Oftersheim. „Kommunalwahlen sind Persönlichkeitswahlen“, sagt Patrick Alberti. Deshalb freue es ihn ganz besonders, dass er 2232 Stimmen bekommen hat. Der Sprecher des Grünen-Ortsverbandes wurde von Listenplatz zwei in den Gemeinderat gewählt. Der Dialog mit den Bürgern liegt ihm sehr am Herzen.
Der 40 Jahre alte verheiratete Vater eines Sohnes ist in Marburg aufgewachsen. Vor ziemlich genau 20 Jahren kam er in die Kurpfalz – der Liebe wegen. Die Menschen hier seien für ihn „herzlich und aufgeschlossen“. Er will auch nicht mehr weg.
Wir treffen uns im Gemeindepark, einem seiner Lieblingsplätze. Der liegt direkt vor seiner Tür. Auf der Grünen-Homepage hat er geschrieben, dass der Anblick ihm „einen guten Start in den Tag garantiert“.
Alberti kam spät zur Parteipolitik, erst vor dreieinhalb Jahren stieß er zu den Grünen. „In Zeiten zunehmender Radikalisierung und sozialer Ungleichheit muss man tatsächlich auch aktiver werden. Bei den Grünen habe ich meine Heimat gefunden.“
Es geht ihm vor allem um soziale Gerechtigkeit und Zusammenhalt. Obwohl die Gemeinde ein gutes Miteinander habe, etwa bei den vielen tollen Vereinen, in denen jeder ein passendes Angebot finden könne, stehe man gesamtgesellschaftlich gesehen noch am Anfang.
„Zum Beispiel was die Gleichberechtigung von Frauen und Männern betrifft oder die Ausgrenzung von anderen Nationalitäten. Hier gibt es noch viel zu tun.“ Oftersheim sei in vielen Bereichen schon „prächtig aufgestellt“.
Der Asylkreis, in dem er Sprachkurse gegeben hat, habe von Anfang an eine sehr gute Arbeit geleistet. Der 40-Jährige ist Mitglied bei der Lebenshilfe Schwetzingen-Hockenheim. Dort hat er sich über ein Jahrzehnt aktiv eingebracht.
Mitgestalten und Impulse geben
Patrick Alberti möchte wichtige Neuerungen auf den Weg bringen. Er möchte mitgestalten, Impulse geben und gute Lösungen finden. Sein Arbeitgeber ist der Rhein-Neckar-Kreis. Dort ist er kommunaler Behindertenbeauftragter und fungiert damit als Anlaufstelle für Menschen mit Behinderung und deren Angehörige sowie als Vertretung gegenüber der Verwaltung als unabhängige Vertrauensperson.
Die Gesellschaft und die Umwelt sind zwei Themen, die ihm besonders wichtig sind. Er verzichtet konsequent aufs Auto. Zu seiner Arbeitsstelle in Heidelberg nutzt er den Bus. Wenn die Familie Rucksack-Urlaub im Schwarzwald macht, fährt sie mit dem Zug. Übernachtet wird dann im Zelt. Alberti ist tatsächlich nur zweimal geflogen in seinem Leben. Einmal als Schüler zum Austausch nach England, später noch einmal nach London.
Total begeistert von der Aktion
„Ich bin total begeistert davon“, sagt der 40-Jährige über die Aktion „Fridays for Future“. In Heidelberg war er mit dabei. „Man merkt, dass es den jungen Leuten ernst ist. Das sind keine Schulschwänzer. Ich freue mich, dass Jugendliche sich wieder verstärkt in der Politik engagieren. Dabei geht es auch viel um Verantwortung. Junge Menschen sind auch für Kommunen eine große Chance.“
Die Grünen-Fraktion setze sich für eine gute Jugendarbeit ein. „Jugendliche brauchen Räume, in den sie sich entfalten können. Auf ihre Bedürfnisse müssen wir Rücksicht nehmen“, betont Alberti. Hinter ihren Problemen steckten meistens reale Nöte und Sorgen, auf die man reagieren müsse. Die Ökologie sei „das wichtigste Thema überhaupt“. Das Problem mit dem Plastikmüll sei drängender denn je. Dem müsse man entgegensteuern, weltweit und auch vor Ort, ganz nach dem Motto: „Think global, act local“. Im Wahlkampf habe man ein altes Plakat gefunden mit dem Spruch: „Wir haben die Erde nur von unseren Kindern geliehen.“ Das sei aktueller denn je.
„Wir müssen ein ökologisches Bewusstsein schaffen und vor Ort damit anfangen: Böden schützen, Pestizide vermeiden, Einwegbecher nutzen. Wir müssen umdenken, weg von der Wegwerfgesellschaft.“ In Europa, im Bund, im Land und in den Kommunen – überall sind die Grünen stark. Wie denkt er darüber? Er meint: „Das liegt daran, dass wir mit Argumenten punkten. Zugleich ist es aber auch eine Aufforderung an uns, jetzt zu liefern.“ Er ist gespannt, welche mehrheitsfähigen Beschlüsse es im Gemeinderat geben wird.
In seiner Freizeit ist Alberti ein begeisterter Gitarrenspieler. Bis vor Kurzem war er noch in einer Band aktiv. „Sirius Impuls“ heißt die Formation aus St. Leon-Rot. Das musste er aus Zeitgründen aufgeben. Jetzt greift Patrick Alberti nur noch für sich in die Saiten.
Info: Ein Interview ohne Worte unter www.schwetzinger-zeitung.de
Zur Person: Patrick Alberti
Patrick Alberti wurde in Solingen geboren und ist 40 Jahre alt.
Er ist verheiratet mit seiner Frau Jutta. Die beiden haben einen Sohn.
Alberti machte Abitur in Marburg. Er hat Soziologie und Philosophie in Mannheim studiert.
Er ist staatlich anerkannter Heilerziehungspfleger. Über 20 Jahre war er ehren- und hauptamtlich in der Behindertenhilfe tätig.
Alberti arbeitet seit August 2016 als kommunaler Behindertenbeauftragter des Rhein-Neckar-Kreises.
In seiner Freizeit spielt er gerne Gitarre. vw
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/oftersheim_artikel,-oftersheim-der-40-jaehrige-verzichtet-konsequent-auf-ein-auto-_arid,1476893.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/oftersheim.html