Barrierefreiheit beitragen. Doch davon ist der Bahnhof – vor allem die Zugänge – noch weit entfernt.
Das beginnt mit dem leidigen Thema Unterführung zwischen der Lessingstraße und der Mannheimer Straße. Dort ist eine Rampe für Fußgänger notwendig, die ortsseitig zum Fahrstuhl führt. Der aktuelle Zustand ist nach allen modernen Gesichtspunkten für Rollstuhlfahrer oder für Familien mit Kinderwagen zu steil ist und bei Schnee- und Eisglätte selbst für Fußgänger ohne Einschränkungen gefährlich. Das für die Förderung zuständige Eisenbahnbundesamt ist der Auffassung, es handele sich dabei um einen ortsteilverbindenden Weg und nicht um die Funktion als Bahnsteigerschließung. Deshalb sei es auch nicht ihre Pflicht, die Rampen zu zahlen. Mittlerweile beschreitet die Gemeinde den Klageweg, ermuntert durch das Vorgehen der Gemeinde Laudenbach in einem vergleichbaren Fall. Das Eisenbahnbundesamt hat mittlerweile eine Erwiderung der Klage geschickt. Der Ausgang des Verfahrens ist offen.
Um einen stufenfreien Bahnsteigzugang zu gewährleisten, werden Aufzüge aus Stahl- und Glaskonstruktionen angefertigt. Auch dieses Versprechen, das die Bahn im Zuge des Umbaus gegeben hat, wartet noch auf eine Erfüllung.
Dies, so hieß es weiter, soll auch das Sicherheitsgefühl erhöhen. Dazu beitragen könnte außerdem eine ausreichende Beleuchtung, denn immer wieder berichten Nutzer, dass die Unterführung zurzeit ein Angstraum sei. Bei beiden Punkten agiert die Bahn zögernd.
Zunehmende Belastung
Eine Erfahrung, die auch Konrad Sommer von der „Biss“ gemacht hat. Der stellvertretende Vorsitzende der Hockenheimer Bürgerinitiative gegen Bahnlärm informierte die Bürger über die zunehmenden Belastungen, die auf die Bewohner der an die Schienen angrenzenden Wohnungen zukommt. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man im Umgang mit der Bahn und der dahinterstehenden Politik dicke Bretter bohren muss.“ Es gibt Pläne, die Kapazität von derzeit 70 bis 80 Güterzügen pro Tag durch Mannheim nach dem Ausbau der östlichen Riedbahn auf bis zu 280 zu erhöhen. Das betrifft dann auch Oftersheim.
Denn eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen für den Güterverkehr mit der Bahn führt direkt durch die Gemeinde. Eine Umfahrung der bewohnten Gebiete ist das Ziel der Bürgerinitiative. az
Info: Bilder zu den Themen, die Oftersheim in diesem Jahr bewegt haben, finden Sie unter www.schwetzinger-zeitung.de
Personalien
Geburtstage: Alt-Bürgermeister Helmut Baust feierte im Januar seinen 70. Geburtstag. Gemeinderat Karlheinz Urschel wurde im Juli ebenfalls 70 Jahre.
Ehrungen: Bis er den Rekord von Roland Seidel (FWV) erreicht hat, dauert es noch ein bisschen. Aber auf immerhin 20 Jahre im Gemeinderat bringt es Jens Rüttinger (SPD).
Karriere: Im September reiste Annegret Kramp-Karrenbauer als CDU-Generalsekretärin zum Landesdelegiertentag der CDU-Frauen nach Oftersheim. Im Juli wählten die Mitglieder ihrer Partei die saarländische Politikerin zur Vorsitzenden. Die neue Rektorin der Friedrich-Ebert-Schule heißt seit Januar Alexandra Diewald. Im Juli wurde sie offiziell ins Amt eingeführt. Sebastian Siegel wurde Landesmeister der Jungbäcker.
Jubiläum: Die Karnevalisten des CC Grün-Weiß blicken in dieser Kampagne auf ihr 4 x 11-jähriges Bestehen zurück. Die Lebenshilfe Region Schwetzingen-Hockenheim beging ihren 55. Geburtstag.
Abschied: Die frühere Pfarrerin der Hardtgemeinde, Karin Maßholder, verstarb im Mai – zehn Tage vor ihrem 55. Geburtstag – nach längerer Krankheit. Ihre letzte Station als Theologin war Emmendingen. Zu einem tragischen Unglücksfall kam es ebenfalls im Mai. Ein 61 Jahre alter Bauarbeiter stürzte in die Tiefe. Er erlag seinen schweren Verletzungen. az
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