Oftersheim. Man sieht es ihr gleich an. Petra Mihambo-Fichtner ist glücklich und zufrieden. Mit sich selbst und vor allem mit ihrer Tochter Malaika, die gerade bei der Leichtathletik-Gala in Rom im Weitsprung die Traumgrenze von sieben Metern überwunden hat. Anfang August möchte die 25-jährige Europameisterin ihren deutschen Meistertitel verteidigen. Petra Mihambo-Fichtner wird wieder mitfiebern. „Malaika bei großen Sportereignissen zu sehen, ist sehr bewegend. So etwas vergesse ich nie mehr.“ Ihre erste Gemeinderatssitzung hat die 56-Jährige, die künftig Kommunalpolitik für die Grünen macht, dann schon hinter sich. Sie habe sich riesig gefreut über die 1933 Stimmen für den Listenplatz drei, sagt die gebürtige Schwetzingerin, die seit 23 Jahren in Oftersheim wohnt und erst vor kurzem Mitglied im Ortsverband der Grünen wurde. Wir treffen uns auf der Brücke über die Leimbach, einem der Lieblingsplätze von Petra Mihambo-Fichtner. Auch am Landgraben hält sie sich gerne auf und fotografiert den Sonnenuntergang.
Für grüne Politik interessiert sie sich seit langem, seit der Gründung der Öko-Partei Anfang der 1980er Jahre. „Atomkraft, nein danke“ ruft sie schon damals und geht auf Demos, um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen. Sie liebt die Natur und den Aufenthalt im Freien, bei jedem Wetter. Als Kind, damals wohnt sie noch in Plankstadt, streunt sie viel herum und fährt oft mit dem Fahrrad zu den Dünen. Biotope faszinieren sie seit jeher. Draußen verbringt sie viel Zeit. Zum Abendessen muss sie rechtzeitig zu Hause sein. „Es war eine glückliche Kindheit“, denkt die 56-Jährige zurück.
Sie setzt sich gerne für Jugendliche und Kinder ein. Das vielfältige Vereinsleben liegt ihr ebenso am Herzen. Die Schüleraktion „Fridays for Future“ findet sie ganz toll: „Die Jugend muss sich wehren, wenn die Politiker kein Einsehen haben.“
Die Hardtgemeinde gefällt ihr schon immer: „Oftersheimer sind sehr beweglich, das finde ich sehr gut. Es passiert viel und es gibt jede Menge Engagement im Ort, mehr als in anderen Gemeinden.“ Die Menschen seien aufgeschlossen, auch im Gespräch auf der Straße: „Es wird kaum genörgelt.“ Als die Asylbewerber kommen und in der Halle im Gewerbepark untergebracht werden, hilft sie ehrenamtlich mit. Für den Asylkreis betreut sie die Kleiderkammer. „Mit dem Gemeinderatsmandat ergibt sich etwas ganz Neues, bisher war man nur Beobachter, jetzt bekommt die Sache eine andere Dimension“, blickt sie auf die erste Sitzung. Sie wisse zwar noch nicht genau, was auf sie zukomme und vor der Wahl sei sie skeptisch gewesen, ob es überhaupt klappen würde.
Als Patrick Alberti, der ebenfalls gewählt wurde, ihr dann gesagt habe, dass sie neue Gemeinderätin sei, habe sie sich „glücklich und gelöst“ gefühlt. „Wir müssen mit Vernunft an die Dinge rangehen. Nicht mit Ideologie. Schauen, was machbar ist, wie viel Geld zur Verfügung steht und wie es effektiv genutzt werden kann“, hat die Neue klare Vorstellungen von der Arbeit für eine moderne und lebendige Gemeinde. Oftersheim sei ohnehin schon „ausgewogen“, auch wenn an manchen Stellen noch etwas fehle.
Auch mal 100 Kilometer radelnd
Beim Spazierengehen schaltet die 56-Jährige ab – oder beim Laufen und Radfahren. Mit dem Rad können es auch mal hundert Kilometer am Stück sein. „Das habe ich von meiner Tochter gelernt“, sagt sie stolz über ihr Fitnessprogramm und lacht: „Malaika ist ein Vorbild für mich.“ Sie selbst müsse sich nicht mehr vergleichen und „kann einfach nur genießen“. Für Leichtathletik hatte sie in ihrer Jugend keine Lust: „Es hat mir aber auch keiner gesagt, dass ich gut bin.“ Oftersheim sei bei den Zukunftsaufgaben gut aufgestellt. Das gelte es fortzuführen. „Es ist immer gut, miteinander zu sprechen. Wenn jemand ein Anliegen hat, freue ich mich. Ich bin immer ansprechbar. Neue Ideen und Vorschläge sind stets willkommen. Ich möchte versuchen, immer fair zu sein. Gute Umgangsformen sind das A und O im Leben als auch in der Politik“, plädiert sie für ein harmonisches Miteinander. Wenn dabei der Tonfall höflich bleibe, sei das „immer der bessere Weg“.
Info: Interview ohne Worte unter www.schwetzinger-zeitung.de
Zur Person
Petra Mihambo-Fichtner wird 1962 in Schwetzingen geboren. Sie wächst in Plankstadt auf und geht dort in die Grundschule. Es folgen Realschule und Abitur am Wirtschaftsgymnasium in Schwetzingen.
Sie ist geschieden und hat eine Tochter Malaika.
Die neue Gemeinderätin arbeitet als Kassiererin im Einzelhandel.
In ihrer Freizeit macht sie Sport. Sie ist oft in der Natur und fotografiert gerne die Landschaft. vw
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