Oftersheim. Die ausverkaufte Premiere der Kleinen Bühne Oftersheim (KB) im Rose-Saal kam nicht nur sehr gut an, sondern hielt auch einige Besonderheiten parat. Denn es ist kein Jahr wie jedes andere: Die Kleine Bühne feiert in diesem ihren 50. Geburtstag (wir berichteten mehrfach). So gab es ein Gewinnspiel, die Zuschauer konnten mitentscheiden, wie das Stück „Das Klassentreffen“ enden sollte und sogar KB-Gründerin Maria Gramlich war anwesend.
Was war los auf der Bühne? Alles ist gut im Hause Holzmeier – bis Vater Franz-Josef (Martin Bredereck) am Küchentisch laut aus der Zeitung vorliest. In Ketsch habe es ein Klassentreffen gegeben – eine hervorragende Idee, wie Ehefrau Amanda (Simone Fackel) meint, die sich sogleich daran macht, mit ihrer Freundin Franziska (Heidi Vogt), ein eigenes Treffen zu planen. Grund genug für Panik beim Göttergatten Franz-Josef, wachte er doch vor über 25 Jahren im Stall von Bauer Sepp nach einer durchzechten Nacht mit dickem Kopf und Gedächtnisverlust auf.
Verzwickte Lage
In dieser Nacht, so die Erzählung seines ziemlich geizigen, aber engen Freundes August Gierig (Info Paul), habe er etwas mit der lebenslustigen Klassenschönheit Elisabeth (Erika Bartelmeß) gehabt. Für ihre vermeintlich daraus resultierende gemeinsame Tochter Cathy (Melanie Hillengaß) zahlt er seitdem Alimente, die August ihr zukommen ließe – für ein kleines Entgelt, versteht sich.
Die Versuche von Franz-Josef, Elisabeths Einladung zu verhindern, waren genauso amüsant, wie die Irrungen und Wirrungen, die sich daraus ergaben. Wunderbar agierte auch Thomas Widenka in der Rolle des Opa, der mit spitzer Zunge für viele Lacher sorgte, genau wie die Nebenrollen von Dorftratsche Paula (Uli Vay) und Ehemann Ferdinand (Mike Wagner), dem Dorfpostboten. Erstmals in Oftersheim auf der Bühne stand Neuzugang Jürgen Petzold als ehemaliger Klassen-Frauenschwarm Johannes, der genauso überzeugte wie Andi Vogt als Holzmeier-Sohn.
Viele lustigen Szenen massierten die Lachmuskeln. So auch, als die Männer Gymnastik vor dem Wohnzimmersofa machten, um den betrunkenen Ferdinand zu verstecken. Kaum ein Halten gab es, als sich Ingo Paul und Mike Wagner voller Vorfreude auf die baldige Ankunft einer mutmaßlichen Stripperin aus Las Vegas selbst einiger Kleider entledigten.
Typische Charme
Sympathisch mutete auch an, wie es immer wieder menschelte, was zum besonderen Charme der KB-Stücke sicher in nicht unerheblichem Maße beiträgt. So ergab sich spontan ein Dialog mit der verdeckt arbeitenden Souffleuse Cornelia Rösch, bei dem Simone Fackel und Heidi Vogt so humorvoll agierten, dass das Publikum vor Lachen kaum an sich halten konnte. Dass man bei der Schauspieltruppe aus Leidenschaft ordentlich etwas für sein Eintrittsgeld bekommt, das guten Zwecken zugeführt wird, zeigte auch die Spieldauer. Weit über drei Stunden durfte herzhaft gelacht werden.
Das Besondere im Jubiläumsjahr: Das Publikum durfte abstimmten, wer am Ende in Wirklichkeit der Vater sei, wobei drei alternative Enden zur Auswahl standen. Zudem wurden drei glückliche Gewinner mit Jubiläumswein und Gutscheinen für die nächste Spielsaison prämiert.
Auch Kleine-Bühne-Gründerin Maria Gramlich saß im Publikum, die es sich nicht hatte nehmen lassen, der Jubiläumsaufführung trotz ihres hohen Alters beizuwohnen. Vor genau 50 Jahren hatte sie das Theaterensemble ins Leben gerufen. Zum Dank gab es einen Blumenstrauß, überreicht von Ensemble-Sprecherin und Urgestein Heidi Vogt.
„Oscar“-Verleihung im Rose-Saal
Vogt freute sich, dass das Ensemble es trotz vieler Krankheitsausfälle „gut hinbekommen habe“, was die Zuschauer durch frenetischen Applaus mehr als bestätigten. Die Sprecherin fand schließlich lobende Worte für jeden ihrer Kollegen und wurde auch selbst mit einem Geschenk bedacht. Ingo Paul ergriff das Mikrofon und meinte launig: „Wir haben die Oscarverleihung nach Ofdasche geholt. Und der Oscar für Charme, Geduld und Kreativität geht an: Heidi Vogt“, worauf er ihr einen solchen (fast echten) überreichte.
Zuschauerin Eva Baier aus Oftersheim meinte: „Es war wieder cool. Wir sind jedes Jahr dabei. Jeder von ihnen hat eine Gabe und spielt toll.“ Margrit Berlinghof aus Plankstadt kommentierte: „Einfach top. Was mir am besten gefallen hat? Alles.“
Schauspieler Mike Wagner erklärte dazu: „Wir verteilen die Rollen immer so, dass es gut zu jedem passt. Ich sehe meine Kollegen schon beim ersten Durchlesen des Stücks in einer bestimmten Rolle.“ Und sein Kollege Thomas Widenka verriet: „Klar waren wir wieder aufgeregt. Aber wenn du merkst, dass die Leute mitgehen, wird alles ganz leicht. Wir sind begeistert, wie toll sie das Stück angenommen haben. Es macht uns einen riesigen Spaß und wir haben uns so darauf gefreut, wieder aufzutreten.“
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